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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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über Sabine Johbst
eingezogen«, berichtete ein Beamter, den sie auf dem Flur trafen. »Sie stammt
aus der Nähe von Stade. Der Vater hatte umfangreiche Ländereien, die über Nacht
zu Bauland wurden. Es wird gemunkelt, dass er dubiose Beziehungen zu lokalen
Politikgrößen unterhielt. Aber man konnte ihm nichts beweisen. Die Wohnung mit
Meerblick am Brandenburger Platz in Westerland gehört ihm.«
    »Und da hält sich seine Tochter auf?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis«, sagte der Beamte.
    Sie machten sich auf den Weg zur Autoverladung nach
Niebüll.
    »Der treusorgende Vater finanziert seinem Töchterchen
das Lustwandeln auf Sylt«, überlegte Lüder laut.
    »Und zu deren Spaßfaktoren gehört Hans-Martin
Hollergschwandtner, der sich von ihr aushalten lässt«, fuhr Große Jäger fort.
    »Noch wissen wir nicht, ob der nicht vom eigenen
Vermögen oder Einkommen lebt«, gab Lüder zu bedenken. »In gewissen Kreisen
scheint die Gastfreundschaft üblich zu sein. Lew Gruenzweig wurde im Anwesen
des Vorstandssprechers der Bank ermordet. Niemand zweifelt daran, dass sich
Gruenzweig nicht selbst eine luxuriöse Bleibe hätte leisten können. Wir müssen
den Eigentümer des Hauses, Dr. Laipple, befragen, was Gruenzweig in dessen Haus
geführt hat.«
    »Der sitzt in Frankfurt. An den kommen wir nicht so
einfach heran.«
    »Niemand ist vor dem Zugriff des Gesetzes gefeit«,
sagte Lüder selbstbewusst, obwohl er im Inneren Zweifel hegte, ob nicht doch
dieser oder jener dank hervorragender Verbindungen Vorteile ausschöpfen konnte,
die anderen, die nicht zu den »Amigos« gehörten, nicht vergönnt waren.
    Sie hatten Glück und konnten in Niebüll ohne Warten
auf den nächsten Autoreisezug fahren. Eine halbe Stunde später verließen sie
den Zug und parkten kurz darauf vor dem Appartementhaus, in dem Sabine Johbst
Hansi Hollergschwandtner großzügig Unterkunft gewährte. Das Haus lag in der
ersten Reihe und bot zur Seeseite hin freie Sicht auf die Brandung der Nordsee.
Bis zum Zentrum waren es nur wenige Gehminuten, und man nahm den beim Haus
liegenden Strandübergang, um gleich darauf auf der breiten Promenade
Westerlands vor der berühmten Strandmuschel sich, seine Begleitung und seinen
Hund zu präsentieren.
    Der Brandenburger Platz war zu einem großen Parkplatz
mutiert, umgeben von architektonisch wenig ansprechenden Appartementhäusern.
Lediglich vis-à-vis waren zwei kleinere Häuser im Bäderstil früherer Jahre
erhalten geblieben.
    Sabine Johbst erwartete sie an der offenen Tür,
nachdem ihnen auf das Klingeln hin geöffnet worden war. Die junge Frau mit dem
auffallend ausladenden Busen trug einen eng anliegenden Pulli, der ihre Formen
noch besonders betonte. Die Leggins saßen stramm wie eine zweite Haut an und
zeichneten die kräftigen Waden und Schenkel nach. Sie sah übernächtigt aus und
gab sich auch keine Mühe, das Gähnen zu unterdrücken. Erwartungsvoll sah sie
die beiden Polizisten an.
    »Frau Johbst. Wir sind uns gestern in der Sansibar
begegnet.«
    Sie nickte. »Hansi ist gerade für einen Moment weg.
Sie wollen zu ihm.« Es klang wie eine Feststellung.
    »Auch«, sagte Lüder. »Doch zuvor würden wir gern ein
paar Worte mit Ihnen wechseln.«
    »Mit mir?« Ein kurzes Erschrecken blitzte in ihren
Augen auf. Dann gab sie die Tür frei. »Kommen Sie rein.«
    Das Wohnzimmer, in das sie die Beamten führte, war
vermutlich teuer und modern eingerichtet. Lüder erschien es kalt und
unpersönlich. Der Raum strahlte keine Gemütlichkeit aus und hatte das Ambiente
eines ungeheizten Schaufensters des Designerladens in einer Edelfußgängerzone.
Sabine Johbst räumte zwei achtlos auf den Sitzmöbeln verstreute Kleidungsstücke
zur Seite. Die Gläser auf dem Tisch, die Schale mit Wasabinüssen und ein
Glasteller mit dem Strunk einer Weintraube mussten noch vom Vorabend übrig
geblieben sein, während die Kaffeebecher von heute zu stammen schienen.
    Ob es bei Große Jäger auch so aussieht?, schoss es
Lüder durch den Kopf, und unwillkürlich warf er einen schnellen Blick auf den
Oberkommissar und dessen schmuddelige Aufmachung.
    »Sie leben mit Herrn Hollergschwandtner zusammen?«,
fragte Lüder, nachdem sie Platz genommen hatten.
    »Was heißt ›zusammenleben‹? Er wohnt bei mir.«
    »Sie halten sich ständig auf Sylt auf?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nur wenn hier was los
ist. Oder wenn mir danach ist.«
    »Wann haben Sie Ihren Partner kennengelernt?«
    »Er ist nicht mein Partner. Das mag Ihnen

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