Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
Spielzeug wirkte.
    Sie schritten in die Spalte hinein und kletterten zwischen vertikalen Felswänden entlang, die sich verengten, als sie die Biegung erreichten. Über der Biegung erweiterte sich die Spalte, und in der Ferne konnte Hunt das gewaltige Massiv aus zerklüfteten Türmen erkennen, die die Vorber-ge über ihnen überragten – offensichtlich das Gebirge, das in Charlies Notizen beschrieben wurde. Er konnte sich das, was sich an diesem Ort vor so langer Zeit zugetragen hatte, plastisch vorstellen: Zwei andere Gestalten in Raumanzü-

    gen hatten sich auf- und abwärts gequält, und ihre Blicke waren auf die gleiche Szenerie gerichtet gewesen. Während ihrer letzten, verzweifelten Anstrengungen hatte über dem Bergrücken das rotschwarze Omen eines gemarterten Planeten geglüht und...
    Hunt hielt verwirrt inne. Wieder sah er zum Massiv hinauf, dann drehte er sich um und betrachtete die helle Erdscheibe, die weit hinter seiner rechten Schulter glänzte.
    Einmal ging sein Blick zum Bergrücken, dann erneut zurück zur Erde.
    »Etwas nicht in Ordnung?« Alberts, der ein paar Schritte weitermarschiert war, hatte sich umgedreht und starrte zu ihm zurück.
    »Ich bin mir nicht sicher. Warten Sie einen Augenblick.«
    Hunt kletterte hinauf, trat an die Seite des Professors und deutete in Richtung des Bergrückens. »Sie kennen sich hier besser aus als ich. Sehen Sie sich das Massiv dort oben an... Könnte die Erde zu irgendeiner Zeit im Jahr darüber sichtbar werden?«
    Alberts folgte nun Hunts ausgestrecktem Finger, blickte kurz zur Erde zurück und schüttelte hinter der Sichtscheibe entschieden den Kopf.
    »Nein. Von der Mondoberfläche aus gesehen ist die Position der Erde beinah konstant. Infolge der Libration schwankt die Durchschnittsposition etwas, aber nicht annähernd in diesem Ausmaß.« Er sah erneut hinauf. »Sie kommt niemals auch nur in die Nähe davon. Eine seltsame Frage. Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich hatte nur so einen Gedanken. Spielt im Augenblick eigentlich keine Rolle.«
    Hunt senkte den Blick. Im unteren Teil einer der Felswände voraus entdeckte er ein Loch. »Das muß es sein.
    Lassen Sie uns hingehen.«
    Die Höhle war genauso, wie er sie von unzähligen Fotos in Erinnerung hatte. Trotz ihres Alters verriet die Form einen künstlichen Ursprung. Hunt näherte sich ihr fast ehrfurchtsvoll und hielt inne, um mit seinem Stulpenhand-schuh den Fels an der einen Seite der Öffnung zu berühren.
    Die Kerbmarkierungen waren offensichtlich von einem Bohrer oder etwas in der Art geschaffen worden.
    »Nun gut, das ist sie«, ließ sich die Stimme von Alberts vernehmen, der ein paar Schritte hinter ihm stand.
    »Charlies Höhle haben wir sie genannt. Sie sieht mehr oder weniger genauso aus wie damals, als Charlie und sein Kumpel sie zum erstenmal erblickt haben. Fast so, als würde man in die geweihten Kammern einer Pyramide eindringen, nicht wahr?«
    »So könnte man meinen.« Hunt beugte sich nieder, um ins Innere zu blicken. Als er zögerte, um nach seinem Scheinwerfer am Gürtel zu tasten, nahm ihm die plötzliche Dunkelheit vorübergehend die Orientierung.
    Die Gesteinslawine, die den Körper ursprünglich bedeckt hatte, war weggeräumt worden, und das Innere war geräumiger, als er erwartet hatte. Seltsame Empfindungen wallten in ihm empor, als er auf die Stelle blickte, wo –
    Jahrtausende, bevor das erste Blatt der Geschichte geschrieben worden war – eine zusammengekauerte Gestalt das letzte Blatt eines Berichts vollgekritzelt hatte, den Hunt erst vor kurzem in einem Büro in Houston gelesen hatte, dreihundertachtzigtausend Kilometer von hier entfernt. Er dachte an die Zeiten, die seit jenen Ereignissen vergangen waren – an die Reiche, die entstanden und wieder unterge-

    gangen waren, die zu Staub zerfallenen Städte, die Leben, die kurz aufgeschäumt und dann von der Vergangenheit verschluckt worden waren. Und während all dieser Zeit hatte das Geheimnis dieser Felsen der Enträtselung geharrt.
    Viele Minuten verstrichen, bevor Hunt in die Wirklichkeit zurückkehrte und sich im grellen Sonnenlicht aufrichtete.
    Erneut blickte er in Richtung des Bergrückens hinauf.
    Irgendein quälender Gedanke hämmerte an die Tür zu den bewußten Regionen seines Hirns, als ob irgend etwas aus dem dahinter liegenden Schattenreich des Unbewußten beharrlich kreischend um Aufmerksamkeit buhlte. Dann war das Pochen wieder verschwunden.
    Er hakte den Scheinwerfer in die Gürtelhalterung zurück und trat

Weitere Kostenlose Bücher