Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
diesem
Niveau zu sprechen«, sagte Lüder und wollte aufstehen.
    »Bleiben Sie bitte sitzen.« Dr. Starke war um eine
Nuance lauter geworden. »Das ist noch nicht alles. Sie haben sich gestern am
Tatort auf Sylt aus der Verantwortung gestohlen. Das war ungeheuerlich.«
    »Ich habe was?«
    »Sie hätten die Leitung der Ermittlung übernehmen
müssen. Stattdessen haben Sie damit Hauptkommissar Johannes aus Husum betraut.«
    »Das war die einzig richtige Entscheidung. Einen
besseren Beamten hätten wir nicht finden können.«
    »Offenbar fehlt Ihnen Führungspraxis und
Menschenkenntnis. Vielleicht ist das entschuldbar, da Sie nie Verantwortung
getragen haben. Hauptkommissar Johannes ist nur kommissarischer Leiter der
Husumer Kripo und durchaus nicht so unumstritten, wie Sie behaupten. Ich kann
Ihnen versichern, dass die dortige Kripo nicht auf allen Posten optimal besetzt
ist.«
    »Denken Sie da an bestimmte Kollegen?«
    »Ich werde mit Ihnen keine Namen diskutieren. Tatsache
ist aber, dass zumindest ein Sozialfall in Husum durchgeschleppt wird. Ich
verstehe nicht, wie dieser Mann sich bis heute halten konnte, geschweige denn
Oberkommissar wurde. Aber das ist nicht unser Thema.« Dr. Starke lächelte Lüder
an. »Haben Sie schon einmal in Erwägung gezogen, sich um die Position des
Leiters der Husumer Kripo zu bewerben? Sie könnten in der eher harmlosen und
abgeschiedenen Provinz Führungserfahrung sammeln.«
    »Ich sehe meine Zukunft in dieser Abteilung«, sagte
Lüder mit Entschiedenheit.
    »Nicht in meiner Abteilung.«
    »Doch!« Lüder hatte so bestimmt gesprochen, dass Dr.
Starke fast ein wenig zusammenzuckte.
    »Habe ich Sie richtig verstanden?«
    »Ja! Und ich werde weiter in den Mordfällen Gruenzweig
und Laipple ermitteln, und zwar so, wie ich es für richtig erachte.«
    Dr. Starke hatte es die Sprache verschlagen. Er rang
sichtbar nach Worten.
    Lüder lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor
der Brust, grinste den Kriminaldirektor an und sagte: »Sagt Ihnen der Name
Hans-Martin Hollergschwandtner etwas? Es handelt sich um einen Tatverdächtigen
auf Sylt, der sich mit schönen und unbeschwerten Tagen auf Sylt brüstet, die er
auskosten kann, weil er unter dem wohlwollenden Schutz eines leitenden
Polizeibeamten steht, dem er dafür mit dem Zugang zur bunten Welt der Sylter
Schickeria und mit Frauen dienlich war.«
    Dr. Starke lief rot an. Er schnappte nach Luft. »Sie …
Sie … Das ist strafbar. Sie wollen mich mit unhaltbaren Anwürfen erpressen.«
    »So? Das ging ja erstaunlich schnell, dass ich
jemanden gefunden habe, dem der Schuh passt. Sie sind doch Jurist, Herr Starke.
Wann hat Sie jemand erpressen wollen? Aber der Trottel Hollergschwandtner wird
im ersten Verhör singen. Ich muss ihn nur mit dem Mordvorwurf konfrontieren.«
Lüder lächelte den Kriminaldirektor an. »Und während meines Jahres im Personenschutz
hatte ich ausreichend Gelegenheit, unseren Landesvater kennenzulernen. Er ist
wirklich so volkstümlich und jovial, wie er sich in den Medien gibt. Man kann
mit ihm über alles reden. Über alles . Und wenn sich manche auch lustig
darüber machen, dass er sich keine Einweihung einer neuen Kindergartentoilette
entgehen lässt, wenn nur ein Pressefotograf in der Nähe ist, so kann ich Ihnen
versichern, dass er sich nicht nur für die Geschichten hinterm Deich, sondern
auch für die hinter den Kulissen interessiert.«
    »Das ist ungeheuerlich«, stammelte Dr. Starke. Er
drohte Lüder mit dem ausgestreckten Zeigefinger. »Und für Sie, Herr Lüders, bin
ich immer noch Herr Doktor Starke.«
    »Schön, Herr Doktor Starke. Nehmen Sie bitte
zur Kenntnis, dass ich für Sie Herr Doktor Lüders bin.«
    »Sie sind was?«, hauchte der Kriminaldirektor.
    Lüder verbeugte sich leicht. »Gestatten. Dr. jur.
Lüder Lüders. Seit heute.« Er stand auf. »Ich werde mich dann wieder den
Ermittlungen in den Mordfällen Lew Gruenzweig und Dr. Laipple zuwenden. Auf
gedeihliche Zusammenarbeit, Herr Kriminaldirektor Dr. Starke.«
    Wie gut, dass der neue Abteilungsleiter sein Grinsen
nicht sehen konnte, als er den Raum verließ. Vor der Tür atmete Lüder tief
durch. Es war ein gewagtes Unterfangen gewesen, Dr. Starke Bestechlichkeit
vorzuwerfen. Lüders Verdacht war sehr vage. Er gestand sich ein, mit einem
hohen Einsatz gespielt und dabei unverantwortlich auch die Existenz seiner
Familie riskiert zu haben. Aber er hatte gewonnen. Sonst hätte der
»Scheiß-Starke«, wie er mit einem Anflug eines

Weitere Kostenlose Bücher