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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Lew Gruenzweigs ist.«
    »Das trifft nicht zu«, sagte Lüder. »Beginnen wir mit
dem Segeltau, das im Rantumer Hafen von Bord des Nordstrander Bootes entwendet
wurde. Fixemer und Balzkowski waren gemeinsam mit Balzkowskis Auto unterwegs.
Balzkowski hat uns erklärt, Fixemer hätte das Seil zunächst in Balzkowskis
Kofferraum gelegt. Dort hat die Spurensicherung Faserspuren gefunden, nicht
jedoch in Fixemers Fahrzeug.«
    »Das kann ein guter Anwalt damit begründen, dass
Fixemer das Seil in eine Plastiktüte gelegt hat.«
    »Richtig. Wir haben aber einen weiteren unverdächtigen
Zeugen: Der Sylter Pensionswirt Gödeke Matthiessen, der dir gegenüber ausgesagt
hat, er hätte am Mordabend mit einem Unbekannten gesoffen, der sich als
Betriebsrat eines Unternehmens ausgegeben hatte, das geschlossen werden soll.
Diese Drohung steht für Noskemeier in Neumünster konkret im Raum, während das
Stahlwerk, für das Balzkowski spricht, nur als möglicher Kandidat
diskutiert wird.«
    »Ihnen entgeht aber auch nicht die geringste
Kleinigkeit. Ihren messerscharfen Verstand möchte ich haben«, sagte Große Jäger
anerkennend.
    »Da kannst du unbesorgt sein. Den hast du. Zurück zu
Matthiessen und der Sauforgie. Balzkowski hatte als Kind Gelbsucht und rührt
keinen Alkohol an.«
    »Der kann so viel Frust im Bauch gehabt haben, dass er
alle Vorsätze über Bord geworfen hat.«
    »Das wäre in einer Grenzsituation denkbar. Aber wenn
man ein wenig die Mentalität der Menschen aus dem Ruhrgebiet versteht, für die
der Fußball alles bedeutet, ist es für einen eingefleischten Schalke-Fan
außergewöhnlich, wenn er nie einen Tropfen Alkohol trinkt, aber bei anderer
Gelegenheit alle Vorsätze vergisst. Außerdem hat man im Blut Fixemers nicht nur
Benzodiazepine, sondern auch Alkohol gefunden.«
    »Das ist schon eine ganze Menge.«
    »Für mich war aber ein entscheidender Satz von
Bedeutung, den Lothar Balzkowski bei unserem gemeinsamen Gespräch in Husum
gesagt hat.«
    Große Jäger schwieg. Das war für Lüder ein Zeichen
dafür, dass der Oberkommissar im Augenblick nicht die gleiche Idee hatte.
    »Du erinnerst dich, wie Balzkowski gegen ›die da oben‹
gewettert hat. Er hatte sich richtig in Rage geredet. Und dabei hat er gesagt: Deshalb muss dem Einhalt geboten werden. Es klingt fast ein wenig makaber, wenn
man bedenkt, dass Laipple und Gruenzweig ermordet wurden, weil Balzkowski
glaubte, die beiden würden hinter dem Deal mit den Chinesen stecken. Das war
sozusagen ein ›Versehen‹.« Lüder ließ unerwähnt, dass es zu Beginn der
Ermittlungen am heimischen Frühstückstisch eine Auseinandersetzung gegeben
hatte, als Thorolf erklärte, man müsse diese Ausbeuter ersäufen.
    »Hmh«, hörte Lüder aus dem Telefonhörer. »Dann passt
es ja, wenn Laipples Bodyguard einräumt, zwar die Papiere aus der Collegemappe
des Bankers entwendet zu haben, um sie an Dr. Dr. Buurhove zu verkaufen, aber
jede Beteiligung an einem Mord vehement bestreitet.«
    »Dann hätten wir alles geklärt«, sagte Lüder
erleichtert. »Jetzt muss ich nur noch den Täter festnehmen.«
    Der Eingangsbereich der Vereinigten Dortmunder Hütte AG lag nördlich der Innenstadt unweit
des Borsigplatzes. Friedjof, der Fußballfan, überlegte Lüder, hätte seine
Freude daran gehabt, in die Nähe des Ortes zu gelangen, wo die Keimzelle von
Borussia Dortmund liegt und wo noch heute jeder Einwohner mit ganzem Herzen
schwarz-gelb denkt und fühlt.
    Es gab eine eigene Abbiegespur zum Werksgelände, und
kurz darauf endete die Fahrt vor einem Schlagbaum. Lüder stellte seinen BMW auf einem Besucherplatz ab und
betrat das kleine Empfangsgebäude. Er fragte nach Lothar Balzkowski.
    »Sind Sie mit ihm verabredet?«, fragte der ältere
Pförtner mit dem zerfurchten Gesicht und dem mit Sicherheit selbstgestrickten
Pullover.
    »Er weiß Bescheid«, sagte Lüder und musste seinen
Namen nennen. Er unterließ es, sich als Polizeibeamter auszuweisen.
    Der Mann führte ein paar Telefongespräche, schenkte
sich zwischendurch Kaffee aus einer Thermoskanne nach und bedauerte
schließlich. »Der ist irgendwo unterwegs.«
    »Hat er keinen Pieper?«, fragte Lüder.
    »Einen was?«
    Lüder erklärte dem Pförtner geduldig, wie eine
Personenrufanlage funktioniert, die man anwählen kann und die dem Träger ein
Signal oder einen kurzen Hinweis auf einem Display gibt.
    »Das haben wir nicht.«
    »Und seine Handynummer? Ist er darüber erreichbar?«
    Die kannte der Pförtner auch nicht. Immerhin

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