Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
Gesichtsausdruck war eher resigniert. Und ich bezweifelte, dass der Täter Linkshänder war. Er musste nur die rechte Hand frei haben, um Fotos zu machen.
    »Opfer ansonsten in guter Verfassung. Starb am Blutverlust. Keine weiteren Spuren am Körper.«
    »Was schließen Sie daraus?«, fragte ich ihn.
    »Dem Wenigen nach zu urteilen, was ich über den Fall weiß, würde ich sagen, der Mörder wollte uns damit etwas mitteilen. Die ersten beiden Wunden hätten genügt, also war das Ganze ein Statement. Irgendetwas hatte sich im Mörder angestaut und musste raus. Es hat auch mit Wahn zu tun.«
    »Glauben Sie, ein anderer Abt könnte es getan haben?«
    »Nein.«
    Seine Antwort war kurz und knapp.
    »Warum steht dann das Oberhaupt des wat Feuang Fa immer noch unter Tatverdacht?«
    »Sollte dem so sein, und ich kann hier nur auf Ihr Wort bauen, weil mir ja sonst keiner was sagt, dann, weil er A ein Motiv hat und B, weil er der einzige Tatverdächtige ist, der zur Verfügung steht.«
    Damit traf er gleich beide Male ins Schwarze.
    »Ich glaube nicht, dass er es getan hat, aber man bräuchte nur eine mögliche Tatwaffe zu finden«, sagte er, »und Ihr Abt Kem wäre seine Mönchsrobe ein für alle Mal los.«

Kapitel 9
    »Ich verstehe was von aufstrebenden Kleinunternehmen. Ich war selbst eins.«
    George W. Bush
    New York Daily News , 19. Februar 2000
    I ch kam gerade so rechtzeitig daheim an, dass ich mich ums Mittagessen kümmern konnte. Ich fragte mich, ob meine Familie wohl selig verhungern würde, falls ich irgendwann mal keine Lust mehr hatte, nach Hause zu kommen. Die nächste Pizzeria, die auch lieferte, war viereinhalb Stunden entfernt. Einmal hatte ich sogar nachgefragt, wie weit sie wohl liefern würden. Eins ist klar: Ich werde keine Ferngespräche mehr tätigen, nur um mich auslachen zu lassen. Das war mein letzter Versuch bei denen. Ich war müde. Ich dachte an die vielen männlichen Kriminalreporter im ganzen Land, die zu ihren reiseführerreifen Ehefrauen nach Hause kamen, die sie mit einem Lächeln und gedecktem Tisch begrüßten. Wieso war ich nicht mit so einer Frau verheiratet?
    Mit der Makrele wollte ich anfangen. Obwohl ich mir sicher war, dass sie mich vermisst hatten, marschierte Arny an mir vorbei und ignorierte mich komplett. Ich hatte den Pick-up den ganzen Vormittag gehabt, sodass er nicht zum Sport fahren konnte. Ich hatte schon geahnt, dass er sauer sein würde. Mair stand im Laden, schnitt große Bananenstauden in kleinere Bananenstauden und schrieb den Preis – 5 Baht – auf die Schalen. Alle in Maprao hatten Bananen hinterm Haus, sodass ich mir gar nicht vorstellen konnte, wer welche kaufen sollte. Opa saß unter dem Blätterdach der Bambusplattform gegenüber auf der anderen Straßenseite und behielt den Verkehr im Auge.
    Niemandem konnte ich von meinem Morgen erzählen. Dabei hatte ich fleißig ermittelt. Es gab vier Hotels und sieben Ferienanlagen in und um Lang Suan – acht, wenn man uns mitzählte, obwohl ich nicht wüsste, wieso man das tun sollte. Nachdem ich das Polizeirevier von Pak Nam verlassen hatte, stattete ich allen einen Besuch ab. Ich hätte meinen Presseausweis vorzeigen, das Ablaufdatum mit dem Finger zuhalten und auf dieser Schiene weitermachen können, aber ich war mir sicher, dass die Polizei längst da gewesen war und den Leuten gesagt hatte, dass sie sich melden sollten, falls irgendjemand herumschnüffelte. Irgendwer rief immer an, wenn die Presse vor der Tür stand.
    Also dachte ich mir eine Geschichte aus. Ich erzählte ihnen, meine Familie hätte eine Ferienanlage übernommen und im Grunde keine Ahnung, was da eigentlich zu tun war. Okay, vielleicht war das nicht wirklich ausgedacht, aber ganz bestimmt habe ich gesagt, wir hätten Probleme mit der Anmeldung. Ich hielt die Anekdote mit dem gestohlenen Fernseher bereit und wollte wissen, wie andere Läden wohl ihre Gäste registrierten, um ein solches Dilemma zu vermeiden. Ich fing ganz allgemein an, war sehr freundlich, lachte viel, dann kam ich zum Thema Gästeanmeldung. Jeder Einzelne ließ mich einen Blick in sein Buch werfen. Tatsächlich waren sie alle dermaßen liebenswürdig und zuvorkommend, dass ich mich fast schämte, weil ich sie hinterging. Ich war auf der Suche nach Gästen, die am Tag des Mordes oder am Tag vorher gekommen waren und nach dem Überfall auf den Wachmann ausgecheckt hatten. Es war einfach nur der Versuch, Fremde von der Liste der Verdächtigen zu streichen. In Lang Suan konnte man nicht

Weitere Kostenlose Bücher