Der Tote in der Wäschetruhe
mehr zu bremsen. Als er nicht freiwillig bekommt, was er begehrt, schlägt er ohne Vorwarnung zu. Er versetzt Liane einen kräftigen Faustschlag ins Gesicht, der sie zu Boden streckt. Das Mädchen schlägt mit dem Hinterkopf auf und verliert das Bewusstsein. Tutschinski schleift sein Opfer zu dem nicht weit entfernten Müllplatz und legt es hinter der Mauer am angrenzenden Zaun zum Kindergarten ab. Der Mann lässt seine Hose fallen, reißt Liane Hose und Schlüpfer vom Leib und schiebt Pullover samt Büstenhalter nach oben. Als die 17-Jährige aus der Ohnmacht zu sich kommt, umfasst er mit beiden Händen ihren Hals, stützt sich mit dem ganzen Gewicht seines Körpers darauf und drückt den Kehlkopf zu. Liane wehrt sich, kneift und kratzt den Mann über sich, doch um Hilfe kann sie nicht mehr rufen. Tutschinski vergewaltig das erneut bewusstlos gewordene Opfer und beißt dem Mädchen in die linke Brust. Nach der Ejakulation zieht er sich die Hose hoch, greift nach der Zaunlatte, die ganz in der Nähe liegt, und schlägt mehrmals mit aller Kraft auf Körper und Rumpf ein. Liane stöhnt nach dem ersten Hieb noch einmal auf, der Körper zuckt ein letztes Mal, bevor sie stirbt.
In der Unterkunft in Lübbenau-Stennewitz angekommen, wäscht sich Helfried Tutschinski das Blut von den Armen und legt sich schlafen.
Das Bezirksgericht Cottbus verurteilt den Transportarbeiter Helfried Tutschinski wegen Mordes und Vergewaltigung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Rohheit und Intensität der Tat sind kaum zu übertreffen, heißt es in der Urteilsbegründung. Deshalb müsse der Angeklagte für immer von der Gesellschaft isoliert werden.
Anfang 1994 stellt Helfried Tutschinski den Antrag, auf Bewährung aus der Haft entlassen zu werden. Entgegen der Auffassung der Staatsanwaltschaft Cottbus stimmt das Landgericht Potsdam dem zu, obwohl ein Gutachter nicht ausschließt, dass sich beim Häftling erneut sadistische Züge entfalten könnten.
Der Cottbuser Oberstaatsanwalt legt beim Brandenburgischen Oberlandesgericht Beschwerde ein und hat damit Erfolg. Das OLG hebt den Beschluss der Potsdamer Richter auf und verfügt, dass Tutschinski frühestens nach 17 Jahren Haft freikommen darf.
Die sind 1996 verbüßt. Im Oktober wird Helfried Tutschinski mit einer Bewährungszeit von fünf Jahren aus dem Strafvollzug entlassen.
DER VOYEUR
Der Halbendorfer See unweit der Stadt Weißwasser in der Ober-lausitz ist in den Sommermonaten ein beliebtes Naherholungsgebiet. Der zwei Kilometer lange und 500 Meter breite See ist beliebt wegen des klaren Wassers und weil man sich am Strand und auf dem Campingplatz bewegen kann wie Adam und Eva -nackt von Kopf bis Fuß. In der DDR findet die Freikörperkultur mit Beginn der 1970er Jahre immer mehr Anhänger, und so sind FKK-Strände nicht nur an der Ostsee, sondern auch im Binnenland an den vielen Gewässern der Lausitz gut besucht.
Der Mann, der auf das Treiben am FKK-Strand in Halbendorf blickt, ist durch ein Gebüsch getarnt. Er ist zweifacher Vater und zum zweiten Mal verheiratet. In Weißwasser bewohnt er eine Wohnung in einem Neubaugebiet. Im benachbarten Kraftwerk Boxberg hat der Instandhaltungsmechaniker eine geregelte Arbeit mit gutem Auskommen. Sein nach außen hin normales Leben hat seine dunklen Seiten. Magisch zieht es ihn zu den Orten, an denen sich Frauen und Männer so ungezwungen bewegen, nackt in der Sonne liegen, sich gegenseitig die Haut cremen, sich berühren und küssen, in der Sonne Volleyball oder Federball spielen - einfach die ungezwungene Freiheit genießen. Das erregt ihn. Dann kann er nicht an sich halten, muss seinen Penis in die Hand nehmen und masturbieren. Es vergeht kaum ein Tag im Sommer, an dem sich der Voyeur nicht mit seinem Moped »Star« oder dem Fahrrad auf den Weg macht, um am Halbendorfer See oder an einem der anderen größeren und kleineren Gewässer der Umgebung hinter Bäumen und Büschen versteckt zu spannen. Einmal, im Sommer 1973, ist er erwischt worden, wie er sich beim lustvollen Betrachten der nackten Menschen in aller Öffentlichkeit selbst befriedigte - 500 Mark Ordnungsstrafe. Doch das hat seine heimliche Begierde eher gesteigert als eingedämmt. Auch auf Bahnhöfen, in Toiletten und Zügen beobachtet er Frauen. Gefällt ihm eine, fängt er an zu onanieren. Seit Jahren geht das schon so. Und immer mehr setzt sich in seinem Kopf der Gedanke fest, dass es schön wäre, hübschen nackten Frauen nicht nur zuzuschauen, sondern sie auch zu
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