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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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kannst mit dreißig habilitiert sein,
wenn du gut bist. Und gut war sie. Es wäre so einfach gewesen. Aber
Alexa Julia Wedekin wollte es einmal in ihrem Leben nicht einfach. Sie nimmt
einen großen Schluck, ehe sie antwortet: »Weil ich es satt habe, mein Leben von
meinen Eltern durchplanen zu lassen. Ich will was Eigenes, etwas, das nicht dem
Einfluss meines Vaters unterliegt. Einen Beruf, in dem seine Beziehungen und
die Tatsache, aus welchem Haus ich stamme, keine Rolle spielen.«
    Â»Und das, denkst du, ist bei uns der Fall?«
    Â»Ich hoffe es«, sagt Jule.

Donnerstag, 19. April
    Â»Wir haben eine Fußspur.« Thies Denninger, Chef des 5.1.K, Kriminaltechnik, heftet ein DIN-A-4-großes Foto eines
Gipsabdruckes an die Pinnwand. Spur Nr. 37 steht am unteren Rand.
»Leider gibt es kein Sohlenprofil. Glatte Ledersohle, flacher Absatz.«
    Â»Schade«, murmelt jemand. Sohlenabdrücke von Sportschuhen lassen
meistens recht genaue Rückschlüsse auf die Marke zu.
    Â»Wie sicher seid ihr, dass der Abdruck zum Täter gehört?«, fragt
Völxen. »Am See ist doch eine Menge los.«
    Rolf Fiedler meldet sich zu Wort: »Am Tag schon, ja«, erklärt der
Leiter der Abteilung Spurensicherung. »Aber nachts war es kühl und der Boden
feucht, deshalb gibt es Abdrücke. Es wurden außerdem mehrere Teilabdrücke
direkt neben der Schleifspur sichergestellt. Die Schleifspur konnten wir anhand
der Vegetationsverletzungen nachvollziehen.«
    Â»Schön«, freut sich Völxen. »Schuhgröße?«
    Â»Neununddreißig.«
    Sekundenlang ist es ruhig.
    Â»Eine Frau«, sagt Richard Nowotny. Er ist ein erfahrener Beamter des
Dezernats 1.1.K, der mit seinen
achtundfünfzig Jahren am liebsten Innendienst macht. Völxen hat ihn mit der
Aktenführung des Falles betraut.
    Â»Nicht unbedingt«, grinst Denninger und schaut Fernando an. »Welche
Schuhgröße hast du, Rodriguez?«
    Â»Zweiundvierzig, du Komiker«, faucht Fernando.
    Â»Na, na«, mahnt Eva Holzwarth, die Staatsanwältin.
    Â»Eine Frau, das ist gut möglich«, antwortet Fiedler sachlich. »Der
Abdruck ist nicht sehr breit. Das Gewicht der Person beträgt fünfundsechzig bis
siebzig Kilo, die Körpergröße muss nach Angaben der Ballistiker um die eins
fünfundsiebzig liegen. Die Schüsse wurden aus vier bis fünf Metern Entfernung
abgegeben. An den äußeren Balken des Stegs haben wir Blutspuren vom Opfer
gefunden. Vermutlich wurde ihm dort die Zunge entfernt.«
    Â»Gibt’s schon was zu der Schusswaffe?«, will Fernando Rodriguez
wissen.
    Thies Denninger schüttelt den Kopf. »Nein. 9-mm-Parabellum, das kann alles Mögliche
sein. Das LKA ist noch dran. Die Durchsicht der Praxis, der privaten
Wohnräume und des Wagens hat bisher nichts Auffälliges ergeben, allerdings sind
wir da noch nicht durch.«
    Als Nächstes zählt Oberkommissar Rodriguez die wichtigsten Fakten
aus dem Obduktionsprotokoll auf und fügt hinzu: »Die Teilhaberin seiner Praxis,
Dr. Liliane Fender, hat ihn identifiziert.«
    Â»Entschuldigung! Dazu hätte ich eine Frage an die Herren von der
Kriminaltechnik«, meldet sich Jule zu Wort.
    Â»Ja?«, antworten Fiedler und Denninger im Chor.
    Â»Gab es in Offermanns Wohnung – also speziell im Schlafzimmer –
irgendwelche Hinweise auf ein Verhältnis zwischen Dr. Fender und ihrem Chef?«
    Â»Da ist noch nicht alles ausgewertet«, erklärt Thies Denninger, und
ein gönnerhaftes Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Mit seinen silbergrauen
Locken, die ihm bis auf den Hemdkragen fallen, ähnelt er mehr einem Zuhälter
vom Steintor als einem Beamten in leitender Funktion. Außerdem hat Jule das
Gefühl, dass er ihr auf den Busen starrt. Zugegeben, das T-Shirt,
das Mick Jaggers Zunge zeigt, ist für den Dienst vielleicht nicht so ganz
ideal, aber sie hat heute früh auf die Schnelle kein anderes sauberes entdecken
können.
    Fiedler fügt hinzu: »Ihre Fingerabdrücke haben wir im Schlafzimmer
nicht gefunden, und auch sonst keine Spuren, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Er scheint ein solides Leben geführt zu haben, zumindest in den eigenen vier
Wänden. Es gibt kaum fremde Fingerabdrücke. Ist eigentlich seine Putzfrau schon
gefunden worden? Die sollten wir auch dackeln, nur wegen des Abgleichs.«
    Â»Ich kümmere mich darum«, verspricht Fernando.

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