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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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gehabt, die Bänder verschwinden zu lassen.«
    Â»Stimmt auch wieder«, bestätigt Fernando.
    Â» Wenn dem so war«, sagt Jule, die
Fernandos bösen Blick noch nicht ganz verdaut hat. Anscheinend schafft sie es
bei jeder Besprechung, jemandem auf die Füße zu treten.
    Â»Habt ihr die Fender nach dem Diktiergerät gefragt?«, will Völxen
wissen.
    Jule schüttelt den Kopf. »Nein. Frau Dr. Fender konnte ich heute
telefonisch noch nicht erreichen.«
    Â»Ich werde nachher in ihrer Praxis vorbeifahren«, schlägt Fernando
vor.
    Â»Tu das«, meint Völxen. »Danke, Frau Wedekin.« Er räuspert sich:
»Laut Aussage der Zeugin Schlömer, der Buchhändlerin, hatte eine gewisse Irene
Dilling nach dem Vortrag einen Wortwechsel mit Dr. Offermann. Ich habe Frau
Dilling gestern aufgesucht und auf den Streit angesprochen …« Völxen fasst mit
nüchternen Worten die Fakten zusammen. Als er fertig ist, herrscht sekundenlang
Stille.
    Das hätte er mir auch gleich sagen können, grollt Oda.
    Richard Nowotny bricht als Erster das Schweigen: »Ach, du Scheiße.
Der Fall Karoline. Ausgerechnet.«
    Â»Ja«, knurrt Völxen. »So ist der Stand der Dinge. Das war’s von
uns.«
    Denninger und Fiedler stehen auf, auch Nowotny und die
Staatsanwältin verlassen das Büro.
    Â»Eins habe ich nicht begriffen …«, sagt Jule, als die Beamten
draußen sind. »Fernando, wie schwer war Dr. Offermann?«
    Â»Achtundachtzig Kilo, steht im Obduktionsprotokoll.«
    Â»Warum schleift eine Frau einen so schweren Brocken bis zum Ufer?
Geht das überhaupt?«
    Â»In solchen Situationen mobilisieren die Leute manchmal erstaunliche
Energien«, meint Völxen.
    Â»Aber warum?«, beharrt Jule. »Sie hätte ihn doch liegen lassen
können.«
    Â»Vielleicht, um das Auffinden der Leiche zu verzögern und so einen
Zeitvorsprung zu gewinnen«, antwortet Völxen.
    Â»Sie hat einen ausgeprägten Ordnungssinn«, sagt Oda. »Es wäre ihr
unangenehm, wenn der nächste Spaziergänger über die Leiche stolpert. Typisch
Frau: ordentlich sein, niemanden mit den eigenen Angelegenheiten behelligen.
Das ist weibliches Verhalten, wie es uns anerzogen wurde.«
    Â»Wie dem auch sei«, seufzt Völxen, der solche Charakterzüge bei
seiner Tochter stets vergeblich sucht, »ich habe jetzt einen Termin beim
Polizeipräsidenten. Ihr müsst euch diese Pro-victim -Leute
mal genauer ansehen und rausfinden, wer die beiden Frauen waren, die mit Frau
Dilling zusammen den Vortrag besucht haben. Kannst du das übernehmen, Oda?«
    Â»Soll ich sie auch gleich nach ihrer Schuhgröße fragen?«
    Völxens Blick verfinstert sich. »Das ist nicht komisch«, zischt er.
    Â»Das war auch nicht so gemeint«, blafft Oda zurück.
    Fernando macht Jule ein Zeichen, und die beiden verdrücken sich.
    Â»Was ist der Fall Karoline?«, fragt Jule.
    Â»Das war die Tochter von Irene Dilling. Sie war vierzehn, als sie in
der Nähe ihres Hauses in Misburg spurlos verschwand. Wochenlang hat man sie
gesucht, immer wieder Taucher in den Kanal geschickt, die Halden des
Teutonia-Zementwerks wurden durchwühlt, der Misburger Wald mit Hundestaffeln
abgesucht. Man hat keinen Stein auf dem anderen gelassen. Alles, was man
gefunden hat, war ihr Fahrrad in der Nähe des Misburger Yachthafens.«
    Â»Wann war das?«
    Â»Das muss ungefähr fünfzehn, sechzehn Jahre her sein. Völxen war
gerade neu im Dezernat, ein kleiner Oberkommissar, so wie ich jetzt. Mit klein
meine ich den Rang, nicht die Körpergröße«, beeilt sich Fernando klarzustellen.
»Es war einer der ersten Fälle, an denen er mitwirkte. Die Sache ist bis heute
nicht aufgeklärt worden, es wurde nie eine Leiche gefunden.«
    Fernando nimmt ein Fläschchen Eau de Toilette aus der
Schreibtischschublade, schüttet etwas davon in seine Hand und betätschelt sich
Wangen, Hals und Nacken.
    Jule reißt das Fenster auf.
    Das Telefon klingelt. Fernando nimmt ab, hört kurz zu und reicht
dann Jule den Hörer. »Für dich. Frau Papenburg.«
    Jule spricht kurz mit der Frau, notiert sich einen Namen, bedankt
sich freundlich und legt auf. »Na also, geht doch. Zufällig ist ihr der Name
des Betreuers der alten Frau Mensing über ihr wieder eingefallen. Eine
renommierte Anwaltskanzlei im Hindenburgviertel.«
    Â»Das will ich

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