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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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nicht mehr haben, geh dahin, wo du hergekommen bist.« Sie Informiert telefonisch das Polizeirevier in Lübbenau, bekommt aber lediglich zur Antwort: »Das müssen sie mit Ihrem Freund schon alleine klären.«
    Doch da ist nichts mehr zu klären und zu kitten. Auch die verzweifelten Versuche von dessen Eltern, Franziska zum Einlenken zu bewegen, misslingen. Sie lässt sich weder von ihnen noch von dem bittenden, bettelnden und fordernden Freund dazu überreden, ihm nicht die Sachen vor die Tür zu stellen. »Sonnabend holst du alles ab, und dann ist es vorbei«, bleibt sie hart. Die unglaublich schnelle Wandlung des Mannes vom liebevollen Geliebten zum herrschsüchtigen Pascha und die Informationen ihres Ex-Mannes, eines Polizisten, über ihren Mitbewohner, verbieten ihr jegliches Nachgeben.
    Leicht angetrunken erscheint der Mann wie verabredet am Samstag gegen 17 Uhr. Ernsthaft gewillt, seine Habseligkeiten zu nehmen und die Trennung zu akzeptieren, ist er nicht. Er hat kein Fahrzeug zum Abtransport der Sachen mitgebracht, und den Wohnungsschlüssel rückt er auch nicht heraus. Zwischen den ehemals Verliebten entbrennt im Treppenhaus lautstarkes
    Gezänk. Zeugen hören, wie der Mann Franziska der »Hurerei« bezichtigt und die ihn als »Knastologen« beschimpft, der zudem im Bett eine »taube Nuss« und viel schlechter als ihr Ex-Mann sei.
    Wütend stampft der Verstoßene davon. Eine halbe Stunde später steht er wieder vor ihrer Tür. Sie ahnt nicht, welch teuflischen Plan er verfolgt. Unter der Strickjacke hat er ein Küchenmesser verborgen, das er in Boblitz bei den Eltern aus dem Schubfach genommen hat. Vor zwei Tagen schon hat der 41-Jährige den Entschluss gefasst: »Eine Trennung gibt es nur für beide und dann für immer.« Weil der Ex-Partner jetzt beherrschter wirkt, lässt Franziska ihn in die Wohnung. Sie setzen sich in die Küche, rauchen jeder eine Zigarette. »Alle anderen Zimmer sind für dich tabu. Wenn wir mit dem Rauchen fertig sind, gibst du mir den Schlüssel, schnappst deinen Krempel und verschwindest«, schneidet sie jegliches Wort zu einem Versöhnungsversuch ohne Wenn und Aber ab. »Lass mich wenigstens noch mal zur Toilette gehen. Ich muss pinkeln«, versucht der Exfreund dennoch, Zeit zu gewinnen. Doch Franziska Becker ist konsequent. Sie versperrt ihm die Badtür. Als er sie beiseite schieben will, fährt sie ihm mit den Fingernägeln ins Gesicht. Mehr als die paar Kratzer schmerzt ihn die Endgültigkeit der Romanze, die so bequem für ihn war. Er holt das Messer hervor und will es Franziska frontal in den Leib stechen. Die kann sich im letzten Moment abdrehen. Das Messer trifft die Wand neben der Tür, die Klinge bricht zur Hälfte ab. Das verbliebene Stück reicht ihm, um seinem Opfer mehrfach den Hals aufzuschneiden. Dabei zertrennt er die Hauptschlagader. Franziska Becker verblutet. Der Täter, der sich auf Socken aus dem Haus schleicht, wird von Bewohnern gesehen. Wenig später verhaftet ihn die Polizei.
    In der Hauptverhandlung vor dem Bezirksgericht Cottbus, die Anfang August 1988 stattfindet, gesteht der Angeklagte das Verbrechen. Er wird zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. In der Urteilsbegründung heißt es: »Wer zu erkennen gab, dass eine hohe zeitige Freiheitsstrafe nicht ausreichte, um ihn zu einer konsequenten Achtung der Würde und des Lebens von Frauen zu erziehen und der sie erneut als Freiwild für sich betrachtete, wenn sie ihm einmal zugetan gewesen waren, musste IM seiner Überlegung vor der Tat mit der Höchststrafe bei erneutem Mord rechnen. Als schulderschwerend sieht der Senat des Weiteren an, dass der Angeklagte, der sich seine Kinderliebe zugute hält, nicht davor zurückschreckte, zwei noch recht jungen Kindern für immer die Mutter zu nehmen. Er ließ vom Vorhaben ihrer bestialischen Tötung nicht einmal ab, als sie bereits bewusst- und hilflos verletzt am Boden lag.«
    Der Mörder von Franziska Becker heißt Wilfried Stänzer. Fast genau ein Jahr nach der Haftentlassung auf Bewährung wegen des versuchten Mordes an Elvira Funkel zeigt er wieder, zu welch brutaler Gewalt er fähig ist. Er tötet eine Frau, als sie ihm nicht mehr hörig sein will.

WAHNSINN
    Mitte März 1987 feiert die Belegschaft des Volkseigenen Betriebes Gebäudewirtschaft Bad Liebenwerda ihr jährliches Betriebsvergnügen. Der Betriebsdirektor hat seine Rede gehalten, auf die niemand so recht geachtet hat, verdiente Kolleginnen und Kollegen sind ausgezeichnet worden, und auch

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