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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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der
»Kriminalpolizeiaußenstelle«: »Kriminaalpolitsai – Bütenkantoor«.
    Auf der Dienststelle empfingen ihn Hauptkommissar
Paulsen und Große Jäger. Ungefragt schenkte ihm der einheimische Polizist herrlich
duftenden Kaffee ein.
    »Wir haben noch etwas in Dr. Laipples Auto entdeckt«,
sagte Paulsen, nachdem er Lüder Zeit gelassen hatte, das schwarze Gebräu zu
genießen. »Dort lag eine Collegemappe aus schwarzem Leder.«
    »Mit welchem Inhalt?«
    Große Jäger grinste über das gesamte unsauber rasierte
Gesicht. »Ich hätte wetten mögen, dass dies Ihre erste Frage ist.«
    Auch Paulsen schmunzelte. »Nichts«, sagte er. »Die
Tasche lag auf dem Beifahrersitz des BMW .
Sie war geöffnet, aber komplett leer.«
    »Soll ich jetzt Ihren Gedanken fortsetzen?«, fragte
Große Jäger und sah Lüder an.
    Der nickte versonnen.
    »In der Tasche befanden sich wichtige Dokumente, an
denen es dem Täter gelegen war. Aus welchem Grund auch immer fährt Laipple mit
diesen Unterlagen zum vereinbarten Treffpunkt auf dem Dünenparkplatz. Dort
erwartet ihn sein Mörder. Bums. Laipple tot – Dokumente weg.« Große Jäger hatte
zum Unterstreichen seiner Ausführungen in die Hände geklatscht.
    »Was mögen das für brisante Dokumente gewesen sein,
wenn Dr. Laipple dafür hat sterben müssen? Und warum nimmt er die Unterlagen
aufgrund eines Anrufs mit zu diesem geheimnisvollen Treffen, das er ohne
Leibwächter wahrnimmt?«, überlegte Lüder laut.
    »Ich gehe davon aus, dass es einen Zusammenhang
zwischen dem Mord an Gruenzweig und dem zweiten gibt«, sagte Große Jäger.
    Lüder schüttelte nachdenklich den Kopf. »Die
Mordmethode war eine andere. Gruenzweigs Tod hat den Charakter einer rituellen
Hinrichtung. ›Seht her. Das geschieht mit solchen Leuten wie dem hier‹, wollte
der Mörder damit signalisieren. Aber Dr. Laipple wurde erschossen.«
    »Mit zwei Geschossen«, ergänzte Große Jäger.
    »Das ist es«, erwiderte Lüder. »Ein Profikiller setzt
einmal an und gibt den zweiten Schuss ab, um ganz sicherzugehen. Bei Laipple
war nur ein Schuss tödlich. Was ist, wenn der Mörder zunächst auf sein Opfer
gezielt hat, der Banker aber nicht tödlich getroffen war und der Täter den
zweiten finalen Schuss abgab?«
    »Auch dazu gehört ein gehöriges Maß an
Kaltblütigkeit«, sagte Große Jäger. »Jemand, der auf einen Menschen zielt und
ihn in der Panik verfehlt, hat selten den Nerv, noch einmal abzudrücken. Der
Mörder war folglich mit der festen Absicht, Dr. Laipple zu ermorden, zum
Treffpunkt gefahren. Es war vorsätzlicher Mord und nicht die tödliche
Auseinandersetzung um den Inhalt der Dokumentenmappe.«
    Lüder stimmte Große Jäger zu. »Das sind Mutmaßungen.
Aber so könnte es gewesen sein.«
    Der Oberkommissar lehnte sich zurück. »Da bin ich aber
zufrieden. Damit wären wir fast durch. Jetzt fehlen nur noch Motiv und Täter.«
    Lüder lachte. »Für diesen kleinen Rest ist meine
Anwesenheit nicht mehr erforderlich.« Er stand auf. »Darum fahre ich jetzt
zurück nach Kiel. Die Verhaftung kannst du allein vornehmen.«
    »Klar doch«, entgegnete Große Jäger. »Gleich morgen
früh. Ich werde noch ein wenig Kräfte tanken und bleibe heute auf Sylt.«
    Lüder verabschiedete sich und fuhr zum Bahnhof
Westerland. Er checkte an der automatischen Anlage ein, reihte sich hinter
einem mit vier jüngeren Leuten besetzten Kombi in die Spur und wartete auf das
Signal zur Verladung auf den Shuttle.
    Inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt. Es regnete
unentwegt, der Himmel war tiefgrau, und überall waren die Lichter angegangen.
Wie gewohnt verlief die Entladung in Niebüll zügig. Lüder war dem Kombi gefolgt,
der auch nur ein Glied in einer endlosen Kette von Fahrzeugen war, die sich den
schmalen Weg bis zum Kreisverkehr entlangschlängelte, den Kreisel umrundete und
der Zufahrtsstraße zur B 5 folgte. Lüder bog scharf rechts ab und fuhr
nach Niebüll hinein. Schade, dachte er, dass vielen Leuten Niebüll als
Verladestation für den Autoreisezug nach Sylt ein Begriff ist, aber nur wenige
die Gelegenheit nutzen, die urgemütliche kleine Stadt mit dem besonderen Flair
zu besuchen. Allein der Bummel durch die Hauptstraße mit den kleinen Geschäften
bot ein völlig anderes Bild als der Gang durch die Fußgängerzonen der
Metropolen mit ihren austauschbaren Läden der großen Ketten. Überhaupt schien
ihm hier alles ein wenig ruhiger, beschaulicher.
    Sein Weg führte ihn quer durch die Stadt bis fast an
den

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