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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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die blutroten Lippen und ein starkes Augen-Make-up auszumachen.
    Dann fiel LaBréas Blick auf den Hals des Kindes. Dunkel stach das rote Feuermal gegen den hellen Stoff des Leinenhemdes ab.
    Das Kind war niemand anders als Joseph Croix, der vermisste Junge aus der Maison de Dieu .
    LaBréa ahnte, was nun folgen würde, und hatte keineswegs vor, dem Geschehen ohnmächtig beizuwohnen. Er war hier unten in dem alten Geheimgang gefangen, doch irgendwo gab es einen Ausstieg, davon war er überzeugt.
    Der niedrige Gang, der vorhin abgezweigt war!, schoss es ihm jäh durch den Kopf. Dort musste er es versuchen.
    Lautlos ließ er sich nach unten gleiten. Er schüttelte seine tauben Finger, damit das Blut wieder zirkulieren konnte.
    Als er seine Taschenlampe anknipste und den Gang zurückrannte, verfolgte ihn nicht nur die schaurige Musik, die die makabre und grausame Inszenierung untermalte.
Auch das Gesicht des Kindes mit dem Feuermal am Hals stand ihm äußerst lebendig vor Augen. Joseph Croix wusste eindeutig, was ihm bevorstand. Vermutlich war er schon viele Male von einem der vermummten Männer in die Kirche geführt worden. Eine Welle ohnmächtiger Wut stürzte über LaBréa herein. Was hier geschah, war so ungeheuerlich, dass er unwillkürlich wüste Rachegedanken und Gewaltfantasien entwickelte. Einen Augenblick lang schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, zurück zu der vergitterten Öffnung zu eilen, seine Waffe zu ziehen und die fünf Vermummten in der Kirche mit gezielten Schüssen zu liquidieren. Doch gleichzeitig war ihm klar, dass dies der falsche Weg war. Er konnte nicht wissen, ob einer der Männer nicht ebenfalls eine Waffe besaß. Wenn sie schnell reagierten, würden sie den Jungen sofort töten.
    Und das galt es um jeden Preis zu verhindern.
     
    Durch den strömenden Regen rannten Claudine, Franck, Fracasse und Schumann Richtung Kirche. Das war der einzige Ort, an dem sich die Gesuchten aufhalten konnten. Franck hatte sogar gemutmaßt, ob der Chef vielleicht gar nicht erst zum Klostergebäude gegangen war, sondern gleich die Kirche aufs Korn genommen hatte.
    Wasser und Schlamm spritzte ihnen an die Beine. Erneut wurde ihre Kleidung völlig durchnässt. Auf den durchweichten Wegen lagen abgebrochene Äste und Zweige.
    Im Schein der Taschenlampen tauchte die Kirche vor ihnen auf. Düster erhob sie sich gegen den Nachthimmel. Als sie das Hauptportal erreichten, blieben sie stehen und lauschten. Nichts war zu hören, nur das Rauschen des Regens
und der Wind, der inzwischen weitgehend abgeklungen war. Das Unwetter war endgültig weitergezogen.
    Claudine schlich zu einem der Bogenfenster neben dem Eingangsportal, durch die man ins Innere der Kirche blicken konnte. Was sie dort sah, machte sie fassungslos. Sie winkte ihre Kollegen herbei.
    »Schaut euch das an!«, flüsterte sie. Die anderen drängten sich dicht neben sie.
    Soeben marschierten vier mit Kapuzen und langen Gewändern bekleidete Männer zu einer Reihe von Sesseln, die frontal zum Altar standen. Dort ließen sie sich nieder. Im Widerschein der flackernden Kerzen leuchteten die Kapuzen blutrot. Vor dem Altar stand auf hohen Füßen eine kleine Bank.
    Franck schlug sich gegen die Stirn.
    »Was sind wir doch für Idioten!«, zischte er. »Die Scheißköter, die Suche im Haus - das alles hätten wir uns schenken können!«
    Schumann spähte angestrengt durchs Fenster.
    »Wozu steht denn diese komische Bank vor dem Altar?«, fragte er.
    Die vier Beamten blickten sich an. Im gleichen Augenblick wussten alle die Antwort. Niemand sprach das Ungeheuerliche aus. Nur Claudine flüsterte: »Mein Gott! Diese perversen Schweine …«
    »Die sind allein da drinnen«, bemerkte Fracasse. »Den Chef seh ich nicht.«
    »Er hat sich vielleicht hinter einer Säule oder in einer Seitenkapelle versteckt«, erwiderte Franck.
    Claudine schüttelte skeptisch den Kopf.

    »Glaub ich nicht. Irgendwas ist passiert, sonst wäre er hier irgendwo.«
    »Was soll denn passiert sein?«, fragte Franck. »Schlimmstenfalls hat er sich in diesem Sauwetter beim Laufen den Fuß verstaucht und kommt nicht weiter.«
    Plötzlich erklang im Innern der Kirche laute Musik. Alle zuckten zusammen. Ein Scheinwerfer erhellte den Altarbereich.
    »Was ist das denn?« Schumann starrte seine Kollegen entsetzt an.
    »Die Ouvertüre«, entgegnete Franck sarkastisch. »Ist doch klar, dass es jetzt erst richtig losgeht!«
    Aus einer kleinen Tür bei der Apsis wurde ein barfüßiges Kind von einem fünften

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