Der Tote in der Wäschetruhe
Uhr alarmiert Werner Moritz die Polizei. Sofort werden alle Streifen verständigt. Es beginnt die Suche nach der Vermissten. Bei Freundinnen und Verwandten ist Michaela nicht. In Krankenhäusern der Umgebung ist kein unbekanntes Kind eingeliefert worden. Auch von einem Verkehrsunfall ist nichts bekannt. Und sie in der Dunkelheit draußen im Wald zu finden, ist aussichtslos.
Kurz nach 17 Uhr ist mit dem Sportunterricht die erste Schulwoche im Februar für die 15-jährigen Harald Kuttzer und Lothar Güttner, Schüler der neunten Klasse der Polytechnischen Oberschule Knappenrode endlich vorbei. Die beiden Jugendlichen beschließen, ihr »Tagwerk« mit einer Zigarette zu beenden. Dass ihnen das Gesetz Rauchen noch nicht gestattet, schert sie nicht. Es passiert ihnen ja nichts, solange sie von Lehrern und Eltern nicht erwischt werden. Harald und Lothar radeln ein Stück in den angrenzenden Wald hinein. Dort fühlen sie sich sicher vor fremden Augen und brennen sich ihre Lunten an. Als die Glimmstengel niedergepafft sind, fahren die Jugendlichen zurück. An der Post verabschieden sie sich voneinander, um nach Hause zu fahren. Harald Kuttzers Weg führt an einem HO-Geschäft vorbei. Nach dem Tabakgenuss steht ihm der Sinn nach Süßem. Er geht in den Laden und kauft sich für eine Mark Pfefferkuchen. Herzhaft beißt er vom Lebkuchengebäck mit dem Schokoladenüberzug ab und bricht dann auf. Auf der Heimfahrt kommt ihm der Gedanke, dass er ja durchaus noch ein paar Züge nehmen könnte. In der Hosentasche stecken eine halbe Zigarre und eine Zigarette, die er vom Vater stibitzt hat.
Auf dem Hauptweg, der durch den Wald zwischen Maukendorf und Knappenrode führt, sieht er Michaela Moritz kommen. Doch die Kleine interessiert den Jungen zunächst nicht. Er biegt rechts in einen Trampelpfad ein, hält an, setzt sich auf die Querstange seines Herrenfahrrades und zündet sich die Zigarre an. Doch schon nach wenigen Zügen kratzt der Rauch unangenehm im Hals. »Das Kraut ist aber scharf«, stellt Harald Kuttzer für sich fest und wirft den Stummel weg. Die Zigarette schmeckt ihm besser. Wie er so dasteht und in den Tag hineinsinnt, schwillt ihm der Penis. Das geht schon den ganzen Tag so, dabei hat er sich heute früh mit der Hand Erleichterung verschafft. Während er raucht, reibt sich Harald Kuttzer zwischen den Beinen. Eine Zigarettenlänge später begibt er sich zum Hauptweg zurück. Auf dem kommt ein Mann mit einem Motorroller angefahren. Kuttzer lässt ihn vorbei, überquert danach die unbefestigte Waldstraße, wartet und lässt sich ein weiteres Stück Pfefferkuchen schmecken. Minuten später sieht er Michaela Moritz näher kommen. Nur noch wenige Meter trennen das neunjährige Mädchen von dem sexuell erregten, pubertierenden Jüngling. Dann kommt es zu der verhängnisvollen Begegnung. Das furchtbare Geschehen nimmt seinen Lauf.
Während in Maukendorf Werner Moritz voller Unruhe die Straße entlang blickt, auf der seine Tochter vom Einkaufen längst angefahren kommen müsste, dann das Auto aus der Garage holt, zum Konsum nach Maukendorf fährt und später die Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgibt, sitzt Harald seelenruhig daheim im Wohnzimmer. Er lässt sich das Abendbrot schmecken, verfolgt im Fernsehen die »Aktuelle Kamera« und guckt danach den Freitagsfilm. Gegen 21.30 Uhr geht er ins Bett, das wegen der beengten Wohnverhältnisse im Elternschlafzimmer steht. Er denkt nicht nach über das, was er Stunden zuvor Michaela angetan hat.
An den folgenden drei Tagen verfolgt Harald nahezu amüsiert die aufwendige Suche nach der vermissten Michaela Moritz. Mit Lautsprecherwagen bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe. Sie selbst durchstreift mit einem Großaufgebot die Wälder rings um den See. »Mann, sind das eine Menge Polizisten, und der ganze Aufwand nur wegen eines kleinen Mordes«, denkt er. Nur eine Sorge treibt ihn um: »Habe ich auch keine Spuren hinterlassen?«
Zwei Tage später wird Michaelas Fahrrad aus dem Wassergraben gezogen. Der Beutel mit dem Einkauf hängt noch am Lenker. Die Hoffnung, das Mädchen lebend zu finden, ist nur noch gering. Kurze Zeit später wird der halb entkleidete Leichnam des Kindes geborgen. Spezialisten fotografieren den Fundort des Fahrrades und der Leiche. Ein Gerichtsmediziner nimmt das tote Kind vor Ort in Augenschein. Danach kommen die Leichenbestatter und transportieren die Tote nach Dresden in die dortige Medizinische Akademie, wo sie Rechtsmediziner obduzieren. Die
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