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Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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den beiden?«
    Marlen wiegte den Kopf. »Gemischte Gefühle. Natürlich war sie gut vorbereitet. Trotzdem war das Gespräch hintergründig.«
    »Die Witwe hat sich gut unter Kontrolle«, stimmte Livia ihr zu. »Was immer in ihr vorgeht.«
    »Warum sollte sie uns beiden etwas vorweinen. Trauer hat viele Gesichter. Aber anscheinend ist ihr Mann keine jahrelange Trauer wert«, sagte Marlen. »Er war offenbar kein Kind von Traurigkeit. Sie hat nicht mit der Wimper gezuckt, als die Rede auf seine Geliebten kam.«
    »Sie ist selbst eine attraktive Frau«, sagte Livia. »Und ein Stück größer als er. Vermutlich hat sie es ähnlich gehalten.«
    »Von ihr wissen wir jedenfalls gar nichts. Nur daß sie Deutsch spricht. Und die Läden übernimmt. Nach ihrem Leben haben wir sie nicht gefragt. Die übliche Zuordnung. Die Frau zum Mann, die Signora Cacciapuoti.«
    »Und das Alibi?«
    Livia schlug sich vor die Stirn. »Haben wir sie etwa nicht danach gefragt?«
    »Sie hat mit Sicherheit eins. Sonst wäre sie nicht so cool.«
    »Oder erst recht.«
    Livia schlug vor, sie sollten sich den Haupteingang zur Cacciapuoti-Villa ansehen, ein kleiner Spaziergang wäre jetzt nicht übel. Die Kombination aus Aufzug und unterirdischem Korridor konnte nicht der einzige Zugang zum Haus sein. Irgendwie mußte man auch mit dem Auto heranfahren können.
    Sie waren ungefähr fünf Minuten stadtauswärts gegangen, als tatsächlich linkerhand eine schmale Gasse abzweigte. Sie führte zwischen parkähnlichen Gärten, in denen sich Villen vermuten ließen, in weiten Kurven und leichtem Gefälle zu einem schmalen Kieselstrand. Auf halber Strecke kam den Frauen ein Auto entgegen. Sie traten links an den Straßenrand, um es vorbeizulassen, und erkannten im Vorbeifahren das Profil und die kurzen, schwarzen Haare von Fiorilla Cacciapuoti, die auf dem Beifahrersitz saß. Am Steuer, neben ihr, ein Mann mit Sonnenbrille und kurzen, dunklen Haaren. Einen Moment lang glaubte Livia, den Mann von irgendwoher zu kennen, doch solche Männer gab es in Neapel wie Miesmuscheln im Meer. Sie blickten dem Auto nach, ein BMW in silbermetallic, mindestens seine 60.000 DM wert. Jemand hatte Fiorilla abgeholt. Aber wer? Ein Freund von Umberto? Ein Freund von Fiorilla?
    Zwei Fischerboote lagen auf den Kieseln am Strand. Männer waren mit dem Aufbau der Holzstege für die Sommersaison beschäftigt. Ab Ende Mai würden sich die Leute in dieser höchstens dreißig Meter langen Bucht tummeln, in der Sonne braten, Steaks grillen. Links oberhalb der Badebucht lag ein Restaurant. Auch dort waren Männer mit Renovierungsarbeiten zugange. Das Restaurant sollte Ostern wieder geöffnet werden. Livia fragte einen Arbeiter in neapolitanischem Dialekt nach dem Haus der Cacciapuoti. Der Mann gab die Frage an einen anderen Mann weiter, der dabei war, die Fensterrahmen zu streichen. » ’O muorto ?« rief er zu Livia hinüber.
    Livia nickte. Ja, sie meinte den Toten.
    »Das Haus da oben.« Er wies mit dem hellblauen Pinsel auf ein Haus, das weiter rechts auf einer Klippe stand, umgeben von Sträuchern und Büschen, dort, wo der Strand zu Ende war. »Es ist der dritte Eingang von unten, wenn Sie die Straße wieder hochgehen, das goldlackierte Tor.«
    Das Haus, in dem Fiorilla nun allein wohnte, sah von hier aus relativ neu aus. Es war vielleicht zehn, maximal fünfzehn Jahre alt: eine auch von außen geschmackvolle, nicht zu große, nicht zu kleine Villa, die rostrot angestrichen war. Die Fenster, in denen sich jetzt die Sonne spiegelte, mußten zum Salotto gehören, wo die Frauen noch vor einer halben Stunde gesessen hatten. Darüber, ein wenig zurückversetzt, befand sich eine Terrasse, vermutlich mit Zugang zu weiteren Zimmern. Es sah aus wie ein gestrandetes Schiff. Es erinnert mich an irgend etwas, dachte Marlen, aber an was. Dann fiel es ihr ein: an das rote Haus von Curzio Malaparte auf Capri.
    Als die beiden Frauen zu Livias Vespa zurückschlenderten, entdeckten sie auf der anderen Straßenseite eine Autowerkstatt. Livia hatte eine Idee. Sie überquerten die Straße, näherten sich dem Eingang dieses in Tuffstein gehauenen Gewölbes. Ein untersetzter Mann war gerade dabei, das Heck eines Autos zu polieren.
    Livia sagte, sie habe das Alfa-Schild draußen gesehen. »Das ist doch die Werkstatt von Signor Cacciapuoti, stimmt’s?«
    »Habt ihr gehört, Leute? Die signorine sind wegen dem Cacciapuoti hier.«
    Das Dengeln und Klappern hörte augenblicklich auf. Zwei ölverschmierte Männer

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