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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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damit?«
    »In dieser Stärke wird es gebraucht, um die Segel zu
reffen. Das ist, wenn man die Segel hoch- oder runterzieht am Mast«, schob er
hinterher. Er zeigte auf das Bild, das Große Jäger immer noch in der Hand
hielt. »Was ist damit?«
    »Wir gehen einem Diebstahl nach. So ein Seil wurde von
einem Boot entwendet.«
    Der Verkäufer nickte ernst. »Hab davon gehört. Ham sie
auf Sylt geklaut, näh.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Zufall. Heute Morgen war ‘nen Kunde von Nordstrand
hier. Der hat gesagt, bei ihm ausm Club hätte einer geflucht wie der Teufel,
weil ihm wer das vom Boot geklaut hat. Einfach so afsnippelt von Mast.«
    »Können Sie uns einen Namen nennen.«
    »Klar. Hauke.«
    »Und weiter?«
    Der Verkäufer zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ist
aber von Nordstrand. Noch was. Der, von dem sein Boot sie das geklaut haben,
hat eine LM  27. Das Boot
heißt ›Isern Hinnerk‹. Hat Hauke gesagt.«
    Sie verließen das Gewerbegebiet auf der anderen Seite,
und unterwegs wunderte sich Lüder über die zahlreichen Kreisverkehre in Husum.
    »Ist ein Hobby vom Landrat«, erklärte Große Jäger.
»Vermutlich bekommen die dafür Fördergelder aus Brüssel.«
    Sie durchquerten den schicken Kurort Schobüll und
fuhren über den schier endlosen Damm auf die grüne Insel Nordstrand. Der
Seglerhafen lag bezeichnenderweise im Ortsteil namens Süderhafen.
    »Erkennst du eine LM  27?«,
fragte Lüder und warf einen Blick zur Seite. Große Jäger schüttelte den Kopf.
»Vielleicht finden wir etwas über den Bootsnamen.«
    Direkt am Getreidesilo des Hafens fanden sie ein
Bistro, vor dem eine junge Frau die Stühle für die Außengastronomie zurückrückte.
»Moin«, grüßte sie von Weitem.
    »Wir sind von der Polizei und suchen den Eigner der
Yacht ›Isern Hinnerk‹. Einer LM  27.«
    »Yacht ist gut«, lachte die junge Frau vergnügt. »Das
ist ein Motorsegler. Ja. Oke hat so ein Schiff. Der segelt bei jedem Wetter.«
    »Oke – und weiter?«
    »Oke Petersen, der Architekt. Er wohnt in England.«
    Lüder sah ein wenig irritiert aus und wollte
nachfragen, als Große Jäger und die Frau ihn ansahen und gemeinschaftlich
grinsten. »Das ist ein Ortsteil hier auf Nordstrand«, erklärte der
Oberkommissar und ließ sich die genaue Adresse geben.
    Das Haus, das wie die Mehrzahl der Häuser auf
Nordstrand auf einem Deich stand, machte einen gepflegten Eindruck. Der
Vorgarten sah aus, als wäre er für einen Schönheitswettbewerb hergerichtet.
    Ein drahtig wirkender Mann mit schlohweißem Haar
öffnete ihnen und sah sie fragend an.
    Große Jäger stellte die Beamten vor und fragte, ob Oke
Petersen Eigner der LM  27
sei und vor Kurzem in Rantum auf Sylt gelegen habe.
    »Da bin ich gestern rübergekommen«, erklärte Petersen
und bat die Beamten ins Haus. Ungefragt berichtete er: »Da haben sie mir doch
glatt das Großfall gekappt. Wenn die sich schon über ein Tau hermachen wollten,
hätten sie auch eines nehmen können, das aufgeschossen war. Diese Öster. Wenn
ich die bin Mors krieg, dann soll’n die was erleben.«
    »Herr Petersen meint, dass man auf seinem Boot ein
Stück von dem Seil abgeschnitten hat, das am Großmast, das ist der Hauptmast,
entlang nach oben führt und mit dem das Segel hoch- und herabgezogen wird«,
erklärte Lüder dem Oberkommissar.
    Große Jäger sah ihn empört an. »Danke für die
Erläuterung. Und aufgeschossen heißt, sauber auf dem Deck zusammengelegt.«
    »Ich hab mich geärgert«, schimpfte Oke Petersen. »Da
lief vorgestern einer rum – drüben auf dem Anleger in Rantum. Ich wollte den
noch fragen, was er da verloren hat. Und als ich aufs Boot kam, habe ich gleich
gesehen, dass da was nicht in Ordnung war.«
    »Hatte der Mann, den Sie gesehen haben, eine Tasche
dabei?«
    »Das nicht.«
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    »Der hatte eine Windjacke an. Beigefarben. Etwas
größer als ich. Dunkle Haare. Leicht gewellt. Vielleicht so um die vierzig.«
    Sie fragten nach dem Seil.
    »Das habe ich ausgetauscht«, erklärte Petersen.
    »Haben Sie das zerschnittene Ende noch?«
    »Sicher. Liegt in der Garage.« Er händigte den Beamten
beide Enden aus und vergaß nicht, noch einmal einen Kübel Seemannsflüche über
den auszuschütten, der sich an seiner Segelleine vergriffen hatte.
    Sie lieferten die Leine auf der Polizeidirektion ab,
und Große Jäger bat darum, dass dieses Beweisstück zur kriminaltechnischen
Untersuchung nach Kiel gebracht werden sollte.
    »Wir haben Erkundigungen

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