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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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fuhr sie fort. »Und sag ihr, ich kann sie erst besuchen, wenn es nicht mehr so heiß ist. Mein Kreislauf. Bei der Hitze spielt er total verrückt.«
    »Mach ich, mein Schatz.« Eric verließ die Wohnung. Im Blumenladen unten an der Ecke würde er noch einen Strauß gelber Rosen kaufen (nicht zu teuer, vielleicht gab es Sonderangebote) und dann mit dem Taxi zum Krankenhaus fahren. Er blickte auf seine Uhr, eine teure Patek Philippe. Chantal hatte sie ihm zum dritten Hochzeitstag geschenkt.

    Drei Uhr nachmittags. Die Zeit, in der die Hitze des Tages am unerträglichsten war. Eric Lecadre hoffte nur, dass er ein Taxi mit Klimaanlage erwischte.
     
    Das Mittagessen hatte spät begonnen, und soeben wurde der Kaffee gereicht. Frédéric Dubois trank ihn schwarz und ohne Zucker. Léon Soulier gab zwei Stück Zucker in die Tasse. Er achtete nicht auf seine Figur. Klein und übergewichtig, mit Glatze, stets geröteten Wangen und einer roten Nase scherte er sich nicht um sein Äußeres.
    Die beiden saßen sich im Restaurant Closerie des Lilas an einem etwas abseits stehenden Tisch gegenüber, wo sie ungestört ihre geschäftliche Besprechung führen konnten. Dubois war Musikproduzent und Teilhaber an einer Plattenfirma, die zu Léon Souliers Konzern MediaFrance gehörte. Dass sie beide bei diesen unerträglichen Temperaturen noch in Paris weilten, hatte viele Gründe. Léon Soulier war am Abend Gast in der Rateshow Ribanville fragt , und Frédéric Dubois arbeitete auf Hochtouren an mehreren Projekten und konnte die Stadt nicht verlassen. Unter anderem bastelte er an einer neuen Studio-Software, die in wenigen Wochen getestet werden sollte. Soulier hatte viel Geld in diese Entwicklung gesteckt, die die Musikproduktion revolutionieren würde. Einmal patentiert und in andere Länder verkauft, versprach die neue Software satte Gewinne.
    Jetzt, nach einem wunderbaren Menu (Melone mit Portwein, Rotbarbenfilets auf Mangospalten, frischer Ziegenkäse, eine Himbeercharlotte als Dessert, dazu ein weißer Burgunder) war der geschäftliche Teil ihrer Unterhaltung beendet.

    »Ist deine Frau mit dem Jungen schon weg?«, fragte Dubois und trank den letzten Schluck Kaffee. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, und er tupfte sie mit der Serviette ab. Sein Jackett aus Jeansstoff hatte er schon lange abgelegt. Der kräftige Oberkörper mit dem Waschbrettbauch steckte in einem kurzärmeligen, blauen Hemd mit Button-down-Kragen. Dazu trug er schwarze Designer-Cargohosen mit überdimensional großen Taschen. Darin hatte er seine drei Handys verstaut, seine Brieftasche, seinen Terminkalender und mehrere Packungen Kaugummis ohne Zucker.
    »Gestern Abend hat sie den Flieger genommen«, erwiderte Léon Soulier. »Aber am Atlantik ist es auch nicht kühler als in Paris.«
    »Und die Sendung heute Abend?«
    »Die sieht sie sich im Fernsehen an. Ich wollte nicht, dass sie mit ins Studio kommt. Das war ihr, glaube ich, auch ganz recht.«
    Dubois senkte ein wenig die Stimme und funkelte seinen Freund und Geschäftspartner neugierig an.
    »Kennst du eigentlich die Fragen schon? Ich meine, hat Yves dir irgendwelche Tipps gegeben?«
    Léon schmunzelte verschmitzt und strich mit der flachen Hand über seine Glatze.
    »Was meinst du , Frédi, hat er oder hat er nicht?«
    »Ach komm schon, mir kannst du es doch verraten!«
    »Tu ich aber nicht. Denk, was du willst, aber von mir erfährst du nichts!«
    »Also hat er dir Hinweise gegeben!« Frédéric verschränkte die Arme über der Brust und lehnte sich zurück. »Das sehe ich dir doch an, ich kenne dich, Léon!«

    »Wenn du dich da mal nicht täuschst, mein Lieber!« Léon Soulier winkte den Kellner herbei. »Die Rechnung bitte.«
    »Aber nach der Party heute Abend kannst du es mir ja verraten. Dann ist die Show gelaufen. Außerdem halte ich sowieso dicht, das weißt du doch.«
    »Ich denke, du kommst gar nicht zur Party?«
    »Stimmt, ich werd’s nicht schaffen. Dann sagst du es mir eben morgen früh.«
    Eines seiner drei Handys klingelte, und Frédéric fingerte es aus der linken Oberschenkeltasche.
    »Ja? - Jetzt schon?« Frédéric warf einen Blick auf seine Uhr. »Sag ihm, ich bin in einer Viertelstunde da!« Er steckte das Handy weg und wandte sich an Léon.
    »Armand sitzt schon in meinem Büro. Der kann einfach nicht pünktlich sein. Kommt immer zu früh.«
    »Besser zu früh als zu spät«, entgegnete Léon und holte sein Ledermäppchen mit den Kreditkarten aus der Brusttasche seines Jacketts.

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