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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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»Scheiß-Starke«
sprach.
    »Ich muss Ihnen die Brisanz der aktuellen Fälle nicht
erläutern«, sagte Dr. Starke. »Wir stehen unter gewaltigem Druck der Medien,
der Öffentlichkeit und natürlich auch der Führung des Landes. Die ganze Welt
blickt nach Schleswig-Holstein. Eine englische Zeitung hat heute getitelt: Take
care before visiting the killer-country . Uns bleibt keine Zeit für
Experimente. Wir sind gefordert, kurzfristig Erfolge zu präsentieren.«
    »In komplexen Fällen gibt es keine Wunschergebnisse,
sondern nur mühselige Ermittlungsarbeit.«
    Dr. Starke lehnte sich zurück. »Die Landespolizei
Schleswig-Holstein gilt zu Recht als eine der besten Deutschlands. Wir haben
eine schlagkräftige Sonderkommission, deren Leitung ich ab sofort übernommen
habe. Deshalb sollten wir Ihren Sonderweg beenden. Ich bin mir sicher, Ihre
Fähigkeiten können wir an anderer Stelle besser einsetzen.«
    »Das wäre nicht klug«, begehrte Lüder auf. »Es gibt
Ansätze, die eine Sonderkommission nicht in dem Maße verfolgen kann, wie es ein
wesentlich beweglicherer Einzelgänger vermag.«
    »Herr Lüders. Ihr Einsatz geht auf meine Anforderung
zurück. Nehmen Sie es bitte als Zeichen meiner Teamfähigkeit hin, dass ich
meinen eigenen Vorschlag korrigiere, wenn ich Ihren Einsatz hiermit beende.«
    Lüder schlug ein Bein über das andere. »Dennoch kann
ich mich nicht Ihrem Vorschlag anschließen, Herr Starke.«
    »Es ist kein Vorschlag , sondern eine Anordnung .«
    »Ich bin …«
    Mit einer Handbewegung gebot Dr. Starke Lüder, zu
schweigen. »Ich wollte es Ihnen ersparen, deutlicher zu werden. Ich weiß nicht,
weshalb Sie ausgerechnet in einer besonders kritischen Situation dem Dienst
fernbleiben. Ich hätte Ihnen mehr Verantwortung zugetraut.« Er griff in die
Schreibtischschublade und legte Lüder die Titelseite einer Boulevardzeitung
vor.
    »Unkontrollierbarer Kriminalrat jagt Journalist in den
Tod«, las Lüder in dicken Lettern. Darunter stand: »Politische Polizei verfolgt
unerschrockenen Aufklärer – Wer hat hier etwas zu verbergen? Zusammenhang mit
den Morden an Dr. Laipple und Lew Gruenzweig«.
    »Können Sie die Bedeutung einer solchen Pressekampagne
ermessen?«, fragte Dr. Starke.
    Lüder starrte auf die Schlagzeile. »Ist damit der
Unfall von gestern Abend gemeint?«
    »Wissen Sie, wer die beiden Insassen des Audis waren?«
    Lüder schüttelte den Kopf. »Die Rettungskräfte waren
mit anderen Dingen beschäftigt.«
    »Und Sie hielten es nicht für nötig, sich heute nach
dem Sachstand zu erkundigen?« Dr. Starke war es gelungen, jede Menge
Missbilligung in seine Frage zu legen. Er schlug mit der flachen Hand auf die
Zeitung. »Matthias Sommer, der bekannte Wirtschaftsjournalist des Hamburger
Magazins. Er ist übrigens heute Nacht im Rendsburger Klinikum seinen
Verletzungen erlegen. Sein Beifahrer Joachim Göttsche, der noch an der
Unfallstelle verstarb, war führender Funktionär der Schutzgemeinschaft der
Kapitalanleger. Und diese beiden Männer haben Sie mit Ihrem Auto so gehetzt,
dass es zu diesem tödlichen Unfall kam.«
    »Sie kennen die Interpretationen mancher Presseorgane.
Ich vermute, der Artikel stammt aus der Feder von Leif Stefan Dittert.«
    »Was soll das für eine Bedeutung haben?«
    »Der führt seit Langem einen Grabenkrieg gegen uns.«
    »Sie machen sich lächerlich, Herr Lüders. Das sind
doch absurde Hirngespinste, dass Sie von der Presse verfolgt werden. Hat Herr
Nathusius Ihnen das abgenommen? Ich habe nur Positives über meinen Vorgänger
gehört und kann es mir nicht vorstellen.«
    »Tatsache ist, dass mich der weiße Audi vor dem
Wohnhaus von Dr. Laipple fast überfahren hätte und mir das Fahrzeug auch in der
Nähe des Tatorts in den Lister Dünen begegnet ist. Gestern war der Wagen lange
Zeit hinter mir und ist mehr als riskant aufgefahren.«
    Dr. Starke schüttelte den Kopf. »Wem wollen Sie eine
solche Geschichte auftischen? Wollen Sie nicht nur diese Zeitung, sondern auch
den Journalisten Sommer als konspirativ bezeichnen? Alle sind darauf aus, Ihnen
persönlich Schaden zuzufügen?«
    Leider hatte der Kriminaldirektor recht. Niemand würde
Lüder abnehmen, wie sich der Unfall wirklich ereignet hatte.
    »Die Medien greifen diese These doch auf und werden
behaupten, Sommer und Göttsche hätten etwas Verfängliches herausgefunden, was
den Behörden nicht behagt. Und dafür haben Sie die beiden in den Tod gehetzt.«
    »Ich bin nicht bereit, weiter mit Ihnen auf

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