Der tote Moench
bedauernd die Schultern. »Lo hat sich mittlerweile wahrscheinlich irgendwo vergraben, so wie ich ihn einschätze. Und da wir nicht wissen, wo er ist, können wir ihn weder warnen noch beschützen. Das Einzige, was wir tun können und auch müssen, ist, Christine über die neue Sachlage zu informieren. Gleich morgen.«
Christine hatte ihnen am vorigen Abend noch Bescheid gesagt, dass sie morgen eine Vernissage in Los Angeles vorbereiten müsse, bei der ihre neuesten Skulpturen präsentiert werden sollten. Dazu würde sie am frühen Abend in die Stadt fahren und erst morgen Nachmittag wieder zurück sein.
Peter trank eine Schluck. »Glaubt ihr eigentlich«, sagte er, während er in den Regalen der Zentrale nach etwas Essbarem suchte, »dass unser Drachenmensch und das Medium ein und derselbe Kerl sind?« Er hatte eine offene Schachtel Kekse gefunden und fischte sich einen heraus.
»Die sind übrigens vom letzten Jahr«, informierte ihn Bob beiläufig.
»Schön reif, so mag ich sie«, erwiderte Peter ungerührt und biss hinein.
»Kann sein«, ging Justus auf Peters Frage ein. »Es können aber auch zwei Ganoven sein, die sich hier zusammengetan haben.«
»Aber wozu?« Bob streckte den Arm in Richtung Peter aus. »Gib mir auch einen. Wozu das alles?«
»Ja.« Justus zeigte auf Bob. »Genau das ist mir immer noch absolut schleierhaft. Was ist Sinn und Zweck dieser ganzen Aktion? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nur darum gehen soll, sich mit Lo einen schlechten Scherz zu erlauben. Dazu scheint mir die Vorgehensweise doch zu aufwendig.« Und mit einem Blick zu Peter: »Schmecken die?«
»Grauenhaft! Würde ich dir nicht raten.« Peter machte ein extrem angewidertes Gesicht.
»Dann will ich auch einen.« Justus ging zu Peter, griff in die Schachtel und holte sich einen Keks heraus.
»Vielleicht geht es bei der ganzen Sache um Christine?«, überlegte Bob.
»Habe ich auch schon drüber nachgedacht. Aber inwiefern?« Justus biss in den Keks.
»Spezialgelagerter Sonderfall«, sagte Peter mit vollem Mund. »Spezialgelagerter Sonderfall!«
Die Jungen kamen nicht weiter. Noch eine gute Stunde zerbrachen sie sich die Köpfe darüber, was wohl hinter all den Merkwürdigkeiten stecken könnte, die sie mittlerweile aufgedeckt hatten. Aber ihnen wollte einfach nichts Plausibles einfallen. Schlecht gelaunt trennten sie sich und vertagten die nächste Besprechung auf den folgenden Vormittag. Vielleicht hatten sie dann die Erleuchtung.
Justus brauchte allerdings noch etwas Ablenkung. Der Kopf schwirrte ihm von Drachen, Männern mit Sonnenbrillen, Chinesen, Geistern, Gräbern und so weiter. Heute würde er keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Daher ging er hinüber ins Haus und setzte sich zu Tante Mathilda und Onkel Titus ins Wohnzimmer.
Aber die beiden sahen sich einen der alten Horrorschinken an, die Tante Mathilda so liebte: mit Friedhöfen, Geistern und zur Abwechslung sogar mit einem »echten« Drachen. Entnervt stand Justus nach zwei Minuten wieder auf, ging in die Küche und sah in den Kühlschrank.
»Na toll.« Er schaute auf Dutzende von Einmachgläsern. Tante Mathilda hatte sich mal wieder an irgendeinem kulinarischen Experiment versucht. Ansonsten war der Kühlschrank leer.
Und als Justus’ Blick in die Spüle fiel, entdeckte er dort zwei Teller mit Kuchenkrümeln. »Wahrscheinlich Kirschkuchen«, knurrte er. »Ich geb’s auf. Aus dem Abend wird nichts mehr. Ich geh ins Bett.« Missmutig stapfte er die Treppe hinauf.
Gerade als Justus den Mund voller Zahnpasta hatte, klingelte sein Handy.
»Ich glaub’s einfach nicht!«, nuschelte er und spülte sich schnell den Mund aus.
»Justus Jonas von den drei Detektiven.« Er sah auf die Uhr. Fast elf.
»Justus!«
Der Erste Detektiv war sofort alarmiert. Die Stimme am anderen Ende war nur ein Flüstern, ein Hauchen. Aber Justus wusste augenblicklich, dass etwas nicht in Ordnung war.
»Christine?«
»Justus, ich glaube, hier ist jemand!«
»Wie, Sie meinen –«
»Hier ist jemand auf dem Grundstück. Ich habe was gehört.«
»Ein Einbrecher? Rufen Sie sofort die Polizei!«
Christine zögerte einen Augenblick. »Justus?«
»Ja?«
»Ich glaube, er ist ... unter mir.« Angst drang aus dem Hörer.
»Unter Ihnen? Im Keller?«
Wieder verging eine Sekunde. »Mein Haus ... hat keinen Keller.«
Eingang zur Hölle
»Bitte, Justus«, flehte Christine. »Könnt ihr nicht vorbeikommen? Was, wenn ich mich irre oder mir nur was einbilde? Ich mache mich
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