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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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das Essen hat geschmeckt. Jetzt wird getanzt, das eine oder andere Glas Wein und Bier an den Tischen getrunken und an der Bar finden sich Grüppchen zusammen, stoßen mit Sekt mit Früchten und mit Weinbrand, Wodka oder anderem Hochprozentigen an. Es wird viel geschwatzt und gelacht.
    Auch Roland Wassner (31) und seine Ehefrau Gunhild (27) amüsieren sich. Sie haben schon einige Runden auf der Tanzfläche hinter sich. Es gefällt ihnen wie immer auf dem Betriebsfest. Roland ist als Maurer und Fliesenleger anerkannt bei seinen Kollegen in der Brigade wie in der ganzen Firma. Zweimal hat ihn die Betriebsleitung schon als Bestarbeiter geehrt. Außerdem sind seine Einsatzbereitschaft und die Qualitätsarbeit mehrfach mit Geldprämien anerkannt worden. Der Handwerker ist ein umsichtiger, ruhiger und zurückhaltender Vertreter seiner Zunft, aber deswegen nicht kontaktarm. Aufgewachsen in einer kinderreichen Familie in einem Dorf in der Nähe von Bad Liebenwerda hat der bodenständige Mann früh gelernt, sich anzupassen und auch durchzusetzen. Sein handwerkliches Geschick hat sich herumgesprochen, so dass er im zweiten Arbeitsverhältnis nach Feierabend gut ausgelastet ist. Er hilft Verwandten, Freunden und Bekannten bei Bau- und Renovierungsarbeiten. Gemeinsam mit seiner Ehefrau kellnert er zudem an Wochenenden bei seiner Schwester in deren Gaststätte. Das bringt zusätzliches Geld fürs Familienbudget. Die Wassners können sich manches mehr an Wohlstand leisten als andere. Es geht ihnen gut.
    In der Familie herrscht Harmonie. Daran hat auch das verflixte siebente Ehejahr nichts geändert. Viele Paare laufen in diesem
    Entscheidungsjahr, aufgefressen vom Alltag, auseinander. Doch Gunhild und Roland lieben sich wie am ersten Tag. Die sieben-jährige Tochter Cindy ist ihr ganzer Stolz und macht das Glück Komplett. In ein paar Tagen, am 20. März, hat sie Geburtstag. Dann wird ihr Mädchen bereits acht Jahre alt. Cindy wünscht sich - wieder einmal - ein Brüderchen oder Schwesterchen. Bisher haben sich die Eltern nicht für ein zweites Kind entscheiden können. In der Dachgeschosswohnung war es für Familienzuwachs zu eng, und die geräumigere Betriebswohnung haben sie erst vor drei Jahren bezogen.
    Cindy ist bei den Großeltern. Ihre Eltern haben die ganze Nacht für sich und können morgen ausschlafen. Roland freut »Ich auf die kommenden Stunden. Er bittet seine Ehefrau erneut zum Tanz. Es ist ein schöner Titel, nicht zu schnell, genau das richtige zum Schmusen. »Ich liebe dich«, flüstert Roland seiner Gunhild ins Ohr und drückt sie an sich. Die legt glücklich beide Arme um seinen Hals. Die Eheleute drehen sich, eng aneinander geschmiegt, nach den Takten der Musik. »Komm, lass uns an die Bar gehen«, schlägt der Mann vor und fasst seine Frau liebevoll um die Schulter. Dort stehen einige Kollegen aus seiner Brigade mit ihren Ehefrauen. Auf sie streben die Wassners zu. »Guckt, da kommt unser kleiner Süßer«, glaubt Roland zu hören und meint zu beobachten, wie die Männer die Köpfe zusammenstecken und irgendwie anzüglich grinsen. Sogar das Wort »Homo« dringt an sein Ohr. Als das Paar an die Bar tritt, verstummen die Gespräche. Zumindest mit ihm unterhalten sie sich nicht, findet Roland. Gunhild dagegen bemerkt nichts. Sie spricht mit den anderen Frauen, scherzt und lacht. Roland aber spürt Unruhe und Misstrauen in sich aufsteigen. »Was sollte das mit dem >Süßer< und dem >Homo    Zu Hause angekommen, fragt er Gunhild: »Hast du auch gemerkt, wie komisch die heute zu uns waren, so, als wäre ich ein Homosexueller? Dabei wissen die, dass das nicht stimmt, wo wir doch ein Kind haben.« Gunhild schaut ihren Mann verdutzt an: »So ein Quatsch, das bildest du dir nur ein. Die waren wie immer. Komm, lass uns ins Bett gehen«, beruhigt sie ihren Roland und gibt ihm zärtlich einen Kuss.
    In den folgenden Tagen gerät die Welt des Roland Wass-ners immer mehr durcheinander. Von der Betriebsfeier aus hat sich das Gerücht in der Stadt verbreitet, dass der Wassner ein »Schwuli« ist und womöglich Aids hat. Dessen ist sich Roland ganz sicher. Wo er auftaucht in der Kleinstadt, benehmen sich die Menschen auffallig, gucken ihn komisch an, halten Abstand zu ihm. Kollegen aus der Brigade hat er schon zur Rede gestellt. Nur die können die Anschuldigungen in die Welt gesetzt haben. Er droht ihnen mit Anzeigen bei der Polizei wegen übler Nachrede. Die aber streiten alles ab. Natürlich, wer gibt das

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