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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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lässt er sich hier ermorden? Mit seinem Geld kann
man doch an den schönsten Plätzen der Welt leben.«
    »Hat er doch gemacht. Er war doch hier – auf Sylt.«
    »Doch nicht zu seinem persönlichen Vergnügen? Viele
würden ihr Leben dafür geben, zu den Reichen und Mächtigen zu gehören, die in
Kampen zwischen Rotem Kliff und Buhne 16 residieren dürfen. Der da hat es
geschafft. Er durfte hier leben. Und sein Leben lassen.«
    »Ich fürchte, das werdet ihr herausfinden müssen –
warum er hier sterben wollte«, sagte Jürgensen. »Können wir nun weitermachen?«
    »Moment«, unterbrach ihn Christoph Johannes und beugte
sich nieder. »Das ist ja eine außergewöhnliche Mordmethode.«
    »Superreiche sind selbst im Sterben extravagant«,
sagte Große Jäger und beugte sich ebenfalls hinab.
    Gemeinsam nahmen sie die sechs Champagnerflaschen in
Augenschein, die mit einem Strick verknotet um den Hals des Toten geknüpft
waren und als Gewicht dienten, um den Kopf unter Wasser zu ziehen.
    »Champagne Charles Monthibault – Brut Millésimé –
2000« las der Oberkommissar stammelnd vor.
    »Das ist ein ganz edles Gewächs. Jahrgangschampagner«,
kommentierte Christoph Johannes.
    »Das kann man sich nur mit den Bezügen eines Ersten
Hauptkommissars leisten«, entgegnete Große Jäger. »Für Oberkommissare bleibt
nur der Zapfhahn in der Bierkneipe. Aber zugegeben – das hat Stil. Zweitausend.
Ist das der Jahrgang?«
    Christoph Johannes nickte.
    »Dann haben wir das Motiv. Das Zeug muss weg. Und da
man das nicht alles trinken kann, hängt man es solchen Leuten wie ihm da um den
Hals.«
    »Die haben das aber nicht gern.« Christoph Johannes
zeigte auf die Handschellen, mit denen Gruenzweig auf dem Rücken gefesselt war.
    »Hast du deine noch?«, stichelte der Oberkommissar und
grinste Christoph Johannes an. »Ich meine – wegen des Alibis.«
    »Du bist der Einzige in der ganzen Polizeidirektion,
der noch die Metallhandschellen benutzt. Alle anderen verwenden Einmalfesseln
aus Plastik.«
    Der Oberkommissar musterte die Handschellen. »Das
sieht nicht so aus, als hätte sich der Tote gewehrt. Es gibt kaum Spuren, die
darauf hindeuten, dass er daran gezerrt hätte, um sich zu befreien.«
    »Das deutet auf zwei Möglichkeiten hin«, erklärte
Christoph Johannes. »Entweder ist Gruenzweig vorher betäubt worden, oder er hat
sich freiwillig fesseln lassen. Solche Handschellen sind in einschlägigen Sexshops
als Spielzeug zu erwerben.«
    Große Jäger zog eine Augenbraue in die Höhe. »Der
Pelzmantel in der Garderobe.«
    »Richtig. Obwohl ich eher Cape dazu sagen würde.«
    Der Oberkommissar zeigte auf Klaus Jürgensen. »Der
Täter muss aus Flensburg kommen. Dort residiert schließlich der
Sex-Großversand.«
    »Habt ihr etwas von der Frau entdeckt, die hier
gewesen sein muss?«, wandte sich Christoph Johannes an den Kriminaltechniker.
    Jürgensen schüttelte den Kopf. »Nur den Pelzumhang.
Sonst nichts.«
    »Und die Gläser sind gespült«, stellte Christoph
Johannes fest. »Wissen wir, wem das Anwesen gehört?«
    »Ja«, erschallte eine Bassstimme in ihrem Rücken.
    Sie drehten sich um.
    »Moin, Herr Paulsen«, begrüßte Christoph Johannes den
Leiter der Westerländer Kriminalpolizeiaußenstelle, wie die Dienststelle etwas
umständlich im Amtsdeutsch hieß.
    Sie gaben sich die Hand.
    Hauptkommissar Momme Paulsen war eine große,
stattliche Erscheinung. Der dichte Vollbart, die ebenfalls mit grauen Strähnen
durchzogenen Haare und das wettergegerbte Gesicht ließen eher einen Seebären
vermuten als einen Kriminalbeamten.
    Paulsen steckte beide Hände in die Hosentaschen.
    »Zunächst einmal: Wir haben außer der Nerzjacke keine
Hinweise auf weitere Besucher im Haus gefunden.« Er sah Jürgensen an. »Die
Spurensicherung wird da mehr finden. Nachbarn haben auch nichts bemerkt, sofern
man hier von solchen überhaupt reden kann. Jetzt, im April, sind längst nicht
alle Häuser bewohnt. So wie dieses hier. Der Besitzer kommt nur sporadisch her.
Dann dürfte er mit dem Flieger aus Frankfurt herüberrutschen.«
    »Frankfurt – Finanzzentrum«, dachte Große Jäger laut.
»Er da scheint auch in dieser Branche mitgespielt zu haben. Nun spann uns nicht
auf die Folter. Wer ist der Eigentümer?«
    »Dr. Friedemann Ambrosius Laipple.«
    »Den kenne sogar ich«, staunte Große Jäger. »Heißt der
wirklich Ambrosius?«
    »Ja – Remigius «, sagte Christoph Johannes
betont und spielte damit auf Große Jägers zweiten Vornamen an, den

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