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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Stadtrand. Auf der linken Straßenseite fand er sein Ziel, ein halbes
Dutzend kleiner Mehrfamilienhäuser, im typischen Klinkerstil der Region erbaut.
    Der Zugang zum Haus war unverschlossen, wie es früher
in den kleinen Städten üblich war. Lüder läutete an der Wohnungstür. Kurz
darauf wurde ihm geöffnet.
    »Was wollen Sie noch?«, fragte Herr Feddersen, der
Ehemann der Putzfrau, die den toten Lew Gruenzweig entdeckt hatte.
    »Ich habe noch ein paar Fragen an Ihre Frau.«
    »Muss das sein?«
    »Ja. Und zwar jetzt und hier.«
    Der Mann gab die Tür frei. »Zweite links«, sagte er
und folgte Lüder in das Wohnzimmer.
    Imke Feddersen hatte es sich in einer Ecke des Sofas
bequem gemacht, ein paar Kissen ins Kreuz gerückt und sah auf, als Lüder eintrat.
    »Hallo«, sagte sie mit müder Stimme.
    »Darf ich?« Ohne die Antwort abzuwarten, hatte Lüder
auf einem Sessel Platz genommen. Herr Feddersen setzte sich ans Fußende des
Sofas, griff zu den Füßen seiner Frau und begann, diese sanft zu massieren.
    »Es geht um die Alarmanlage im Hause Dr. Laipples«,
sagte Lüder. »Als Sie kamen, war die Anlage ausgeschaltet.«
    Unsicher sah Imke Feddersen Lüder an, dann warf sie
ihrem Mann einen hilfesuchenden Blick zu.
    »Ja – nein. Ich weiß es nicht.«
    »Es wäre Ihnen doch aufgefallen, wäre die Anlage
ausgeschaltet gewesen«, sagte Lüder.
    »Schon, aber …«
    »Das macht man doch automatisch«, warf ihr Mann ein.
    »Frau Feddersen. Es geht um Mord. Wenn jemand
gewaltsam ins Haus eingedrungen wäre, hätte die Anlage Alarm ausgelöst. Deshalb
müssen wir bei der Tätersuche davon ausgehen, dass das Opfer seinen Mörder
selbst eingelassen hat.«
    Sie schluchzte. »Seinen Mörder …«, stammelte sie
geistesabwesend. »Wie schrecklich das klingt.«
    Lüder ließ ihr einen Moment Zeit.
    Imke Feddersen richtete sich ein wenig in ihrem
Kissenberg auf. »Die Anlage war aus«, sagte sie.
    »Sie waren am Vortag ebenfalls im Haus.«
    Sie nickte.
    »Sind Sie Lew Gruenzweig noch begegnet?«
    Jetzt schüttelte sie den Kopf.
    »Ich glaube, Sie haben beim Verlassen des Hauses
vergessen, das Überwachungssystem zu aktivieren.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, schimpfte der Ehemann. »Imke
ist zuverlässig. Sie hätte diese Vertrauensstellung nie erhalten, wenn sie
schlampen würde.«
    »Das will ich nicht in Abrede stellen. Ich habe auch
keinen Zweifel an der Sorgfalt Ihrer Frau. Nur dieses eine Mal war sie
abgelenkt. Von Ihrer Tochter, die sie mit zur Arbeit genommen hatte.«
    »Das ist unerhört«, ereiferte sich Herr Feddersen.
»Das würde Imke nie tun. Nicht wahr?« Er sah seine Frau an, dann wanderte sein
Blick zurück zu Lüder.
    »Doch«, beharrte Lüder. »Wir wissen definitiv, dass
Ihre Tochter mit im Haus war. Deshalb hat Ihre Frau vergessen, die Alarmanlage
anzuschalten. So konnte Lew Gruenzweig später in das Anwesen. Und der hat sich
nicht um das Überwachungssystem gekümmert. Es war ja aus. Und deshalb haben wir
keine Meldung erhalten. Und da Sie«, dabei musterte er die in sich
zusammengesunkene Imke Feddersen, »ein Kind dabeihatten, haben Sie auch die
Kameraaufzeichnungen ausgeschaltet. Das war ein unglücklicher Umstand.«
    »Das ist alles nicht wahr, dass …«
    Der Ehemann wurde durch eine Handbewegung Imke
Feddersens unterbrochen.
    »Lass. Unsere Lütte war krank. Sie quengelte und
wollte nicht in den Kindergarten. Und da Besuch erwartet wurde, musste ich doch
rüber nach Sylt. Ich tu das sonst nicht. Ehrlich. Nur dies eine Mal. Krieg ich
jetzt Ärger?«
    »Nicht mit der Polizei«, beruhigte Lüder sie. Dann
brachte er dem Ehepaar Feddersen schonend bei, dass auch Dr. Laipple ermordet
wurde. Es tat ihm leid, dass er erschütterte Menschen zurückließ. Viele
Polizeibeamte hatten schon erfahren müssen, wie schwer es ist, die Nachricht
vom Tod eines Menschen zu übermitteln.
    Vom Auto aus rief Lüder Große Jäger an und erklärte
ihm das »Geheimnis« der kindlichen Fingerabdrücke. Dann fuhr er Richtung
Bundesstraße, reihte sich in die Schlange ein und folgte der gut ausgebauten
Straße Richtung Süden. Es war erstaunlich, wie viele Autos an diesem
regnerischen Sonntagabend unterwegs waren. Diese äußerste Nordwestecke
Deutschlands ist nur dünn besiedelt. Und es handelte sich nicht nur um die
Syltrückkehrer, obwohl diese Insel immer Saison zu haben schien.
    Die gut ausgebaute Straße mit den breiten Randstreifen
erinnerte Lüder an schwedische Fernstraßen. Seit Langem forderten die
Nordfriesen,

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