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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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bringt Sie nicht sehr viel weiter, Dr. Hunt. Sie können weder ein wissenschaftliches Archiv befragen noch den Planeten wieder zusammensetzen.«
    »Nein, Sie haben recht«, stimmte Hunt zu. »Wir verfügen nicht über detaillierte wissenschaftliche Aufzeichnungen der Lunarier – aber wir haben die Mikropunktbibliothek. Die darin enthaltenen Informationen sind ziemlich allgemeiner Natur, aber wenn die Lunarier entdeckt haben, daß vor ihnen eine hochentwickelte Rasse existierte, dann müßte diese Nachricht wie eine Bombe eingeschlagen sein, meinen Sie nicht auch? Es wäre etwas, über das jedermann Bescheid wüßte. Denken Sie nur mal an den Wirbel, den Charlie auf der Erde verursacht hat. Vielleicht lassen sich in all ihren Schriften Andeutungen auf ein solches Wissen finden – wenn wir sie nur richtig zu interpretieren verstehen.« Er hielt inne, um einen Wursthappen hinunterzuschlucken. »Während der letzten Woche habe ich also zuerst einmal alle bisher vorliegenden Daten durchgesiebt, ob irgend etwas darunter einen entsprechenden Hinweis liefern könnte. Ich erwartete nicht, so etwas wie einen eindeutigen Beweis zu finden – nur genug, um uns etwas mehr Gewißheit zu verschaffen, über welchen Planeten wir überhaupt sprechen.«
    »Und haben Sie etwas entdeckt?« Danchekker schien interessiert zu sein.
    »Verschiedene Dinge«, erwiderte Hunt. »Zuerst einmal sind überall in ihrer Sprache Redewendungen verstreut, die sich auf die Riesen beziehen. Ausdrücke wie ›So alt wie die Riesen‹ oder ›Damals, zur Zeit der Riesen‹ – etwa so wie wir sagen ›Anno dazumal‹. Woanders beginnt eine Passage mit ›Vor langer Zeit, noch vor der Zeit der Riesen ...‹ Es gibt eine Menge solcher Floskeln. Betrachtet man sie aus diesem Blickwinkel, dann ergeben sie plötzlich ein einheitliches Bild.« Hunt hielt einen Augenblick inne, damit der Professor über diese Punkte nachdenken konnte, dann fuhr er fort: »Ferner lassen sich Hinweise auf die Riesen noch in einem anderen Kontext finden, einem, der auf übernatürliche Kräfte oder ungewöhnliche Kenntnisse hindeutet – zum Beispiel ›Begnadet mit der Weisheit der Riesen‹. Verstehen Sie, was ich meine? Die Lunarier wußten, daß eine Rasse riesenhafter Wesen – die wahrscheinlich technisch weit fortgeschrittener war – in grauer Vorzeit existiert hatte.«
    Eine Zeitlang kaute Danchekker schweigend.
    »Halten Sie mich nicht für überkritisch«, sagte er schließlich, »aber all das erscheint mir reichlich spekulativ. Die Anspielungen auf die Riesen könnten auch nichts weiter als mythische Schöpfungen gewesen sein – ähnlich unseren eigenen Sagenhelden.«
    »Das ist mir ebenfalls in den Sinn gekommen«, räumte Hunt ein. »Doch als ich darüber nachdachte, war ich mir nicht mehr so sicher. Die Lunarier waren fanatische Pragmatiker – sie hatten keine Zeit für Romantik, Religion, Seelenfragen oder etwas in der Art. Die einzigen, die ihnen in ihrer Lage helfen konnten, waren sie selbst, und das wußten sie. Sie konnten sich nicht den Luxus und die Selbsttäuschung leisten, an das Eingreifen von Göttern, Helden und Weihnachtsmännern zu glauben, die ihre Probleme für sie lösten.« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß die Lunarier Legenden über Riesen schufen. Das paßte überhaupt nicht zu ihnen.«
    »Na gut«, willigte Danchekker ein und wandte sich wieder seiner Mahlzeit zu. »Die Lunarier wußten um die frühere Existenz der Ganymeder. Ich nehme jedoch an, daß Sie noch mehr im Sinn hatten, als Sie mich hierher bestellten.«
    »Das stimmt«, gab Hunt zurück. »Als ich die Texte durchging, habe ich einige andere Mosaiksteinchen zusammengesetzt, die mehr in Ihre Sparte fallen.«
    »Sprechen Sie weiter.«
    »Nun, nehmen wir für den Augenblick mal an, die Ganymeder verfrachteten einen ganzen Zoo nach Minerva. Die späteren lunarischen Biologen würden vor einem ziemlichen Problem stehen, aus dem, was sie um sich herum vorfanden, schlau zu werden, nicht wahr? Ich meine, sie konnten überall auf zwei verschiedene, überhaupt nicht miteinander verwandte Arten tierischen Lebens stoßen – und wenn man bedenkt, daß sie nicht die Kenntnisse über irdische Spezies haben konnten wie wir ...«
    »Schlimmer noch«, fügte Danchekker hinzu, »sie wären in der Lage gewesen, die einheimischen minervianischen Arten bis hin zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen. Die importierten Gattungen jedoch hätten nur eine Geschichte von etwa fünfundzwanzig

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