Der Tote in der Wäschetruhe
Fremden. Angst hat Michaela nicht, schließlich kennt sie diesen Waldweg gut, es ist ihr Schulweg. Es ist auch nicht mehr weit bis nach Hause. In der Ferne sieht sie einen Mann mit einem Fahrrad. Beim Näherkommen bemerkt sie, dass der seinen Drahtesel mitten auf den Weg gelegt hat und ihr damit das Vorbeikommen fast unmöglich macht. Als sie auf gleicher Höhe mit ihm ist, pöbelt er das Kind plötzlich an: »He, willst du mit mir ficken?« Provokativ schiebt er dabei seinen Unterleib vor, wodurch die Wölbung in seiner Hose deutlich hervortritt. »Mach Platz, du Blödmann«, antwortet das Mädchen und weicht ihm ohne anzuhalten aus. Sie kennt ihn flüchtig und nimmt seine Protzerei nicht ernst.
Der Radfahrer folgt dem Mädchen und hat es nach wenigen Metern erreicht. »Halt doch mal an«, ruft er ihr zu. Michaela steigt vom Fahrrad, ohne sich Gedanken zu machen. »Lässt du mich nun ficken«, lässt der Kerl nicht ab von seinem perversen Vorhaben. Nun bekommt es das Kind doch mit der Angst zu tun, will wieder aufsteigen und flüchten. Doch der so viel Stärkere hält ihr Fahrrad am Gepäckträger fest. Michaela läuft in den Wald hinein, nur weg von dem Verrückten, der etwas mit ihr vorhat, das sie nicht begreift und vor dem sie sich fürchtet. Nach wenigen Schritten holt ihr Verfolger sie ein, greift ihren Hals und stellt ihr ein Bein, so dass sie auf den Rücken fallt. Sofort kniet sich der Täter auf ihre Arme. Mit der linken behandschuhten Hand drückt er dem Opfer Mund und Nase zu, mit der rechten würgt er es. Dabei schaut er auf seine Armbanduhr. Es ist 17.38 Uhr. Michaela, ein kleines schmächtiges Mädchen, hat keine Chance. Sie verliert das Bewusstsein. Als sie nicht mehr atmet, kontrolliert der Täter wieder die Zeit. Die Uhr zeigt 17.43 an. Er reißt dem reglosen Mädchen Hose und Schlüpfer herunter, packt sein Glied aus, und versucht, dem Opfer seinen erigierten Penis in die Scheide zu stecken. Das misslingt bei dem kindlichen Geschlecht. Wütend zieht er sich an, ohne sein Ziel, das Mädchen bis zum Samenerguss zu missbrauchen, erreicht zu haben.
Der Mörder schnappt sich mit der linken Hand Michaelas Fahrrad, den leblosen Körper wirft er sich über die rechte Schulter. Er läuft quer durch den Wald zu einem Wassergraben, über den eine Bahnlinie führt. Dort lässt er zunächst das Rad fallen, um das Kind beiseite zu schaffen. Aus Angst, dass die Tote im Rohr, das das Wasser durch den Bahndamm leitet, stecken bleiben könnte, geht er ein Stück über die Gleise und lässt das Bündel auf der anderen Seite von der Schulter die Böschung hinabgleiten, in der Hoffnung, dass es in den Graben rutscht. Doch das Mädchen bleibt am Ufer liegen und er muss nun doch durch den Schnee waten, der an dieser geschützten Stelle liegt, um die Tote zu versenken. Er beobachtet, wie die Leiche abtreibt und untergeht. Mit einem Ast verwischt er die Spuren auf der Böschung.
Der Täter eilt zum Fahrrad des Opfers zurück, an dem eine Einkaufstasche hängt. Er durchsucht sie nach Geld, findet zwei Mark und steckt sie ein. Das Fahrrad wirft er, wie zuvor das Mädchen, in den Graben. Beim ersten Versuch ragt es noch weit aus dem Wasser. Er holt es heraus und wiederholt den Vorgang. Nun versinkt es vollständig.
Zu Hause in Maukendorf wird Michaelas Vater Werner Moritz unruhig, als seine Tochter um 18 Uhr noch nicht zurück ist. Sie sollte doch nur zum Konsum fahren, um Milch zu holen, mehr nicht. Kurz nach 17 Uhr hatte er sie losgeschickt. Das Kind ist stolz, dass sie das schon darf und Papa helfen kann. Und der hat keine Bedenken. Immer war auf das Mädchen Verlass gewesen. »Das kann doch nicht so lange dauern«, sagt er sich, als die Zeit verrinnt. Nun macht er sich doch Vorwürfe. »Hoffentlich ist nichts passiert.« Werner Moritz setzt sich ins Auto und trifft wenige Minuten später am Konsum im Nachbarort Knappenrode ein. »Ja, deine Michaela war hier«, bestätigt ihm Verkäuferin Sieglinde Schulze. »Die ist aber gleich wieder weg, so kurz vor drei Viertel sechs«, fügt sie hinzu. Werner Moritz fährt die Strecke ab, die seine Tochter auf dem Heimweg genommen haben muss. Er sieht sie nicht. »Bestimmt ist sie inzwischen zu Hause, hat vielleicht unterwegs eine Freundin getroffen«, versucht sich der Vater zu beruhigen. Doch Michaela ist nicht da. Verzweifelt fährt er erneut nach Knappenrode und wieder zurück, sucht eine Straße nach der anderen ab, doch Michaela ist wie vom Erdboden verschluckt. Um 19.50
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