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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Jonas, der Große Jäger besonders ins
Herz geschlossen hatte.
    Christoph Johannes hatte die Zeit genutzt, um dem Gast
einen Kaffee zu besorgen.
    »Wir sind informiert worden, dass das
Landeskriminalamt die Ermittlungen im Mordfall Gruenzweig übernommen hat.«
    »Dem Scheiß-Starke geht der Arsch auf Grundeis«,
mischte sich Große Jäger ungefragt ein. »Dieser Feigling drückt sich vor der
großen Verantwortung und dem Medienecho, das dieser Mord hervorrufen wird.
Diese linke Bazille hat doch selbst Schuld, dass er ohne die Dobermann
auskommen muss. Es kursieren Gerüchte, dass er nicht unschuldig ist an der
plötzlichen Versetzung der Doberfrau. Hannover! Das ist wahrlich eine Straf versetzung«,
brummte der Oberkommissar mehr zu sich selbst.
    Lüder hatte sich umgedreht und Große Jäger bei dessen
Tirade gemustert. Die dunklen, ungewaschenen Haare hatten seit ihrer letzten
Begegnung ein paar graue Strähnen mehr bekommen. Der blauschwarze Schimmer an
Wangen und Kinn war alles andere als ein gepflegter Dreitagebart, die
schmuddelige Jeans und das rote Holzfällerhemd waren ebenso ein Markenzeichen dieses
ungewöhnlichen Mannes wie der Schmerbauch, der über der Gürtelschnalle hing.
Und seit dem letzten Jahr gab es noch ein weiteres: das Einschussloch in der
Lederweste, die Große Jäger zu jeder Jahreszeit trug. Es stammte von einem
Schusswechsel bei einer Verfolgungsjagd, die Lüder gemeinsam mit dem
Oberkommissar durchgestanden hatte.
    Christoph Johannes trug die bisherigen
Ermittlungsergebnisse vor.
    »Wie kommt der Täter an das Rohypnol?«, überlegte
Lüder. »Das Ganze sieht nicht so aus, als wäre ein Partygag überzogen worden.
Dagegen spricht die Halskrause aus Champagnerflaschen.«
    »Zehn Kilo wiegen die sechs Flaschen. Das zieht auch
einen Lew Gruenzweig nach unten, der es sicher gewohnt war, immer obenauf zu
schwimmen«, warf Große Jäger ein, bevor er sich leise fluchend auf die Suche
nach dem Feuerzeug machte, um sich die nächste Zigarette anzuzünden.
    »Dieses Medikament könnte entweder auf Partys der High
Society verweisen. Oder es stammt aus dem Rotlichtmilieu. Dort wird es
bekanntermaßen als K.-o.-Tropfen eingesetzt. Für Letzteres könnte das Nerzcape
sprechen. Ist schon geklärt, ob Gruenzweig eventuell selbst das Medikament
benutzt hat? Solche Leute leben ständig unter Hochspannung und können ohne
dämpfende Arzneien nicht mehr abschalten. Das ist der Preis für diese Art des
Daseins.«
    »So weit sind wir noch nicht«, sagte Christoph
Johannes mit einem bedauernden Schulterzucken. »Die Entdeckung des Mordes ist
erst wenige Stunden her.« Er stutzte und kniff die Augen zusammen, als er Lüder
ansah. »Wie kommt es, dass die Gerichtsmedizin so schnell reagiert hat und
sogar schon Laborergebnisse vorliegen?«
    Große Jäger übernahm es ungefragt zu antworten: »Wenn
so ein Moneymaker das Opfer ist, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt. Zur Not
muss dafür in Kiel dieser oder jener schon mal auf das Frühstück verzichten.«
    »Wir im Landeskriminalamt gehen umgekehrt immer davon
aus, dass das beschauliche Leben in den Dienststellen im Lande gepflegt wird«,
erwiderte Lüder.
    Große Jäger lachte kehlig auf und wies mit dem Daumen
auf Lüder. »Hörst du, Christoph? Jetzt hörst du vom Herrn Kriminalrat die
gleichen vorurteilsbehafteten Sprüche wie von Klaus Jürgensen.« Der
Oberkommissar winkte ab. »Was soll’s? Der kommt ja auch von der Ostseeküste.«
    »Kollege Paulsen aus Westerland hat die Pelzhändler
auf Sylt aufgesucht und Erkundigungen eingezogen, ob das weiße Cape dort
gekauft wurde«, sagte Christoph Johannes.
    »Hast du von Pelzhändlern im Plural gesprochen?«,
fragte Große Jäger. »Sylt ist doch nur eine kleine Insel.«
    Christoph Johannes schüttelte den Kopf. »Es scheint,
als hättest du trotz vieler Jahre in Nordfriesland immer noch nicht verstanden,
was und wer Sylt ist. Jedenfalls ist das Stück nicht auf Sylt erworben worden.
Der weiße Nerz, wie wir ihn immer genannt haben, ist übrigens echt und stammt
vom …« Er unterbrach seine Ausführungen, um noch einmal die Nachricht auf
seinem Bildschirm zu lesen. »Er stammt vom Mustela erminea.«
    »Ach so«, sagte Große Jäger und lehnte sich zurück,
dass sein Stuhl ächzte. »Das habe ich mir gleich gedacht.« Er lächelte sein
Gegenüber an. »Als Erster Hauptkommissar muss man wissen, was das ist. Machst
du einen dummen Oberkommissar auch schlau?«
    »Das ist der lateinische Name des

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