Der Tote in der Wäschetruhe
Ärzte diagnostizieren nach der Leichenschau ein sogenanntes verkürztes Ertrinken als Todesursache. In der Lunge haben sie Wasser und Speisebrei gefunden. Michaela hat noch gelebt und muss erbrochen haben, bevor der Täter sie in den Wassergraben warf. Hautunterblutungen und Hämatome am Hals, den Oberarmen und an den Oberschenkeln sind Zeugnisse der Gewalt, der das Kind ausgesetzt war.
Parallel zur Suche nach Michaela Moritz ermittelt die Kripo in den Anrainergemeinden des Sees, vor allem natürlich in Knappenrode und Maukendorf. Sie macht die Zeugen ausfindig, die das Mädchen zuletzt gesprochen und möglicherweise den Täter gesehen haben. Der entscheidende Hinweis kommt vom Fahrer des Motorrollers, der Harald Kuttzer zur mutmaßlichen Tatzeit in der Nähe des Tatortes beobachtet hat. Akribisch wird die Umgebung abgesucht. Auf dem Trampelpfad abseits des Hauptweges sichern die Kriminaltechniker die Reste einer Zigarre und einer Zigarette. An ihnen werden später im Kriminaltechnischen Institut der Deutschen Volkspolizei in Berlin Spuren nachgewiesen, die eindeutig von Harald Kuttzer stammen. Vier Tage nach dem Tötungsverbrechen an Michaela verhaftet die Polizei den 15-Jährigen. Bei der Hausdurchsuchung wird die Bekleidung sichergestellt, die er am Tattag getragen hat. Darauf sichern die Kriminaltechniker Faserspuren, die zu Kleidungsstücken von Michaela passen. Unter den Fingernägeln des Verdächtigen werden Reste von Schmutz herausgekratzt und im Labor unter die Lupe genommen. Die Erdspuren und Rauchpartikel könnten vom Tatort stammen. Die Mordermittler sind sich sicher, dass Harald Kuttzer derjenige ist, der Michaela Moritz vergewaltigt und getötet hat. Einen Tag nach der Festnahme bestätigt das Kreisgericht Hoyerswerda den Haftbefehl, den die Staatsanwaltschaft des Bezirkes Cottbus beantragt hat. Harald Kuttzer wird in Untersuchungshaft genommen und gesteht den Mord. Er berichtet den Kriminalisten ohne sichtbare Reaktionen oder Schuldgefühle, was sich am 6. Februar 1976 in der halben Stunde zwischen 17.30 Uhr und 18 Uhr ereignet hat. Später schreibt er detailgetreu den Tathergang auf.
In den Vernehmungen und später bei der nervenärztlichen Untersuchung in der Charite der Humboldt-Universität Berlin wird die seelische Kälte des heranwachsenden jungen Mannes auf erschreckende Weise deutlich. Auszüge aus einer Befragung in der Charite zur Tat belegen das:
Frage: Warum hast du auf sie gewartet?
Antwort: Weil ich mich befriedigen wollte.
Frage: Und wie sollte das sein?
Antwort: Ich wollte mein Glied bei ihr reinstecken.
Frage: Dachtest du, die Michaela ist damit einverstanden?
Antwort: Ja
Frage: Warum bei einem so kleinen Mädchen?
Antwort: Weiß ich auch nicht. Vor Maukendorf habe ich gesagt, sie soll mal anhalten. Ich habe mein Fahrrad auf die Seite gelegt und gefragt, ob sie mit mir ficken will.
Frage: Und, was hat sie gesagt?
Antwort: Sie wollte fahren, und da habe ich das Fahrrad festgehalten und dann ist sie in den Wald reingerannt und ich bin nach. Und dann habe ich sie umgebracht und wollte dann den Geschlechtsverkehr, aber das hat nicht geklappt.
Frage: Warum hast du sie gewürgt?
Antwort: Ich wollte, dass es nicht rauskommt.
Frage: Was sollte nicht rauskommen?
Antwort: Dass ich mit ihr gevögelt habe.
Frage: Hast du sie gewürgt, damit sie still ist und du sie vögeln kannst, oder gewürgt, damit sie gleich tot ist und du dann mit ihr vögeln kannst?
Antwort: Ich wollte, dass sie ruhig bleibt, und dann wollte ich mit ihr vögeln.
Frage: Dann hätte sie dich doch angezeigt?
Antwort: Ich wollte sie danach umbringen.
Frage: Du wolltest zuerst nur, dass sie ruhig ist?
Antwort: Ja.
Frage: Und dann umbringen?
Antwort: Ich wollte sie erst erstechen, aber ich hatte ja kein Messer, und da wollte ich sie dann erwürgen.
Frage: Du wolltest sie von vornherein eigentlich tot machen, damit sie dich nicht verrät?
Antwort: Ja.
Rein biologisch gesehen, ist Harald längst ein Mann. In seinem Sozialverhalten aber ist er weit zurückgeblieben. Der 15-Jähige ist das älteste von vier Kindern. Seine drei Schwestern sind zur Tatzeit dreizehn, zehn und sechs Jahre alt. Die Eltern sind beide berufstätig, arbeiten im örtlichen Braunkohlebetrieb. Mutter Margott geht in ihrem Beruf als Expedientin auf, Vater Heinz ist als Heizer beschäftigt. Die Eltern arbeiten wechselseitig dreischichtig, was der gemeinsamen Erziehung der Kinder nicht forderlich ist. Insgesamt aber funktioniert die Ehe
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