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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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so
vorkommen, nur weil er hier wohnt.«
    »Sie teilen sich aber nicht nur das Badezimmer?«,
fragte Große Jäger dazwischen.
    Sie lachte. »Ist das verboten, wenn man fun hat?« Sie verschränkte die Hände im Nacken und dehnte ihren Oberkörper, indem
sie sich nach hinten lehnte.
    Lüder war froh, dass Große Jäger, dessen Blick direkt
auf dem Oberkörper der jungen Frau ruhte, nicht einen seiner berüchtigten
Kommentare wie »Vorsicht, sonst platzt der Pullover« abgab, als die Textilie
sich mächtig spannte.
    »Etwa zwei Monate. Wir sind uns auf einer Party
begegnet. Um diese Jahreszeit ist noch nicht viel los. Viele sind woanders. Im
Süden oder im Schnee.«
    »Und dann ist er bei Ihnen eingezogen.«
    »Das hat sich so ergeben.«
    »Waren Sie vorgestern zusammen?«
    Sie gähnte erneut, ohne die Hand vor den Mund zu
halten. »Weiß nicht.«
    »Überlegen Sie noch einmal.«
    »Ja – nein.«
    »Was denn nun?«, mischte sich Große Jäger ein.
    »Hansi war abends mal weg.«
    »Wo?«
    Sie wirkte gelangweilt und winkelte ihr Bein unter dem
Po an, wie es nur Frauen zustande bringen. »Ich glaube, arbeiten.«
    »Was macht er?«
    »Null Ahnung.« Sie stand auf und sah aus dem Fenster,
am Strandkorb vorbei, der auf dem Balkon stand. Von hier oben hatte man einen
Blick auf den Strand, den Übergang und ein Strandbistro, das zwischen Idyll und
Bretterbude unentschlossen schwankte. »Fragen Sie ihn doch selbst.«
    »Wo finden wir Herrn Hollergschwandtner?«
    »Weiß nicht.«
    Es war sinnlos. Mehr war von Sabine Johbst nicht zu
erfahren.
    »Das ist merkwürdig«, stellte Große Jäger fest, als
sie vor dem Appartementhaus auf der Straße standen. »Uns hat er gesagt, er
würde nicht arbeiten. Nun behauptet das Girl da oben etwas anderes. Das sollte
uns der Typ erklären.«
    »Zumindest hat er im Augenblick kein Alibi für die
vermutete Tatzeit«, ergänzte Lüder. »Aber welches Motiv sollte
Hollergschwandtner haben?«
    Große Jäger kratzte sich das unrasierte Kinn, dass es
trotz des Windes deutlich wahrnehmbar war. »Es ist noch offen, wem das
Hermelincape gehört, das wir am Tatort gefunden haben.« Er grinste und deutete
mit den beiden zu Halbkreisen geöffneten Händen vor seiner Brust den üppigen
Busen Sabine Johbsts an. »Der da oben würde das Cape sicher nicht passen. Wenn
ich ein wenig phantasiere, könnte man glauben, Lew Gruenzweig hätte sich ein
bisschen Unterhaltung gegönnt.«
    »Du meinst, er hat sich eine Edelprostituierte bestellt«,
stimmte Lüder zu.
    »Und Hollergschwandtner behauptet, von ›nichts‹ zu
leben, während Sabine Johbst uns erzählt hat, der Mann wäre vorgestern Abend
arbeiten gewesen.«
    »Als Zuhälter?«
    Große Jäger nickte. »Das würde erklären, dass er am
Morgen nach dem Mord dort aufgetaucht ist, um das in der Panik vergessene
Hermelincape abzuholen. Leider kam er zu spät, und die Tat war schon entdeckt.
Und wenn der Kollege von der Streife nicht so clever gewesen wäre und
Hollergschwandtner auf Verdacht angehalten hätte, würden wir jetzt noch
rätseln.«
    Lüder streckte den Zeigefinger in die Höhe. »Gute
Idee, die wir verfolgen sollten. Doch zunächst möchte ich versuchen, den
Eigentümer des Hauses am Kampener Dünensaum zu erreichen. Vielleicht erfahren
wir, was Lew Gruenzweig nach Sylt geführt hat.«
    Sie fuhren zur Polizeizentralstation Westerland, die
in einem urigen Rotklinkerhaus gegenüber dem Bahnhof untergebracht war.
Hauptkommissar Paulsen von der örtlichen Kripo stellte ihnen Arbeitsplätze und
Telefon zur Verfügung.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie in der Frankfurter
Zentrale der Bank mit dem Büro des Vorstandssprechers verbunden waren. Ebenso
höflich wie bestimmt beschied ihnen eine Frau, dass Herr Dr. Laipple nicht zu
sprechen sei.
    »Es handelt sich um eine Befragung in einer
Mordsache«, erklärte Lüder.
    »Ich kann Ihnen nichts anderes sagen als Ihren
Kollegen, die sich vor zwei Stunden hier gemeldet haben«, sagte die Assistentin
Dr. Laipples. »Es wäre zudem schön, wenn Sie sich untereinander abstimmen
würden, um Doppelarbeiten zu vermeiden.«
    »Das wird die Sonderkommission gewesen sein«, wisperte
Große Jäger, der über den Raumlautsprecher mithörte.
    »Wenn Sie möchten, kann ich Sie mit unserer
Rechtsabteilung verbinden«, bot die Frau in Frankfurt an.
    »Unsere Befragung bezieht sich auf Dr. Laipples
private Umgebung«, erwiderte Lüder.
    »In solchen Fällen empfiehlt es sich, dass Sie Kontakt
zu Herrn Dr. Laipples Anwalt

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