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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Zeitgenossen ihn in die Knie zwingen wollen. Es steht eine Menge auf dem Spiel. Wenn man einen ehrlichen Mann am Ruder hat, betrachten ihn die kriminellen Subjekte als Bedrohung ihres Wohlergehens. Ein Mann, der unbestechlich und nicht zu korrumpieren ist, wird immer eine gute Zielscheibe abgeben.«
    »Also sind Sie nie verhaftet worden?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    Oh, er war aalglatt. Die Lüge war so dreist, dass die Nadel eines Lügendetektors während seines gesamten Auftritts ausgeschlagen hätte. Der geborene Politiker. Er sah auf seine Uhr, und ich merkte, dass ihn die Richtung ärgerte, die dieses Interview genommen hatte. Daher gab ich ihm noch etwas Egofutter, um ihn wieder auf die Bahn zu bringen. Bald schon schnaufte er hübsch vor sich hin, mit der Selbstsicherheit eines gewählten Volksvertreters, also ging ich das Risiko ein, ihm noch eine Eisenstange vor die Lok zu werfen.
    »Dann kommen wir nun also zu Ihrer Beziehung zur Familie Chainawat in Ranong«, sagte ich beiläufig.
    Natürlich hatte ich keine Ahnung, ob es eine solche Beziehung gab, aber einen Versuch war es wert.
    »Woher haben Sie diese Informationen eigentlich?«, fragte er ernst.
    »Ach, wissen Sie, Bibliotheken, alte Nachrichtenarchive, Internet. Vor ein paar Wochen habe ich sogar mit dem Provinzgouverneur am Telefon über Sie gesprochen. Er war auch derjenige, der vorgeschlagen hat, einen Artikel über Sie zu schreiben. Sie sind wirklich ein Prominenter, und für mich ist es so aufregend, persönlich hier bei Ihnen zu sein. Ich war wegen einer anderen Sache bei den Chainawats, und die haben auch von Ihnen gesprochen.«
    »Haben Sie, ja?«
    Ich hatte ihn. Seine Zähne waren der Luft zu lange ausgesetzt und klebten innen an den Lippen fest. Mit meiner Probebohrung hatte ich eine Leitung getroffen und ein plötzliches Charisma-Leck verursacht. Da gab es etwas. Ich war bereit, es dabei zu belassen und zu einem anderen Thema zu kommen, aber er ging langsam zum Angriff über.
    »Was genau hat sie gesagt?«, fragte er.
    »Wer?«
    »Die … Madame Chainawat.«
    »Nun, eigentlich haben wir über Ländereien gesprochen. Es gibt da ein Stück Land in Ny Kow, das meine Familie gern erwerben möchte. Wir haben eine ganze Reihe von Projekten in Planung: Hotels, Studiencamps, Rinderfarmen, äh …«
    Ich kämpfte. Ich brauchte ein paar Sekunden, um mir was einfallen zu lassen, wieso um alles in der Welt die alte Dame Chainawat diesen Aal mir gegenüber erwähnt haben sollte.
    »… Paintball-Seminare, solche Sachen«, fuhr ich fort. »Mrs. Chainawat meinte, wenn ich irgendetwas über Ländereien in der Gegend wissen wollte, sei Nong Sugit der richtige Mann.«
    Puh! Ich fand, das mit dem Nong gab dem Ganzen eine hübsche Färbung.
    »Das waren ihre Worte?«
    »So ungefähr.«
    » Nong Jimm«, sagte er nach einem Schluck aus der längst leeren Kaffeetasse, »es gibt sehr viele gute, respektable, chinesische Familien wie die meiner Vorfahren. Familien, deren Herzen für die Zukunft unseres großartigen Königreichs schlagen. Dann gibt es Leute wie die Chainawats. Seien Sie besonders achtsam, wenn Sie mit denen Geschäfte machen, und glauben Sie auf keinen Fall alles, was die Ihnen erzählen.«
    Und damit waren wir plötzlich am Ende unseres Interviews. Der Exminister war aufgestanden und schob mich zur Tür.
    »Wären Sie damit einverstanden, wenn ich Sie noch um einen zweiten Interviewtermin bitten würde?«, fragte ich. »Ich würde gern auf Ihre Jahre in der Regierung zu sprechen kommen und vielleicht ein paar Fotos machen. Die Zeitschrift Matichon Weekly möchte eine Doppelseite daraus machen.«
    »Sicher, sicher«, sagte er und schob mich immer noch voran. »Ich freue mich immer, mit der Presse zu sprechen.«
    »Wann kann …?«
    Doch er hatte sich umgedreht und war schon wieder im Schatten des Hauses, ließ mich im prallen Sonnenschein auf der Vordertreppe stehen, umgeben von drei oder vielleicht auch vier getarnten Gärtnern.

Kapitel 12
    »Wir alle müssen den weltumspannenden Ruf hören, dass man seinen Nachbarn genauso mögen soll, wie man gern gemocht werden möchte.«
    George W. Bush
    zitiert in der Financial Times , 14. Januar 2000
    W issen Sie, wie es ist, wenn der Hühnerdungmann mit seinem Laster vorbeikommt und – statt den Dung ordentlich zwanzig Zentimeter um den Stamm einer Palme zu platzieren, wie es den allgemeinen Umgangsformen entspricht – alles auf Ihr bestes Wassermelonenbeet kippt und abhaut? Und alle Hühner auf dem

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