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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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verschwunden, als
man Strauch verhaftet hat. Aber man fand nicht das kleinste Indiz. Strauch ist
von niemandem in Misburg gesehen worden, man fand keine Spuren von Karoline in
Strauchs Keller, auch nicht im Lieferwagen. Allerdings war der Keller ja
ausgebrannt«, räumt Völxen ein.
    Â»Wie stand Frau Dilling zu dieser Möglichkeit, dass Strauch es
gewesen sein könnte?«, will Jule wissen.
    Â»Die hat sich natürlich an alles geklammert, was einen Funken
Gewissheit versprach. Ich bin nicht sicher, ob es meinem Chef damals gelungen
ist, ihr die Idee mit Strauch auszureden. Warum interessiert Sie das, Frau
Wedekin?«
    Â»Wenn Irene Dilling noch heute davon überzeugt ist, dass Strauch der
Mörder ihrer Tochter ist, dann bekommt Offermanns Tätigkeit als sein Gutachter
doch eine ganz andere Bedeutung für sie. Noch dazu, wo sie bei ihm in psychiatrischer
Behandlung war. Sie hat ihm vertraut, ihm wahrscheinlich ihre intimsten
Gedanken und Gefühle mitgeteilt, und dann legt sich Offermann für den
vermeintlichen Mörder ihrer Tochter ins Zeug.«
    Â»Er war Strauchs Gutachter, nicht sein Verteidiger«, gibt Völxen zu
bedenken.
    Â»Ja, aber für Frau Dilling stand Offermann auf der Seite der Täter.
Das sieht man auf dem Videoband und an ihrer Reaktion auf den Vortrag.«
    Schweigen tritt ein. Völxen zermalmt einen Keks.
    Jule wird unbehaglich. Sie wüsste zu gerne, was in diesen Sekunden
in diesem großen Schädel vorgeht. War es zu dreist, ihrem Chef zu
widersprechen, noch dazu vor Fernando?
    Â»Hm. Da könnte was dran sein. Verbohrt wie sie ist«, räumt Völxen
ein.
    Ermutigt fährt Jule fort: »Es wäre gut, wenn wir Einsicht in die
Patientenakte von Frau Dilling nehmen dürften.«
    Â»Ich werde das regeln«, verspricht Völxen. »Ohne dass die Holzwarth
Wind davon kriegt«, setzt er hinzu, was Jule tief erröten lässt.
    Â»Vielleicht kann uns da Dr. Fender weiterhelfen«, meint Fernando eine
Spur zu schnell.
    Â»Aber ja doch! Lade sie doch heute Abend zum Candle-Light-Dinner ein
und frag sie«, stichelt Völxen.
    Â»Geht das auf Spesen?«
    Völxen zeigt Fernando den Vogel und schnaubt dazu. Krümel bedecken
nun auch den Schreibtisch. Er legt den angeknabberten Keks angewidert auf eine
Akte. »Jetzt reicht es. Ich brauch jetzt was Deftiges. Und ich weiß auch schon,
wo ich das herkriege.«
    Mit diesen Worten wuchtet er sich aus dem Stuhl und winkt Fernando.
» Vamos! «
    Fernando ergreift seinen Motorradhelm. »Ich fahr schon vor. Ohne
Helm kann ich dich leider nicht mitnehmen.«
    Â»Das fehlte noch, dass ich mich auf diesen Bock setze. Ich bin heute
mit dem Wagen da«, verkündet Völxen, und wie immer, wenn er von seiner DS
spricht, schwingt liebevoller Stolz in seiner Stimme mit. Nur selten fährt er
damit zur Arbeit, meistens radelt er morgens zur S-Bahn, um das vierzig Jahre
alte Prunkstück zu schonen. Damit keine Sehnsucht aufkommt, steht auf seinem
Schreibtisch ein Modell der legendären Citroën DS in Schwarz. Völxens große
ist blau. Heute Morgen ist er gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe gewesen,
weshalb er auf Fahrrad, S-Bahn und Fußmarsch lieber verzichtet hat.
    Â»Na, dann. Bis du deine Schüssel in Bewegung gesetzt hast …«
    Â»Ich geb dir gleich eine Schüssel!«
    Â»Kann ich mit?«, fragt Jule.
    Â»Aber gerne«, antwortet Völxen bereitwillig. »Sind Sie denn schon
mal in einer DS gefahren? Nein? Dann ist das die Gelegenheit. Sie werden sie lieben, nicht umsonst nennen die Franzosen sie La Déesse , die Göttin. Meine ist die DS 21, Baujahr ’67, da haben sie gerade
das Kurvenlicht eingeführt. Sie hat eine hydropneumatische Federung zur
automatischen Niveauregulierung. Sie werden sitzen wie auf Wolken«, verspricht
der Kommissar und schwärmt noch über Servolenkung, Hochdruckbremsen und halb
automatische Getriebe, als sie schon an der Pforte vorbeirollen.
    Jule Wedekin ist tief verwirrt. Sie hat erwartet, dass
Völxen nun umgehend Irene Dilling aufsuchen und vernehmen wird. Stattdessen
findet sie sich im Laden von Fernandos Mutter wieder, wo Pedra Rodriguez gerade
einen Eisbeutel auf das Auge ihres Sohnes drückt.
    Â»Du hättest sie sehen müssen, Mama, zwei riesige Russen, größer als
die Klitschkos, und ich ganz alleine …«
    Â»Völxen! Und Chule! Wie schön!« Pedra

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