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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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erwiderte Lüder. Seit Langem war es
zwischen ihnen beiden üblich, sich auf diese Weise zu begrüßen, und Friedjof
genoss es, dass Lüder ihm schon vor Jahren das Du angeboten hatte.
    Der junge Mann schüttelte demonstrativ den Kopf und
hob einen Zipfel der ausgebreiteten Zeitung. »Das werde ich meinem Freund
Werner berichten«, sagte er lachend.
    »Werner?«
    »Na, dem Wirtschaftsminister, wenn wir gemeinsam in
der Fankurve von Holstein Kiel stehen.«
    »Glaubst du wirklich, der sieht sich Fußball in den
unteren Klassen an?«, stichelte Lüder zurück. »Außerdem kenne ich jemanden, der
in direkter Nachbarschaft zu Peter Harry auf Nordstrand wohnt. Wenn der das dem
Ministerpräsidenten steckt, muss Werner wieder zurück nach Hamburg in seine
Kupferhütte.«
    Beide lachten herzhaft.
    »Bist du an diesem Fall dran?«, fragte Friedjof und
zeigte auf die Zeitung.
    Lüder schüttelte heftig den Kopf. »Jetzt bin ich von
dir enttäuscht. Wo ist der Mord geschehen?«
    »Sylt«, sagte Friedjof mehr zu sich selbst. Dann zog
ein Strahlen über sein Antlitz. »Ah, ich verstehe. Dafür ist Husum zuständig.
Große Jäger.« Er streckte den Daumen in die Luft. »Prima Bursche. Nur vom
Fußball versteht der nichts.«
    Der junge Mann legte Lüder mehrere Aktendeckel auf den
Schreibtisch. »Für dich, falls du zwischen deinen Zeitungen noch Zeit dafür
hast.« Er lachte erneut und schüttelte den Kopf. »Beamter müsste man sein.«
Dann wandte er sich zur Tür. »Tschüss, Sheriff«, sagte er dabei.
    Lüder warf ihm eine Büroklammer hinterher. »Hau bloß
ab, du Oberpostrat.«
    Dann suchte er das Büro des Kriminaldirektors auf,
erfuhr aber, dass Nathusius in einer Dienstbesprechung sei, die sich vermutlich
bis zum Mittag hinziehen werde. Lüder hätte sich gern mit seinem Vorgesetzten
abgestimmt. Nathusius war ein brillanter Analytiker und hervorragender Kenner
der politischen Szene im Land zwischen den Meeren.
    Von seinem Büro aus rief Lüder in Husum an.
    »Gibt es etwas Neues bei euch?«, fragte er Große
Jäger.
    »Den ›Hexer‹ gibt es nur bei Edgar Wallace«, knurrte
der Oberkommissar zurück. »Hier geht es recht irdisch zu. Wir haben heute ein
Bild des Pelzcapes …«
    »Des Hermelins«, unterbrach Lüder.
    »Von mir aus. Das Ding ist heute in der Zeitung.«
    »In welcher?«
    »Ich hätte es ja gern in der ›Praline‹ oder dem
›Grünen Blatt‹ gehabt. Es ist aber in der ›Sylter Rundschau‹ erschienen.
Ansonsten geht es hier ein bisschen durcheinander. Wir hatten eine Reihe von
Fällen in der letzten Nacht, die uns vor Ort beschäftigen. Außerdem ist
Christoph Johannes noch nicht da. Da gab es einen Todesfall im Haus.«
    »Fremdeinwirkung?«, fragte Lüder.
    »Vermutlich nicht. Seine Vermieterin ist gestorben. Es
sieht so aus, als wäre die alte Dame im gesegneten Alter von neunundachtzig
Jahren friedlich eingeschlafen. Und dann sind da noch meine Nachbarn, die mich
wegen des BMW s nerven, der
unerlaubt auf dem Parkstreifen gegenüber meiner Wohnung steht. Ich habe Ihnen
davon erzählt.«
    »Schön«, sagte Lüder. »Dann werde ich allein nach Sylt
fahren und weiterermitteln, wenn du mit so vielen anderen Dingen beschäftigt
bist.«
    »Pahh! Es gibt wohl keine Dienststelle in der
Landespolizei, die so gut besetzt ist wie unsere. Das haben wir alles im Griff,
sodass ich natürlich mitkomme. Holen Sie mich ab?«
    Lüder sicherte es zu und machte sich auf den Weg nach
Husum.
    Das Fenster zur Straße stand auf Kipp. Der schwache
Geräuschpegel des Verkehrs wurde durch das tiefe Dröhnen der schweren
Diesellokomotive übertönt, die im gegenüberliegenden Bahnhof anfuhr, um die
Wagen der Nord-Ostsee-Bahn nach Sylt zu schleppen.
    Alle Wege scheinen auf die Insel zu führen, dachte
Lüder, als er das Büro mit den drei Schreibtischen betrat, in dem Große Jäger
gemeinsam mit Christoph Johannes residierte. Der dritte Arbeitsplatz war
verwaist. Harm Mommsen befand sich seit dem vergangenen Jahr auf der Hochschule
der Polizei in Münster. Das deutete darauf hin, dass man den Kommissar für
höhere Weihen vorgesehen hatte und irgendwann damit zu rechnen war, dass er in
den höheren Dienst berufen wurde. Dann hat der junge Mommsen den gleichen
Dienstrang wie ich, setzte Lüder seine Überlegungen fort: Kriminalrat.
    Große Jäger zog zur Begrüßung seine linke Augenbraue
in die Höhe und nickte mit dem Kopf in Richtung des freien Schreibtisches
gegenüber. Er sparte sich eine Erwiderung auf Lüders

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