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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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»Moin«.
    Ebenso wortlos stand der Oberkommissar auf und verließ
den Raum, um kurz darauf mit einer Kaffeetasse, die er mühsam auf der
Untertasse balancierte, zurückzukehren und sie vor Lüder abzustellen.
    »Ich möchte zunächst nach …«, begann Lüder, aber Große
Jäger unterbrach ihn.
    »Im Gewerbegebiet, hier in Husum, gibt es einen Laden
für Bootsbedarf und Segelzubehör.«
    »Woher weißt du, was ich wollte?«, fragte Lüder.
    Der Oberkommissar zeigte auf das Einschussloch in
seiner Weste. »Wer mich schon bei Duellen begleitet hat, dessen Gedanken sollte
ich wohl erraten. Zumal gemunkelt wird, dass Sie unser künftiger Chef werden.«
    Lüder winkte ab. »Nachfolger Grothes? Das ist eine
Direktorenstelle. Ich bin Rat.«
    »Nee. Ich meine die Kriminalpolizeistelle. Die Leitung
steht einem Beamten des höheren Dienstes zu. Christoph«, dabei wies Große Jäger
mit dem Daumen über die Schulter auf den Schreibtisch in seinem Rücken, »ist am
Ende seiner Karriereleiter angekommen. Er ist Erster Hauptkommissar und
kommissarischer Leiter der Husumer Kripo. Und das seit fünf Jahren.« Mehr zu
sich selbst fuhr der Oberkommissar fort: »So lange ist das schon her, dass er
nach Husum gekommen ist und wir den Mord an der Mutter und der kleinen Lisa
geklärt haben.«
    »Ich kann dich beruhigen. Weder habe ich die
Intention, noch gibt es Anzeichen dafür. Im ganzen Land ist bekannt, dass die
Husumer Kripo gut geführt wird und eine der besten und erfolgreichsten
Dienststellen des Landes ist.«
    »Das weckt Begehrlichkeiten«, blieb Große Jäger
skeptisch. »Und was ist mit Starke? Kommt der nun als Leiter der
Polizeidirektion?« Er machte mit der rechten Hand die Geste des
Halsabschneidens. »Dann wird es den ersten Mord innerhalb der Polizei in der
Geschichte des Landes geben.«
    Lüder lachte. »Man stimmt die Personalplanung nicht
mit mir ab.« Unausgesprochen setzte er seinen Gedanken fort: Außerdem bin ich
bei manchen Verantwortlichen in der Hierarchie nicht wohlgelitten. Aber bisher
hatte er noch keinen Gedanken an die Möglichkeit verschwendet, sich auf eine
Position wie die Leitung der Husumer Kripo zu bewerben.
    Große Jäger musterte ihn aus zusammengekniffenen
Augen. »Habe ich jetzt Geister geweckt?«, fragte der Oberkommissar lauernd. Der
Mann wurde Lüder langsam unheimlich. Es schien, als könnte er Gedanken lesen.
    Lüder leerte seine Tasse und stand auf. »Wir haben
noch viel vor.«
    Sie waren noch keine zweihundert Meter gefahren und
hatten gerade die Kurve vor dem Husumer Bahnhof hinter sich, als Große Jäger
den Arm ausstreckte und nach rechts auf den Parkstreifen zeigte. »Sehen Sie das BMW -Cabrio dort? Darüber regen
sich meine Nachbarn auf und lassen mir keine Ruhe, da sie glauben, ich könnte
Abhilfe schaffen. Sie verstehen nicht, dass es außerhalb meiner Zuständigkeit
und Möglichkeiten liegt, und werfen mir Desinteresse vor.«
    Dann lotste der Oberkommissar Lüder durch das für Ortsfremde
nur schwer zu durchschauende Labyrinth von Einbahnstraßen, bis sie die
Flensburger Chaussee erreicht hatten und auf Höhe der Fliegerhorstkaserne auf
Große Jägers Geheiß ins Gewerbegebiet abbogen.
    Lüder war erstaunt über den mehr als regen Verkehr in
diesem Bereich, in dem sich nicht nur mittelständisches Gewerbe, sondern fast
alle bekannten Bau- und Verbrauchermärkte niedergelassen hatten. Ein solches
Angebot hätte er in dem seiner Meinung nach überschaubaren Husum nicht
erwartet.
    Große Jäger ließ Lüder noch einmal abbiegen, bis sie
das Geschäft für Segelbedarf in der Nachbarschaft eines Möbeldiscounters und
eines Sanitärfachhandels erreichten.
    Ein Mann mittleren Alters fragte nach ihren Wünschen.
    »Polizei Husum«, übernahm der Oberkommissar die Gesprächsführung
und zog ein Bild des Seils hervor, mit dem die Champagnerflaschen um
Gruenzweigs Hals gebunden waren. »Können Sie uns dazu etwas sagen?«
    Der Verkäufer sah Große Jäger zunächst ratlos an. Erst
als der Oberkommissar die Vermutung äußerte, dass es sich um ein Tau handeln
könnte, das beim Segeln Verwendung findet, nickte der Mann heftig.
    »Ja. Ist aus Polyester. Kommen Sie mal«, bat er und
ging zu einem Gestell, auf dem zahlreiche Seile unterschiedlicher Stärke und
Farben auf Trommeln aufgerollt waren. »Hier.« Der Verkäufer nahm ein weißes
Seil in die Hand und spielte mit dem Ende. »Das kriegen Sie nicht kaputt. Hält
wie der Deubel. Sagte ich schon – ist aus Polyester.«
    »Was macht man

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