Der tote Moench
Metern in der Dunkelheit, die wie ein riesiges Tier um das Gebäude schlich und jedes Glimmen in sich aufsog.
Dazu war es totenstill. Natürlich war es um diese Zeit nie sonderlich laut. Aber Peter hatte den Eindruck, dass es heute Nacht ganz besonders ruhig war. So als hätte jedes Lebewesen Angst, auf sich aufmerksam zu machen, weil – ja, warum? Warum duckte sich alles in Lautlosigkeit? Warum wehte nicht einmal ein kleines Lüftchen, das die Blätter rascheln ließ? Dem Zweiten Detektiv fielen Geschichten ein. Geschichten, die davon erzählten, dass in bestimmten Nächten immer Grabesstille herrschte. Nächte, in denen sich alles Lebendige versteckte, weil etwas unterwegs war, dem man nicht begegnen wollte. Etwas, das unsagbaren Schrecken verbreitete, das –
Ein Ast knackte!
Peter schoss herum, und der Strahl seiner Taschenlampe schnitt durch die Finsternis.
Irgendetwas wuselte knapp über dem Boden davon.
Bob fühlte sich nicht besonders wohl auf der weiten Rasenfläche. Zwar konnte er mithilfe seiner Taschenlampe einen sehr großen Bereich überblicken. Aber andererseits konnte er hier auch leicht gesehen werden. »Sie hat sich sicher geirrt«, sprach er sich Mut zu. »Oder sich etwas eingebildet.«
Den Lichtfinger in einem weiten Winkel schwenkend ging er auf die Büsche und Sträucher zu, die die Wiese begrenzten. Wie eine Armee von unheilvollen Phantasiewesen warteten sie dort vorne auf ihn.
Plötzlich entdeckte er am linken Rand der Grünfläche etwas Niedriges, Dunkles. Er hätte es beinahe übersehen, weil es fast vollständig mit der Finsternis verschmolz. Auch der Lichtkegel seiner Taschenlampe hatte es nur gerade noch gestreift. Bob hielt sofort inne.
Was war das? Ein Felsbrocken? Hoffentlich. Es hatte nämlich die Form eines riesigen, am Boden kauernden Mannes.
Der dritte Detektiv ging ein paar Schritte näher heran – und erschrak bis ins Innerste! Ein Felsbrocken war das sicher nicht. Die Oberfläche reflektierte matt das Licht. Wie von einem Wachsmantel.
Ein schwacher Luftzug strich durch den Garten. Urplötzlich bewegte sich die Gestalt! Sie hob einen Arm!
Bob entfuhr ein leiser Schrei, und er wollte sich schon umdrehen und davonrennen. Doch dann hörte er das Knistern. Er leuchtete die Umrisse des Gebildes genauer ab und erkannte eine dunkle Abdeckfolie, die sich an einem niedrigen Busch verfangen hatte.
»Mann!« Bob griff sich ans Herz. »Es wird aber wirklich Zeit, dass jemand mal diesen Garten aufräumt.«
Justus sah keine Phantasiewesen, und ihm fielen auch keine gruseligen Geschichten ein, während er den Steingarten untersuchte. Dabei hätte er allen Grund dazu gehabt. Denn nirgendwo im Garten erschufen die Nacht und der Schein einer Taschenlampe mehr bizarre Formen als hier. Absonderlich gezogene Nadelbäume, schlanke Felsnadeln und in unwirkliche Formen geschnittene Büsche traten immer wieder für Sekundenbruchteile aus der Dunkelheit, verzerrten sich zu bedrohlichen Albtraumwesen und wurden wieder von der Finsternis verschluckt.
Aber Justus sah nur Bäume, Steine und Sträucher. Und sonst nichts.
»Scheint alles in Ordnung zu sein.« Er drückte auf die Sprechtaste seines Walkie-Talkies. »Kollegen, wie weit seid ihr?«
»Hier ist nichts.«
»Alles paletti.« Peters Stimme klang leicht wackelig.
»Gut, dann treffen wir uns vor dem Geräteschuppen. Bis gleich.«
Justus machte sich auf den Weg. Vorbei an ein paar japanischen Granitskulpturen verließ er den Steingarten, überquerte eine ungemähte Blumenwiese und näherte sich den Gemüsebeeten von der anderen Seite. Jenseits der Beete erkannte er bereits das Gerätehaus als schwarzen Schatten vor der noch schwärzeren Wand des Waldes.
Als er dort ankam, wartete Bob bereits an der Tür. Ein paar Augenblicke später war auch Peter bei ihnen.
»Lasst uns vorher noch in den Schuppen sehen«, meinte Justus. Er drückte die verrostete Klinke herunter und leuchtete ins Innere.
»Nanu?«
»Scheint, als hätte Christine das Elend nicht mehr mit ansehen können«, sagte Bob.
Im Gegensatz zu gestern war der Schuppen aufgeräumt. Wo tags zuvor noch Werkzeuge und Gartengerät aller Art kreuz und quer herumgelegen hatten, herrschte jetzt eine peinliche Ordnung. Alles hing an dafür vorgesehenen Haken an der Wand, steckte in speziellen Vorrichtungen oder lag sauber aufgereiht auf Regalen. Selbst der Rasenmäher war gesäubert und verstaut worden.
»Hier ist niemand.« Peter waren die Arbeitsgeräte völlig
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