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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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    Mitte Mai 1983 in Weißwasser. Die 18 Jahre alte Studentin Sandra Meier ist vom Bahnhof Weißwasser aus zu Fuß auf dem Weg nach Hause. Knapp fünf Kilometer sind es bis nach Gablenz, wo sie bei den Eltern wohnt. Unterwegs trifft sie ihren Bruder Sven, der mit zwei Freunden gerade vom Eishockey-Spiel der einheimischen Dynamo-Mannschaft gegen den Erz-rivalen von Dynamo Berlin aus dem Eisstadion kommt. »Hallo Schwesterchen, geh schon mal vor. Ich hol noch mein Fahrrad, komm dann nach, und wir laufen gemeinsam nach Hause«, ruft er Sandra zu. Die ist froh über die in Aussicht gestellte Begleitung und schlendert ohne große Eile die Straße entlang.
    Es ist etwa 21.45 Uhr, als sie am Abzweig nach Gablenz auf der anderen Straßenseite einen Radfahrer bemerkt. Der fährt trotz der Dunkelheit ohne Licht. Der Kettenschutz klappert, es ist wohl ein älteres Gefährt, auf dem er sich bewegt. Sie schenkt dem Mann keine besondere Aufmerksamkeit, auch nicht, als der plötzlich die Straßenseite wechselt und neben ihr her fährt. »Kannst du mir sagen, wie spät es ist?«, will er von Sandra wissen. »Hab keine Uhr bei mir, muss aber so um zehn sein«, entgegnet sie. »Danke«, antwortet er höflich und radelt davon. Dass sich der Radfahrer 50 Meter voraus nach einer Kurve in einem Gebüsch in der Nähe des Sportplatzes versteckt, bemerkt Sandra nicht. Und als sie ihn sieht, ist es zu spät. Der Unbekannte springt auf sie zu und greift ihr an den Hals. Verzweifelt wehrt sich die 18-Jährige und ruft zweimal nach einer ihr bekannten Familie, die in der Nähe wohnt. Dann fehlt ihr die Luft. Der Täter schleift sie in den Straßengraben und wirft sich auf die junge Frau. Seine sexuelle Erregung ist stark, der Widerstand seines Opfers auch. Sie zieht ihn mit einer Hand an den Haaren, kratzt mit der anderen sein Gesicht auf. »Lass mich zufrieden, mein Bruder kommt gleich hier lang«, röchelt sie. Den Mann bringt das nicht zur Vernunft. Er steht auf, packt die junge Frau am Schopf und zieht sie in den Wald, der an den Straßengraben grenzt. Sandra bettelt und fleht ihn an: »Bitte, bitte, lass mich am Leben! Du kommst doch sowieso nicht durch. Mein Bruder s ucht nach mir.«
    Statt einer Antwort wirft der Mann Sandra zu Boden und legt sich erneut auf ihren Körper. Ihr Widerstand erlischt. »Du kannst alles mit mir machen, doch lass mich am Leben«, bittet sie wieder und wieder. Sie spürt, wie der Unbekannte ihr die Bluse hochschiebt und seine Hände ihre Brüste betatschen. Als der Vergewaltiger sie küssen will, dreht sich die junge Frau angewidert zur Seite. Der Mann zieht ihr Hose und Schlüpfer herunter und beginnt, sich seine Latzhose aufzuknöpfen. Plötzlich ertönen von der Straße Stimmen. Der Täter hält inne. Das ist Sandras Rettung. Sie läuft, nackt wie sie ist, davon und ruft verzweifelt nach ihrem Bruder Sven. Ihr Peiniger steht zunächst nur verdutzt da. Wenig später hören Sandra und Sven das schwächer werdende Klappern eines Fahrrades. Gemeinsam gehen sie zum Ort des Verbrechens und suchen Sandras Sachen zusammen.
    Auf dem Polizeirevier ist Sandra Meier sich sicher, dass sie den Täter wiedererkennen würde. Sie beschreibt ihn als etwa 25 Jahre alt, von schlanker Gestalt und ungefähr 175 Zentimeter groß. Sein blondes Haar bedeckt halb die Ohren, ist nach rechts gescheitelt und reicht weit ins Gesicht. Auffällig sind die vorstehenden Backen- und Kieferknochen. Er trug eine dunkle Kombi ohne Taschen und um die Hüfte einen etwa vier Zentimeter breiten hellen Gürtel.
    Mithilfe eines Phantombildes wird intensiv nach dem Täter gesucht, doch die Polizei kann ihn nicht finden.
    Knapp drei Wochen später. Manuela Paulick hat sich mit Schülern ihrer Klasse aus der Erweiterten Oberschule Weißwasser zum Baden am Fichterteich bei Gablenz verabredet. Der 9. Juni ist ein herrlicher Tag. Die Sonne lacht vom blauen, wolkenlosen Himmel, und sie scheint noch heller zu strahlen als gewöhnlich.
    So empfindet es Manuela. Es ist ihr 18. Geburtstag. Gut gelaunt schnappt sie sich ihr Minifahrrad mit den Badesachen auf dem Gepäckträger und ist schon bald an dem Waldweg, der zu dem kleinen, versteckt liegenden See führt. Plötzlich hört sie hinter sich ein klapperndes Geräusch. Sie sieht einen Mann auf einem älteren Fahrrad herankommen. Manuela spürt einen Stoß, fällt um und stößt mit dem Kopf gegen eine Birke. Sie weiß nicht, dass der Sturz kein gewöhnlicher Unfall auf einem schmalen Waldweg ist, sondern

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