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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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aufnehmen.«
    »Die Auskünfte kann uns Ihr Chef aber nur selbst
geben.«
    »Wissen Sie, wer Herr Dr. Laipple ist? Der hat einen
straff organisierten Terminplan. Da bleibt keine Zeit für Termine, die
dazwischengeschoben werden können.«
    Große Jäger nahm dem verblüfften Lüder den Hörer aus
der Hand. »Hör mal, Schätzchen. Ihr Boss wird sich zur Not mit dem Staatsanwalt
unterhalten, wenn er nicht mit uns plaudern möchte.«
    Doch die Frau am Telefon blieb gleichbleibend
unverbindlich. Ohne auf die Bemerkung des Oberkommissars einzugehen, sagte sie: »Ich bedaure, aber mehr, als Ihnen den Anwalt zu nennen, kann ich nicht für Sie
tun.«
    »Wo hält sich Ihr Vorstandssprecher derzeit auf?«
    »Darüber kann ich keine Auskunft geben.«
    Damit war das Gespräch beendet.
    »Herrje«, fluchte Große Jäger. »Den lieben Gott kann
man sprechen. Man muss sich nur vorher erschießen oder erhängen. Aber dieser
Bankmensch ist unnahbar. Der wird ja besser abgeschirmt als der
Regierungschef.«
    »Das liegt sicher daran, dass er auch bedeutender
ist«, sagte Lüder und fügte nach Große Jägers skeptischem Blick an: »Denken er
und die Finanzlobby.«
    »Da hilft nichts. Wir müssen den Mann über den
Staatsanwalt vorladen.«
    Lüder winkte ab. »Vergiss es. Brechmann in Kiel ist
zuständig. Der knickt jedes Mal vor den Oberen ein.«
    Sie sahen sich eine Weile schweigend an.
    »Das kann man den Menschen da draußen nicht erklären,
dass vor dem Gesetz längst nicht alle gleich sind«, stellte Lüder schließlich
resignierend fest.
    »Ich werde beim zuständigen Finanzamt in Leck
nachfragen, ob man dort etwas über Hollergschwandtners Einkommensverhältnisse
weiß.«
    Wenig später legte Große Jäger den Hörer auf die Gabel
zurück. »Die sind genauso verschwiegen wie die Tante in Frankfurt. Das
Finanzamt wollte mir nicht einmal verraten, ob der Mann hier in Nordfriesland
steuerlich erfasst ist. Ich werde die Kollegen in Husum bitten, eine
Überprüfung der letzten Telefonate des Mannes zu veranlassen.«
    Dann wandten sich Lüder und Große Jäger Hauptkommissar
Paulsen zu, der im Türrahmen stehen geblieben war.
    »Der Kollege von der Polizeistation Wenningstedt, ein
tüchtiger Bursche, hat sich eben bei mir gemeldet. Er ist aus eigenem Antrieb
noch einmal in Kampen an der Kurhausstraße vorbeigefahren. Zufällig sah er, wie
ein Taxi vor dem Haus hielt und zwei Männer ausstiegen.«
    »Das interessiert mich«, sagte Große Jäger und stand
auf.
    Paulsen lächelte. »Das interessiert dich sicher noch
mehr, wenn ich dir sage, wer der eine war. Dr. Friedemann Laipple, der
Bankmensch.«
    »Das gibt es doch nicht«, schimpfte Große Jäger. »Wir
suchen den, und sein Büro in Frankfurt weigert sich, uns zu helfen. Die hätten
doch sagen können, dass der auf dem Weg nach Sylt ist.«
    Lüder war auch aufgestanden. Gemeinsam mit Große Jäger
fuhr er das kurze Stück nach Kampen und parkte direkt vor dem Haus. Von außen
sah das Gebäude friedlich und unbewohnt aus.
    Sie betätigten die Türklingel an der Gartenpforte. Mit
geübtem Blick registrierte Lüder, wie sich die dezent hinter getöntem Glas
verborgene Kamera bewegte.
    »Ja bitte?«, fragte eine Männerstimme mittleren
Alters.
    »Polizei. Wir möchten gern mit Herrn Dr. Laipple
sprechen«, sagte Lüder.
    »Worum geht es?«
    »Um den Mord in diesem Haus.«
    »Einen Augenblick bitte«, bat die Stimme, um sich nach
kurzer Zeit wieder zu melden und nach der Legitimation zu fragen.
    Lüder hielt seinen Dienstausweis und drehte ihn nach
Anweisung der Männerstimme so, dass die Kamera den Inhalt übertragen konnte.
    »Wir bitten Sie, dass einer von Ihnen ins Haus kommt.«
    »Wir pflegen Ermittlungsgespräche stets zu zweit zu
führen«, sagte Lüder.
    »Ich bedaure. Aus Sicherheitsgründen gestatten wir nur
einer Person Zutritt.«
    »Hör mal, wir sind die Polizei«, fuhr Große Jäger
dazwischen. »Wo wir sind, ist der Bürger sicher.«
    »Eine Person. Auch wenn Sie von der Polizei zu kommen
scheinen.«
    »Das scheint nicht nur so«, schimpfte Große Jäger,
aber die Männerstimme blieb gleichbleibend höflich und bestimmt.
    »Einer. Dr. Laipple gehört zu den meistgefährdeten
Persönlichkeiten Deutschlands.«
    »Schön«, sagte Lüder. »Ich komme allein.« Sie hatten
keine Handhabe, auf ein Gespräch mit dem Manager zu dringen. Und für eine
Vorladung würde sich Oberstaatsanwalt Brechmann nie einsetzen. Schon gar nicht
für Lüder, da parallel auch die

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