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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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zuverlässigen Hinweis auf die Länge des lunarischen Tages zu liefern, gab es noch immer keine Möglichkeit, einige absolute Werte über den Kalender zu bestimmen, obgleich einige andere Abteilungen genügend schlüssige Anhaltspunkte geliefert hatten, die den absolut sicheren Schluß zuließen, daß es sich tatsächlich um einen Kalender handelte. Als die Elektroniker weitere Hinweise auf die elektrischen Maßeinheiten der Lunarier fanden, war es möglich, sich auf einem anderen Weg der Enträtselung der lunarischen Grundeinheiten zur Messung der Zeit zu nähern. Wenn die Mathematiker die Gleichungen über die elektrische Oszillation auflösen konnten, dann waren sie vielleicht in der Lage, die darin enthaltenen Quantitäten so zu verändern, daß man die beiden Konstanten über die dielektrische und magnetische Durchdringbarkeit des Weltraums in lunarischen Symbolen erhielt. Der Quotient dieser Konstanten würde den Wert für die Lichtgeschwindigkeit liefern, ausgedrückt in dem Verhältnis lunarischer Entfernungseinheiten zu lunarischen Zeiteinheiten. Die Einheiten für die Entfernungsmessung waren bereits bekannt, deshalb mußten jene, mit der die Zeit gemessen wurden, leicht zu berechnen sein.
     
    All diese Aktivitäten in der UNWO fanden natürlich breites Interesse in der Öffentlichkeit. Es geschah schließlich nicht jeden Tag, daß man eine technisch weit fortgeschrittene Zivilisation entdeckte, die vor fünfzigtausend Jahren existiert hatte. Einige der Schlagzeilen, die in den Zeitungen des Welt-Nachrichtennetzes auftauchten, kurz nachdem die Entdeckung einige Wochen nach dem Auffinden Charlies öffentlich bekannt wurde, waren denkwürdig: LANGE VOR ARMSTRONG EIN MENSCH AUF DEM MOND; einige waren witzig: UNTERGEGANGENE MARS-ZIVILISATION; einige schlichtweg falsch: KONTAKT MIT EINER AUSSERIRDISCHEN INTELLIGENZ. Aber die meisten faßten den Stand der Erkenntnisse ziemlich gut zusammen.
    In den folgenden Monaten wurde die Public-Relations-Zentrale der UNWO in Washington, die darin erfahren war, stetige, kontrollierte Beziehungen zu den Nachrichtenmedien zu pflegen, von einer Anfragenflut überschwemmt, die von hartnäckigen Chefredakteuren und Sendeleitern aus der ganzen Welt stammte. Eine Zeitlang hielt Washington tapfer die Stellung, aber schließlich setzte die menschliche Nervenkraft eine natürliche Grenze, und die ganze Sache wurde an Navkomms lokale PR-Zentrale in Houston delegiert. Der PR-Direktor in Houston stellte fest, daß bereits eine bestens ausgerüstete Nachrichtenzentrale existierte, in Gestalt der Gruppe L, direkt auf seinem Flur. Und so wurde Hunts ständig wachsender Arbeitslast noch ein weiteres, nicht unbeträchtliches Element hinzugefügt. Bald wurden Pressekonferenzen, Fernsehdokumentationen, Filminterviews und Reporter Bestandteile seiner täglichen Routine, ebenso wie die wöchentliche Herausgabe von Bulletins über die erzielten Fortschritte bei den Untersuchungen. Trotz der Objektivität und Formulierung dieser Bulletins schienen sie einer rätselhaften Metamorphose unterzogen zu werden, bis sie, ausgehend von den Navkomm-Büros, auf den Titelseiten der Zeitungen oder den Wandbildschirmen in den Wohnzimmern erschienen. Noch seltsamere Dinge rührten sich in den Gedanken der Leute, die sie lasen.
    Eine der britischen Sonntagszeitungen präsentierte das Alte Testament in einer neuen Gestalt – als die Folge von Aktionen außerirdischer Wesen, die infolge der Primitivität der damaligen Menschen mystifiziert worden waren. Die Plagen, die Ägypten heimgesucht hatten, waren absichtliche ökologische Manipulationen, die als Warnung an die tyrannischen Pharaos gedacht waren. Moses war von Fliegenden Untertassen durch das Rote Meer geleitet worden, während die Wassermassen von nukleonischen Kraftfeldern zurückgehalten wurden; und das Himmelsmanna war aus den Kohlenwasserstoff-Verbrennungsmotoren thermonuklearer Antriebseinheiten geformt worden. Ein Verleger in Paris überdachte diese neuen Erkenntnisse und beauftragte einen freien Autoren damit, das Leben Christi als eine symbolische Summe von offensichtlichen Wundertaten eines Lunariers zu beschreiben, der nach einer achtundvierzigtausend Jahre andauernden Meditation in den Sternenwüsten der Galaxis zur Erde zurückgekehrt war.
    Es wimmelte nur so von ›authentischen‹ Berichten, wonach die Lunarier noch immer auf der Erde weilten. Sie hatten die Pyramiden gebaut, Atlantis versenkt, den Bosporus gegraben. Es gab ›echte‹

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