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Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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Steine in den Springbrunnen werfen, Mütter würden auf Bänken sitzen, sich angeregt über Lappalien und Kinderkrankheiten unterhalten, das erste Liebespaar stünde an die Mauer der Aussichtsterrasse gelehnt, den Blick nur ins eigene Universum gerichtet. Dahinter lagen das Meer, Capri, unsichtbar am Horizont die Äolischen Inseln, dann kam irgendwann Sizilien, dahinter der Rand der italienischen Erdscheibe. Frühlingsschwärmerei.
    Am Springbrunnen, der friedlich vor sich hin plätscherte, machte Marlen ein paar Dehnübungen. Ihr fiel ein, daß sie sich seit Tagen nicht um die quattro giornate gekümmert hatte. Die Mordsgeschichte hatte alle anderen Projekte in den Hintergrund treten lassen, Marlen war seit ihrer Ankunft noch nicht einmal nach Capri gefahren. Dabei hatte sie sich doch die Villa Malaparte ansehen wollen – gemeinsam mit Salvatore … Was Salvatores Mutter ihr wohl hatte mitteilen wollen? Als Marlen nach dem Besuch bei Fiorilla Cacciapuoti abends nach Hause gekommen war, hatte sie eine Nachricht auf Band vorgefunden: »Bitte rufen Sie mich an. Es geht um meinen Sohn.« Und dann die Nummer. Marlen hatte die Stimme von Signora delle Donne wiedererkannt. Offensichtlich war Salvatores Mutter nicht daran gewöhnt, mit Tonbändern am anderen Ende der Leitung zu sprechen, und hatte daher vergessen, ihren Namen zu nennen. Marlen hatte sogleich versucht zurückzurufen, aber es war niemand an den Apparat gegangen.
    Es geht um meinen Sohn… War er womöglich auf getaucht? Hatte Salvatore sich bei seiner Mutter gemeldet? Etwa eine Nachricht für sie, Marlen, hinterlassen? Sie machte sich auf den Heimweg. Ihr Herz klopfte, unbeabsichtigt hatte sie einen Zahn zugelegt. Mi faccio i cazzi miei … Hoffentlich war nichts passiert. Aber die Stimme der Mutter hatte sich nicht besorgt angehört. Marlen, stell dich nicht dumm, sagte sie sich und verlangsamte keuchend die Schritte: Du würdest ihn gern Wiedersehen und etwas zu Ende führen, was unterbrochen wurde. Ecco.
    Keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Als sie unter der Dusche stand, fiel ihr schlagartig ein, daß sie ja das Telefon mitten in der Nacht ausgestöpselt hatte. Tropfnaß lief sie durch den Flur und fummelte den Stecker wieder in die Buchse. Dann lief sie zurück ins Badezimmer, ließ sich noch einmal heißes und dann kaltes Wasser über den Körper laufen, trocknete sich ab, zog sich an und wählte dann die Nummer von Signora delle Donne. Wieder ließ sie es lange klingeln. Aber niemand nahm ab.
    Livia und sie hatten Möglichkeiten aufgelistet, wie sie an weitere Informationen über Umberto Cacciapuoti, womöglich sogar an den Namen einer seiner Geliebten, herankommen konnten. Marlen sollte ihren Journalistenstatus ausspielen, um sich bei Kollegen umzuhören, die über den Fall berichteten. Sie hatte auch die Aufgabe, Italo erneut auf das Thema anzusprechen und dem Weinladen einen Besuch abzustatten. Livia wiederum hatte mit einer Freundin in Bologna telefoniert. Diese Freundin sollte sich ein wenig umtun, wie es um die Vini Divini Francesi und den dahingegangenen Besitzer bestellt war und wer den Laden dort leitete. Außerdem war verabredet, daß Livia ihren neuen Freund Jean ein wenig über die Cacciapuoti ausfragen sollte. Ob Livia daran wohl noch gedacht hatte…
    Tatsache war nun einmal, daß weder sie noch Livia auch nur annähernd über die gleichen Möglichkeiten verfügten wie die Kriminalpolizei. Aber Mund, Augen und Ohren aufsperren und eigene Schlußfolgerungen ziehen, das konnten sie sehr wohl. Es war noch zu früh, um einen Nachtschwärmer wie Italo aus dem Bett zu klingeln. Marlen versuchte es also zunächst bei den beiden Tageszeitungen Neapels. Beim Giornale di Napoli hatte sie Glück. Sie wurde mit einem der für den Lokalteil zuständigen Journalisten verbunden, der Interesse an ihrer Geschichte zeigte. Sie verabredeten sich für den späten Vormittag. Danach rief sie Livia im Büro an. Rosaria war am Apparat und sagte, Livia habe sich krankgemeldet. Es folgte ein weiterer erfolgloser Versuch bei Signora delle Donne.
    Dafür hatte Marlen bei Signor Uccello mehr Erfolg. Schon der vierte Name im Telefonbuch war der richtige. Er nahm persönlich den Hörer ab, und sie verabredeten sich für Freitag nachmittag, um über die Zerstörung des Grande Archivio del Regno di Napoli durch deutsche Soldaten zu sprechen.
    Bis zu dem Termin mit dem Journalisten blieb noch eine Stunde Zeit. Marlen beschloß, sich die Vini Divini Francesi einmal

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