Der tote Moench
»Keine Widerrede.«
»Wie Sie meinen.«
Die drei ??? richteten ihre Taschenlampen nach vorne, und Justus nickte. Es konnte losgehen.
Da der Stollen kaum schulterbreit war, waren sie gezwungen, hintereinander herzugehen. Justus bildete die Vorhut und Bob das Ende. Zudem wurde der Gang auch bald relativ niedrig, sodass sie beim Laufen in die Knie gehen und die Köpfe einziehen mussten.
Es roch modrig, und der Boden war feucht. Links und rechts tauchten in regelmäßigen Abständen Stützbalken auf, die aber fast zur Gänze in der lehmigen Wand verschwanden. An manchen Stellen bröckelte die Wand auch schon, und große und kleine Erdklumpen lagen auf dem Boden.
»Der Gang wurde vor langer Zeit angelegt«, sagte Justus leise. »Viele Missionsstationen haben solche unterirdischen Gänge angelegt als Schutzmaßnahme vor Indianerüberfällen. Die Missionierung unserer Ureinwohner erfolgte nicht immer mit deren Einwilligung, und manche überlegten es sich nach einiger Zeit auch wieder anders. Missionsstationen waren lohnende Angriffsziele.«
»Und die Gänge begannen in Gräbern?«, fragte Peter verständnislos.
»Nein, wahrscheinlich war der Eingang einfach nur als Grab getarnt. Wobei es sicher nicht der einzige Eingang und dies nicht der einzige Stollen sein dürfte, den La Purisima Mission hatte. Dazu war die Mission zu groß.«
»Da vorne geht es nach rechts«, sagte Bob, der an Justus vorbeigesehen hatte.
Nach der 90-Grad-Biegung wurde der Stollen etwas breiter. Eine zusätzliche Stütze in der Mitte sicherte die Decke. Die drei ??? drangen langsam weiter vorwärts. Nach wenigen Metern machte der Gang einen weiteren Rechtsknick.
»Meiner Meinung nach müssten wir jetzt ziemlich genau auf das Haus zulaufen«, überlegte Justus.
Bob nickte. »Dann hat sich Christine vielleicht wirklich nichts eingebildet.«
»Wir müssen jedenfalls sehr vorsichtig sein. Und leise. Womöglich schleicht hier immer noch jemand herum.«
»Na prima«, grummelte Peter. »Und wenn der Typ bewaffnet ist? Was tun –«
»Stopp!«, fiel ihm Justus ins Wort und blieb stehen.
Peter lief unsanft auf ihn auf. »Was ist, Erster?«
»Da!« Justus leuchtete zu Boden. »Ein Fußabdruck. Und der ist sicher keine zweihundert Jahre alt.«
»Nike«, las Bob den Schriftzug, der sich von der Sohle eines Schuhs in den weichen Lehm gedrückt hatte. »Du hast recht.«
»Los weiter, Kollegen, jetzt wird’s spannend.« Justus setzte sich in Bewegung und winkte seine Freunde hinter sich her.
Der Gang bog nach links ab, kurz darauf wieder nach rechts und verlief dann ein gutes Stück geradeaus.
»Der führt zum Haus, ganz sicher.«
»Just. Du hast meine Frage noch nicht beantwortet«, beharrte Peter. »Was, wenn der Typ bewaffnet ist? Oder vielleicht ist es nicht nur einer?«
Justus drehte den Kopf nach hinten. »Zweiter, es ist sicher nur einer, denn ansonsten hätten wir mehrere Fußabdrücke –«
Weiter kam der Erste Detektiv nicht. Für einen Moment hatte er nicht auf den weiteren Verlauf des Stollens geachtet und die kleine Einbuchtung übersehen, die sich links auftat. Und in dieser Sekunde stürzte ein schwarzer Schatten aus der Nische.
Mit voller Wucht stieß er Justus gegen die gegenüberliegende Wand. Der Erste Detektiv knallte hart mit dem Kopf gegen eine Stütze und sank stöhnend zu Boden.
Peter, der viel zu überrascht war, um zu reagieren, sah den Schatten wie in einem Albtraum auf sich zufliegen. Eine Kutte!, schoss es ihm noch durch den Kopf. Im nächsten Augenblick rammte ihn die Gestalt, und er taumelte nach hinten.
»Bob!«, ächzte Justus.
Aber auch der Dritte Detektiv war machtlos. Während Peter auf ihn fiel, schubste ihn der Schattenmann grob zur Seite, drängte sich an ihm vorbei und rannte wie der Blitz den Stollen zurück.
»Wir müssen ihm nach!« Justus rappelte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. »Schnell! Er darf uns nicht entwischen!«
Peter rollte sich von Bob und half seinem Freund auf die Beine. »Das war ein Mönch!«, krächzte er. »Ich habe es genau gesehen. Ein toter Mönch.«
»Quatsch toter Mönch«, erwiderte Justus ungehalten. »Der war sehr lebendig. Los! Wir müssen uns beeilen!«
Die drei ??? jagten durch den Stollen. Links herum, rechts um die Ecke. Sie hörten den keuchenden Atem des anderen, spürten die Erschütterung, die seine Schritte verursachten. Es ging links herum. Gleich waren sie am Ausgang.
Plötzlich bremste Peter hart ab. »Seht doch!«
Vor ihnen stand der Mönch,
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