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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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plötzlich und ohne Ankündigung
gestrichen wurde.«
    »Sie überschätzen sich, wenn Sie sich für so bedeutsam
erachten, dass ich mich mit Ihrem Girokonto auseinandersetze, geschweige denn
Einfluss auf den Geschäftsverlauf zwischen Ihnen und irgendeinem Kreditinstitut
nehme.« Der Bankmanager war aufgestanden. »Ich bitte Sie, zu gehen.«
    »Das war ein Rausschmiss erster Klasse«, sagte Große
Jäger, noch bevor sie das Grundstück verlassen hatten. Dann blieb der
Oberkommissar zwei Schritte zurück, um sich eine Zigarette anzuzünden, während
Lüder über den Asphalt ging. Sie hatten den BMW ein Stück von der Zufahrt zu Laipples Grundstück entfernt parken müssen, da
alle näheren Parkmöglichkeiten besetzt gewesen waren.
    Lüder war in Gedanken versunken, als er mehr im
Unterbewusstsein das Aufheulen eines Motors vernahm. Erschrocken fuhr er
zusammen und sah vom Ende der Sackgasse einen weißen Audi auf sich zukommen.
Mit einem Blick registrierte er, dass nur der Fahrer im Wagen saß, von dem er
nicht mehr als die Konturen hinter der reflektierenden Windschutzscheibe
erkennen konnte. Lüder stoppte die Vorwärtsbewegung, ruderte mit den Armen, um
das Gleichgewicht zu halten, und noch bevor er einen Schritt rückwärts machen
konnte, fuhr das Fahrzeug an ihm vorbei. Lüder erschien die Geschwindigkeit
hoch, obwohl man sich in solchen Situationen schnell verschätzen konnte und
durch den Schreck im ersten Anschein das Tempo zu hoch ansetzte. Er glaubte den
Sog des Autos gespürt zu haben.
    »Ist der nicht ganz dicht?«, rief Große Jäger in
seinem Rücken. »War das Blödheit, oder wollte der Sie aufs Korn nehmen?«
    Lüder holte tief Luft. Er konnte nicht verhehlen, dass
er sich erschrocken hatte. Der Oberkommissar hatte recht. Aber eine Antwort auf
die Frage vermochte Lüder auch nicht zu geben.
    »Haben Sie das Kennzeichen?«, fragte Große Jäger, der
jetzt neben Lüder stand. Dann setzte er nach: »Alles okay?«
    »Er ist vorbeigefahren«, sagte Lüder und bemühte sich,
Gelassenheit in seine Stimme zu legen.
    »Was ist mit dem Kennzeichen?«
    Lüder winkte ab. »Wir haben keine Muße, uns mit
solchen Dingen zu beschäftigen.« Er wollte sich keine Blöße geben. Wenn die
Beamten bei der Einvernahme eines Zeugen auch immer nach dem Kennzeichen
fragten – Lüder hatte sich so erschrocken, dass ihm die Nummer entgangen war.
    »So einer muss zur Rechenschaft gezogen werden«,
beharrte Große Jäger.
    »Dann kümmere du dich darum.«
    Der Oberkommissar steckte sein Handy wieder in die
Tasche. »Wenn Sie es nicht wollen … Na bitte! Ich hätte so etwas nicht
durchgehen lassen.«
    Lüder unterdrückte ein Schmunzeln. Auch Große Jäger
schien das Kennzeichen des Audis nicht registriert zu haben. Er wartete, bis
der Oberkommissar noch eine zweite Zigarette geraucht hatte, bevor sie sich in
den BMW setzten.
    Große Jäger betrachtete Lüder von der Seite, als wolle
er prüfen, ob wirklich alles in Ordnung war. Dann sagte er: »So möchte ich
nicht leben. Was nützen Macht und Geld, wenn man vom wirklichen Leben so
abgeschottet wird wie der da drinnen? Was hat der von alldem?« Er kratzte sich
die Bartstoppeln. »Mir würde schon das Monatseinkommen eines Kriminalrats
reichen.«
    »Das auf einem Konto liegt, auf das der Kriminalrat
keinen Zugriff hat«, erwiderte Lüder mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme.
    »Könnten Sie ruhig schlafen, wenn Ihre Sicherheit
stets von anderen Menschen abhängig wäre? Was verdient eigentlich ein
Bodyguard? So viel, dass er immer loyal ist?«
    »Wie hoch wird ein Polizist oder ein Feuerwehrmann
besoldet, dafür, dass er Leben und Gesundheit für andere aufs Spiel setzt?«,
antwortete Lüder mit einer Gegenfrage und erinnerte sich daran, dass
Hollergschwandtner etwas von einem korrupten leitenden Polizeibeamten erzählt
hatte.
    Große Jäger räusperte sich. »Gibt es persönliche
Motive, die Sie an der These zweifeln lassen, dass Hubert Fixemer der Täter ist?
Wir konzentrieren unsere Ermittlungen nicht auf diese naheliegende Spur. Die
Zeugenaussage vom Anleger in Rantum, das Segeltau, die Bestätigung durch Lothar
Balzkowski und nicht zuletzt der Selbstmord weisen doch stark auf Fixemer als
Täter hin.«
    Lüder nickte ernst. »Das ist alles zutreffend. Aber
noch ist die Beweisführung nicht stichhaltig genug.«
    Große Jäger fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Ein Staatsanwalt könnte geneigt sein, das Ermittlungsverfahren einzustellen,
da der Täter nicht mehr zur

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