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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Kurzschwanzwiesels,
einer Marderart.«
    Große Jäger schüttelte den Kopf. »Ich dachte schon,
wir hätten einen größeren Fisch an der Angel und das Pelzdingens würde zu einer
Reichen und Schönen gehören. Nun kommst du mit so einem Getier, das bei armen
Leuten auf dem Dachboden haust.«
    Christoph Johannes lachte, und Lüder stimmte ein.
    »Wenn du die englische Königin und den Papst zu den
armen Leuten zählst, hast du recht«, mischte sich Lüder ein. »Der Papst hat
sich immerhin eine in der Modewelt sehr auffällige Mütze daraus machen lassen.«
    »Aus Marder?« Große Jäger sah Lüder ungläubig an. »Die
Kirche ist auch nicht mehr das, was sie einmal war.«
    »Mag sein«, sagte Lüder. »Eine andere Bezeichnung für
diesen Winterpelz des unter anderem in Sibirien lebenden Tieres ist Hermelin.«
    Der Oberkommissar sah zuerst Lüder, dann seinen
Kollegen mit großen Augen an. »Sagen Sie das noch mal. Hermelin? Das muss doch
verdammt teuer sein. Also haben wir es hier vermutlich nicht mit einer kleinen
billigen Nutte zu tun. Da muss sich doch jemand gewaltig ärgern, wenn er so ein
Stück einfach an der Garderobe hängen lässt. Das vergisst man nicht aus
Versehen. Wir können vermuten, dass die Dame mit der zum Hermelincape passenden
Oberweite es eilig hatte, das Haus zu verlassen. Außerdem laufen sicher nicht
viele Frauen mit einem solchen Stück herum. Das ist doch sicher ein Unikat.
Also können wir Neckermann vergessen und bei den Edelkürschnern der Republik
herumfragen.«
    »Vielleicht hat die Trägerin das Hermelincape aber
öfter zur Schau gestellt, und irgendwer auf Sylt erinnert sich daran«, sagte
Lüder.
    Große Jäger rieb sich die Hände. »Die Aufgabe
übernehme ich. Ich werde durch die Sylter Szene streifen und nachfragen, ob
jemand das Cape kennt.«
    »Langsam«, bremste ihn Christoph Johannes. »Die
Westerländer Kollegen können das sicher besser als wir.«
    Große Jäger zog einen Schmollmund. »Habe ich mir
gedacht, dass man hier in Husum in der freien Entfaltung am Arbeitsplatz
gebremst wird.«
    »Zumal die Jungs richtig gut sind. Sie haben auch
einen Hinweis auf die Knoten, mit denen die Flaschen um den Hals gebunden
waren. Es sind Roringsteks.«
    »Das klingt nach Segeln«, überlegte Große Jäger laut.
    »Richtig. Die werden vor allem bei synthetischem Gut
verwendet. Aus diesem Material ist auch die Leine.«
    »Das sind schon ein paar Anhaltspunkte«, fasste Lüder
zusammen, der dem Dialog der beiden Husumer Beamten schweigend gefolgt war.
»Das Opfer ist einer der reichsten Männer der Erde.« Lüder streckte den Daumen
in die Höhe. »Der Tatort befindet sich in einem Haus der Nobelklasse, das einem
der bedeutendsten Manager Deutschlands gehört.« Er zeigte dabei den gestreckten
Zeigefinger. Als Nächstes hielt er zusätzlich den Mittelfinger in die Höhe.
»Leine und Knoten deuten auf jemanden hin, der mit dem Segeln vertraut ist.
Viertens haben wir mit dem Hermelincape einen weiteren Anhaltspunkt, und fünftens«,
dabei hielt er seine gespreizte rechte Hand in die Luft, »hat die Mordmethode
Stil, obwohl es makaber klingt, bei der Hinrichtung eines Menschen von Stil zu
sprechen. Aber wir sollten dieser außergewöhnlichen Vorgehensweise besondere
Beachtung schenken.«
    »Wie wollen Sie weiter vorgehen?«, fragte Christoph
Johannes.
    »Ich werde zunächst nach Sylt fahren und mich vor Ort
umhören«, erwiderte Lüder.
    Große Jäger stöhnte auf. »Bevor sich so ein Kieler
dort verirrt, werde ich ihm Geleitschutz geben.« Der Oberkommissar bohrte mit
dem Zeigefinger im Einschussloch seiner Weste. »Ohne Husumer Hilfe klappt das
doch nicht.«
    * * *
    Auf dem Weg zur Insel hatten die beiden
Beamten im beschaulichen Niebüll Station gemacht, weil Lüder noch einmal
persönlich mit der Hauswirtschafterin sprechen wollte. Imke Feddersen hatte
verstört gewirkt, während ihr besorgter Ehemann ungehalten über die
Aufdringlichkeit der Polizei war, wie er es formulierte. Die Frau sah
mitgenommen aus und hatte sich verängstigt in die Sofaecke gekuschelt. Sie
konnte ihrer Aussage vom Morgen nichts hinzufügen. Lüder hatte zudem den
Eindruck, dass das Spülen der Gläser, die wertvolle Hinweise auf den Tatverlauf
hätten geben können, mechanisch erfolgte und Imke Feddersen nicht zum Kreis
möglicher Tatverdächtiger zu zählen war.
    »Mir mangelt es an Phantasie, weshalb die Frau Lew
Gruenzweig hätte ermorden sollen«, sagte Lüder, als sie in seinem BMW auf dem Oberdeck des

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