Der Tote trägt Hut
es zum dreifachen Preis an Ausländer weiter. Danach hat er es wieder zurückgebracht.«
»Wie kommen Sie darauf, dass das so gehandhabt wurde?«, fragte Opa Jah.
»Was sollten sie denn sonst damit machen?«, fragte sie.
»Stehlen.«
»Ach, meinen Sie? Das klingt aber doch viel unehrlicher, als es nur auszuleihen, oder?«
»Finden Sie es denn nicht merkwürdig, dass Sie die Autos nicht wieder zur Vermietung zurückbringen sollten?«
»Stimmt. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
»Okay«, sagte ich. »Und wie lange waren Sie und Ihre Freunde an diesem Betrug beteiligt?«
»Ich weiß nicht. Drei Monate? So ungefähr. Es war leicht verdientes Geld. Und wissen Sie, wir fanden es nicht illegal. Wir haben nur das Geld der Reichen umverteilt. Das war unsere Philosophie, unser Mantra.«
»Den Reichen zu nehmen, um sich selbst zu geben?«, fragte Opa Jah.
Mayuri begriff nicht.
»Wir sind mit tollen Autos rumgefahren, haben uns die Gegend angesehen, haben uns Zeit gelassen und sind mit dem Linienbus zurückgefahren. Und wir hatten Geld für unsere Kommune.«
»Und wie war das jetzt mit den VW-Bussen?«, fragte Chompu.
Zwei unserer sieben Bestellungen kamen. Wir wussten nicht, ob wir loslegen oder auf den Rest warten sollten. Mayuri löste das Dilemma, indem sie einen Löffel in den Bratreis mit Garnelen tauchte und eine ordentliche Portion auf ihren Teller schaufelte.
»Soweit ich mich erinnere, waren wir zwei oder drei Pärchen, die Autos mieteten«, sagte sie. »Vor allem Fords und Austins, solche Dinger. Nett, aber nichts Aufregendes. Dann sagte man uns, wir sollten zu dieser Firma gehen, die zwei Bullis hatte. Es waren die Streitwagen der Blumengötter. Wir waren richtig ehrfürchtig. Dad wollte Limousinen, aber wir konnten einfach nicht widerstehen. Wir mieteten einen der beiden VWs. Es war ein Riesenspaß. Wir waren im siebten Himmel, aber wir haben ihn verloren.«
»Den Bulli?«
»Den Verstand. Genau dieses Leben hatten wir gesucht. Dieses Bulli-Nirwana. Als wir dann in dem Bus herumgefahren sind, war das besser als Drogen.«
»Die Sie aber außerdem dabeihatten«, warf ich ein.
»Vor allem Gras. Wir haben es in den Bergen rund um die Kommune angebaut. Es war natürlich eine Sünde. Aber das waren Bier und Fliegenklatschen auch, deshalb hatten wir damit kein Problem. Für uns war Religion eine unterdrückerische Doktrin, gegen die wir uns auflehnten. Also hatten wir auf der Fahrt immer ein bisschen Dope dabei. Wir hatten ein sicheres Versteck, denn die Bullen waren damals noch bolschewistischer als heute.«
»Freut mich zu hören«, sagte Chompu.
»Mein damaliger Seelengefährte hieß Wee, ein wunderschöner Mann. Er meinte, wir sollten den Bus nicht direkt zum Händler bringen, sondern uns ein bisschen damit vergnügen.«
»Also haben Sie es gar nicht bis nach Chumphon geschafft?«, fragte ich.
Sie kicherte, und ich sah das wilde Mädchen in ihren Augen. Mair hatte dieselben diabolischen Rudimente in sich.
»Wir sind nicht mal über die Grenzen der Provinz hinausgekommen«, sagte sie. »Gleich am nächsten Morgen wurden wir von der Polizei angehalten und ins Revier von Chaiya verfrachtet.«
»Weshalb?«, fragte ich. Langsam wuchs diese Geschichte mit den Erinnerungen von Captain Waew, dem Detective aus Surat, zusammen.
»Ach, wissen Sie, so ein Bulli hat magische Kräfte. Wir sind rumgefahren, haben was gekifft. Fuhren noch ein Stück, haben noch was gekifft. Und schon waren wir wieder auf dem Weg zurück nach Surat. Total die falsche Richtung. Also haben wir uns ein hübsches Plätzchen in der freien Natur gesucht und uns für die Nacht hingehauen.«
»Die Polizei hat Sie nackt und bekifft im VW-Bus aufgegriffen«, sagte Opa Jah. »Sie standen keine zwanzig Meter neben dem Highway.«
»Wir waren verrückt, Mann. Wie gesagt.«
Wieder kicherte sie und schaufelte Reis in sich hinein. Die Erinnerungen schienen sie in Schwung zu bringen. Anscheinend war ihre Vergangenheit erheblich lustiger als ihre Gegenwart.
»Was war dann?«, fragte Chompu.
»Wir hatten gefälschte Ausweise. Wir wussten, dass es nicht lange dauern würde, bis die Bullen es rausfinden und einen Zusammenhang mit den anderen Autos herstellen würden, die wir gemietet hatten. Wir wollten keinen Ärger. Dann kam dieser Inspektor aus Surat und erklärte uns, er würde gegen meinen Dad ermitteln – nur wusste er nicht, dass es mein Dad war –, und bot uns einen Deal an. Er meinte, er könne uns das Gefängnis ersparen, wenn
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