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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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an die Seite Alberts', der an der gegenüberliegenden Wand einige Gesteinsformationen studierte.

    20
    Die riesigen Schiffe, die im Zuge des fünften bemannten Unternehmens zum Jupiter fliegen würden, waren in über einem Jahr in der Mondumlaufbahn gebaut worden. Außer dem Leitschiff waren hoch über der Mondoberfläche allmählich sechs Frachter entstanden, von denen jeder in der Lage war, dreißigtausend Tonnen an Versorgungs- und Ausrüstungsgütern zu transportieren. Während der letzten zwei Monate vor dem geplanten Starttermin war das wie Weihnachtsbaumlametta wirkende dahintreibende Durcheinander aus Maschinen, Werkzeugen, Containern, Fahrzeugen, Tanks, Kisten, Zylindern und den tausend anderen Posten zusammengestellter Gerätschaften langsam im Innern der Schiffe verschwunden. Die Wega-Fähren, Fern-raumkreuzer und anderen Schiffe, die ebenfalls für dieses Projekt vorgesehen waren, wurden im Verlaufe mehrerer Wochen von ihren jeweiligen Mutterschiffen aufgenommen. Während der letzten Wochen lösten sich die Frachter in regelmäßigen Abständen aus der Mondumlaufbahn und setzten Kurs auf Jupiter. Als die Passagiere und letzten Besatzungsmitglieder von der Mondoberfläche hinaufge-bracht wurden, war nur noch das Leitschiff übrig; einsam und verlassen schwebte es in der Leere. Mit dem Näherrük-ken der Stunde Null zog sich die Schar von Wartungs-schiffen und Begleitsatelliten zurück. Ein paar Kilometer entfernt verdichtete sich ein Pulk aus Geleitschiffen, und ihre Kameras übertrugen die Bilder via Luna in das Welt-Nachrichtennetz der Erde.
    Als die letzten Minuten heranrückten, zeigten Millionen Bildschirme einen eindrucksvollen, fast zwei Kilometer langen Schatten, der sich fast unmerklich vor dem Ster-nenhintergrund bewegte. Die Stille dieses Schauspiels schien irgendwie die unvorstellbare Kraft anzukündigen, die entfesselt werden sollte. Genau nach Zeitplan beendeten die Flugkontrollcomputer die letzte Endcountdown-
    Überprüfung, erhielten vom Hauptprozessor der Bodenkontrolle eine ›Grün‹-Bestätigung und aktivierten die thermonuklearen Haupttriebwerke. Sie flammten in einem Blitz auf, der selbst von der Erde aus zu sehen war.
    Das Jupiter-Fünf -Unternehmen hatte begonnen.
    In den nächsten fünfzehn Minuten gewann das Schiff an Geschwindigkeit und schraubte sich immer höher hinauf.
    Dann schüttelte es mit müheloser Leichtigkeit die restlichen Gravitationsfesseln des Mondes an. Jupiter-Fünf setzte dazu an, die Flotte der Frachter, die zu diesem Zeitpunkt bereits eine sich über eine Million Kilometer hinziehende Reihe bildete, einzuholen und sich ihr hinzuzugesellen.
    Nach einer Weile kehrten die Geleitschiffe zum Mond zurück, und die Bildschirme auf der Erde zeigten einen stetig blasser werdenden Lichtpunkt, der von den Orbitaltelesko-pen eingefangen wurde. Bald war auch der verschwunden, und nur noch die Fernortungen und Lasertaster blieben übrig, um den elektronischen Datenaustausch über den sich vergrößernden Ozean aus Leere fortzusetzen.
    Während die Minuten verstrichen, beobachteten Hunt und die anderen UNWO-Wissenschaftler auf dem Wandbildschirm der vierundzwanzigsten Messe des Leitschiffes, wie der Mond zu einer vollen Scheibe zusammenschrumpf-te und die der Erde dahinter teilweise verdeckte. In den folgenden Tagen verkleinerten sich die beiden Globen weiter und verschmolzen zu einem einzelnen, strahlenden Fleck, der wie ein Leuchtsignal am Himmel stand, das ihnen den Weg nach Hause wies.
    Als aus Tagen Wochen wurden, schrumpfte auch dies zusammen, bis es nur noch ein Staubkörnchen unter Millionen anderen war. Ungefähr nach einem Monat konnten sie es nur noch mit Mühe ausmachen.
    Hunt gewöhnte sich nur langsam an die Vorstellung, Teil einer winzigen künstlichen Welt zu sein, um die herum sich der Kosmos in die Endlosigkeit erstreckte. Die Entfernung zu allem, was ihm vertraut war, nahm in jeder Sekunde um knapp zwanzig Kilometer zu. Nun hing ihr Leben gänzlich von der Kompetenz derjenigen ab, die dieses Schiff entworfen und gebaut hatten. Die grünen Hügel und blauen Himmel der Erde waren fürs Überleben nicht länger wichtig und schienen sich immer mehr als Phantasieprodukte zu erweisen. Sie waren wie der Nach-hall eines Traums, dessen Realität nur Illusion war. Hunt begann die Wirklichkeit als relative Qualität zu betrachten
    – nicht als etwas Absolutes, das man eine Weile hinter sich lassen und zu dem man dann zurückkehren konnte. Das Schiff wurde zur

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