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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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widersprechen, Klaus, aber in diesem Fall hast du recht.
Das sieht nicht wie ein Unfall aus.«
    Der Mann vor ihren Füßen mochte schon über sechzig
sein. Er hatte eingefallene Gesichtszüge, die durch die bläulich blasse Haut
noch unterstrichen wurden.
    Jürgensen erklärte: »Der Arzt aus der Nordseeklinik
ist schon wieder weg. Seine Meinung deckt sich mit meiner. Der Tod ist durch
Ertrinken eingetreten. Hier.«
    Jürgensen hielt Große Jäger ein paar Latexhandschuhe
hin, die der Oberkommissar überstreifte. Dann berührte er die Haut des Toten.
Sie sah schrumpelig aus, so als hätte jemand zu lange gebadet. »Es fühlt sich
feucht und kalt an«, berichtete Große Jäger und wandte sich Christoph Johannes
zu.
    »Wir haben die Umgebungs- und Wassertemperatur sowie
die Körpertemperatur gemessen. Aus diesen Parametern wird die Kieler
Rechtsmedizin den Todeszeitpunkt bestimmen können. Derzeit gibt es nur eine
sehr grobe Schätzung: gestern Abend.«
    Das Opfer trug einen dunklen Anzug, eine korrekt
geknöpfte Weste, unter der ein weißes Hemd und eine Krawatte erkennbar waren.
Sogar die Schuhe waren noch an den Füßen.
    »Raubmord scheint ausgeschlossen«, sagte Jürgensen,
nachdem er eine Weile den beiden Husumer Beamten zugesehen hatte. »Wir haben
die Brieftasche gefunden. Pass, mehrere Kreditkarten, siebentausend Dollar und
fast viertausend Euro.«
    »Es soll ja Millionäre geben, die haben immer ein paar
tausend Euro ›Klimpergeld‹ in der Tasche«, stellte Große Jäger fest und warf
einen Seitenblick auf Christoph Johannes. »Du sagst ja gar nichts.«
    »Du redest wie ein Wasserfall. Da bleibt doch nichts
mehr anzufügen.«
    »Wir Norddeutschen sind eben nicht solche
Sabbeltaschen wie ihr.« Jürgensen grinste den Oberkommissar an, der zwar aus
Westfalen stammte, aber seit ewigen Zeiten an Deutschlands Nordspitze lebte.
    Große Jäger zeigte auf Christoph Johannes. »Er hat
auch einen Geburtsmakel. Er kommt aus Kiel.«
    Jürgensen räusperte sich.
    »Na endlich«, stellte Große Jäger fest. »Das habe ich
schon richtig vermisst. Nun aber weiter.«
    »Der Tote trug noch seine Uhr, ein teures Schweizer
Stück.«
    »Die berühmte Marke?«
    Jürgensen schüttelte den Kopf. »Nee. Der Mann war kein
Zuhälter. Eine IWC , wenn du es
genau wissen möchtest.«
    »Wie heißt denn unser teurer Verblichener überhaupt?
Und wie kommt es, dass er Dollar bei sich trug?«
    Christoph Johannes stieß Große Jäger kameradschaftlich
in die Seite.
    »Ich dachte schon, das fragst du nie.«
    Jürgensen zeigte auf die Leiche zu ihren Füßen. »Wir
haben einen amerikanischen Pass gefunden.«
    »Name!«, knurrte der Oberkommissar.
    Jürgensen zögerte noch ein wenig mit der Antwort, bis
er schließlich leise sagte: »Lew Gruenzweig, achtundfünfzig, aus New York.«
    »Der sieht aber älter aus«, murmelte Große Jäger,
während Christoph Johannes ein »Donnerlüttchen« entfuhr.
    »Eben«, merkte Jürgensen an.
    Große Jäger sah hintereinander Christoph Johannes und
den Leiter der Spurensicherung an. »Ist der bekannt? Muss man den kennen?«
    »Sicher«, erwiderte Christoph Johannes. »Der geistert
allenthalben durch die Medien.«
    »Für einen Weltklassesprinter ist er zu alt«,
überlegte der Oberkommissar laut. »Vielleicht Schauspieler? Gangsterboss in
amerikanischen Räuberpistolen?«
    »Gruenzweig ist einer der bekanntesten Männer der
Weltwirtschaft«, half Jürgensen aus.
    »Und einer der meistgefürchteten und -gehassten«, ergänzte
Christoph Johannes.
    »Hmh«, brummte Große Jäger und drehte sich zu
Christoph Johannes um. »Wer ist Lew Gruenzweig?«
    »Das ist der Präsident der Rumsberg Grow Up
International Foundation – ein Hedgefonds. Die gelten als eine der schlimmsten
der internationalen Heuschrecken und investieren rund um den Globus. Sie sind
berüchtigt dafür, dass sie gesunde Unternehmen aufkaufen, ausschlachten und
ohne Rücksicht auf die dort beschäftigten Menschen und deren Familien nur noch
rauchende Trümmer hinterlassen.«
    »Bei den bescheidenen Dienstbezügen, die mir Peter
Harry überweist, kenne ich nur Bent Hansen.«
    »Wer ist das?«
    »Der Kreditsachbearbeiter bei der Nord-Ostsee
Sparkasse in Husum. Der genehmigt mir immer die Überziehung meines Dispos.«
    Christoph Johannes lachte. »Da gibt es sicher ein paar
Unterschiede in der Geldmenge, die du bewegst und er da.« Er zeigte auf den
Toten.
    Große Jäger kratzte sich hörbar über die Stoppeln des
unrasierten Kinns. »Und warum

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