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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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dass der Verursacher den Zusammenstoß gezielt provoziert hat. Er ist vom bloßen Anblick des jungen Mädchens schon sexuell erregt. In Gedanken hat er sie schon Stück für Stück entkleidet und ist mit ihr intim.
    Als sich Manuela, die vom Sturz leicht benommen ist, erheben will, sieht sie ein Gesicht über sich. Der Mann, der sie vom Fahrrad gestoßen hat, lacht und verzerrt seinen Mund zur Fratze. Das blonde Haar ist durch den Wind zerzaust und hängt in die Stirn. Sie schätzt sein Alter auf 20 bis 30 Jahre. Er hat etwas Dunkles an und wirkt schlank und sportlich. Doch statt dem Mädchen beim Aufstehen behilflich zu sein, umfasst er ihren Hals und drückt mit aller Kraft zu. Manuela wird schwarz vor Augen. Sie verliert das Bewusstsein und blutet aus der Nase.
    Als sie wieder zu sich kommt, ist sie allein. Der Täter ist in Richtung FKK-Strand verschwunden. Das blutverschmierte Gesicht seines Opfers hat ihn von weiteren Handlungen abgeschreckt, die sexuelle Erregung ist panischer Angst gewichen. Dem bewusstlosen Mädchen hilft er nicht. Er hat ihr Fahrrad versteckt, damit man sie nicht so schnell findet. Manuela taumelt zum See, wo sich die entsetzten Klassenkameraden um sie kümmern. Einer der Jungs schwingt sich auf sein Moped und holt den Vater herbei, der die Polizei alarmiert. Manuela muss drei Tage im Krankenhaus behandelt werden. Sie hat Hämatome an der Stirn, am Oberkörper sowie am linken Unterschenkel. Das linke Auge ist blau angeschwollen, der Hals voller Würgemale. Die Verletzungen heilen schnell, doch Angst und Alpträume lassen sie lange Zeit nicht los.
    Nach den zwei Überfällen auf junge Frauen innerhalb kurzer Zeit läuten bei der Polizei die Alarmglocken. Viele Indizien deu-
    ten ilarauf hin, dass es sich bei dem Täter um ein und denselben Mann handelt und dass er in den Dörfern um Weißwasser oder der Stadt selbst zu Hause ist. Die einschlägige Täterkartei wird durchforstet, Alibis werden überprüft. Doch eine heiße Spur gibt es nicht.
    Tage und Wochen vergehen. Inzwischen ist es der 21. August. Der Mann, der hinter Gebüsch versteckt nackte Frauen am FKK-Strand beobachtet und sich dabei selbst befriedigt, ist wieder einmal unterwegs zu seinem Lieblingsgewässer, dem Halbendorfer See. Gegen Mittag ist er mit seinem Moped eingetroffen. Die Gelegenheit ist günstig. Es ist Sonntag, Ehefrau Gerlinde ist zur Spätschicht, und er hat frei. So kann er stundenlang ungestört die ihn erregenden Ansichten genießen. Als die Sonne schwächer wird und der Strand sich langsam leert, bricht auch er auf. Es ist 17 Uhr. Große Lust, schon jetzt wieder nach Hause in die Plattenbauwohnung zu fahren, wo die drei Kinder lärmen, die seine zweite Frau mit in die Ehe gebracht hat, verspürt der 30-jährige Mann nicht. Er kurvt mit seinem »Star« viel lieber noch durch die Lausitzer Landschaft, sieht sich in Krom-lau um, dann in Bad Muskau. Auf dem Heimweg nach Weißwasser hält der 30-Jährige in einem Wald an und sucht Pilze. Die wachsen noch nicht. Wenigstens entdeckt er einen Stock, der gut in sein großes, 600 Liter Wasser fassendes Aquarium passt. Er bricht sich das Holz zurecht und macht es auf dem Gepäckträger fest. In Krauschwitz, einer Industriegemeinde, die etwa fünf Kilometer von Weißwasser entfernt liegt, streikt sein Moped unmittelbar vor dem Freibad. Der Auspuffkrümmer hat sich gelockert. Es ist eine Kinderkrankheit des ansonsten zuverlässigen Zweirades. Auf dem Parkplatz borgt sich der Mopedfahrer von einem Autobesitzer eine Zange und zieht damit die Schrauben an der Auspuffverbindung fest. Aus den Augenwinkeln bemerkt er eine Frau mit kurzem, schwarzem Haar, die aus dem Schwimmbad kommt und mit ihrem Fahrrad davonfährt. Sie scheint etwas älter zu sein, doch ihre Figur ist tadellos. Sommerlich bekleidet mit einem roten Rock und einem weißen Trägerhemd kommen ihre Reize noch besser zur Geltung. In ihm wächst von einer Minute auf die andere das Verlangen nach einem Abenteuer mit dem schönen Wesen. Er braust der Begehrten auf dem Moped hinterher, an ihr vorbei und scheinbar von dannen auf der Straße, die quer durch einen Kiefernwald führt. Nach etwa einem Kilometer stellt er den »Star« in einem Waldweg ab und versteckt sich. Der Mann ist sich sicher, dass die attraktive Frau diese Verbindung nutzt, die den Heimweg beträchtlich abkürzt.
    Er muss nicht lange warten. Ingrid Spücher fährt recht flott. Sie ist 35 Jahre alt und Mutter einer dreizehnjährigen Tochter und eines

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