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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Rodriguez lässt den Eisbeutel
fahren und stürzt sich auf die Besucher, die schmatzend auf beide Wangen
geküsst werden.
    Â»Pedra, mein Herzblatt, ich bin am Verhungern«, verkündet der
Kommissar.
    Sofort macht sich die Hausherrin daran, Abhilfe zu leisten. Fernando
lässt den Eisbeutel verschwinden und geht zum Weinregal.
    Â»Und nimm genug von diesen Datteln mit Speck, Pedra«, ruft Völxen.
Sabine hält sicher wieder irgendein Diätessen für ihn bereit, aber er war ja
gestern walken, und für diese Schinderei hat er eine ordentliche Mahlzeit gut.
    Â»Auch von den geschmorten Nierchen?«
    Â»Immer drauf!«
    Â»Ich gebe eine Flasche Rioja aus, schließlich ist Freitag«, sagt
Fernando.
    Â»Hast du nicht morgen Dienst?«
    Â»Getauscht mit Nowotny. Ich will dabei sein, wenn die Roten Borussia
Mönchengladbach plattmachen.«
    Das Wochenende. Klar durchstrukturiert liegt es vor ihm: am Samstag
das Heimspiel von 96,
am Abend die Pokerrunde mit seinen Freunden. Am Sonntag wird er seine Mama zur
katholischen Kirche begleiten, danach werden sie zu seiner Schwester fahren und
zusammen mit dem Schwager und dem sechsjährigen Rico zu Mittag essen.
Vielleicht wird er am Nachmittag mit seinem Neffen in den Zoo gehen, das Wetter
ist ja schön. So oder ähnlich verläuft jedes dienstfreie Wochenende. Das
Fußballspiel wird gelegentlich durch ausgiebiges Motorradputzen und
Wartungsarbeiten an der Maschine ersetzt, und im Winter gehen er und Rico zum
Eislaufen oder ins Kino.
    Â»Mama, lass das Zeug von neulich, das mit der Schafzunge, lieber
weg«, rät Fernando seiner Mutter.
    Â»Und was machen Sie am Wochenende, Frau Wedekin?«
    Â»Ich werde zu Ikea fahren und meine Einrichtung komplettieren.«
    Â»Wie heißt es so schön«, seufzt der Kommissar. » Und
jedem Anfang liegt ein Zauber inne. Meine erste Bude war damals in der
Nordstadt. Das waren Zeiten. Machen Sie nur nicht den Fehler, diese Freiheit
für irgendeinen Kerl leichtfertig aufzugeben«, rät Völxen.
    Â»Da sehe ich keine Gefahr im Verzug.«
    Völxen ruft in Richtung Theke: »Pedra, wo bleiben die Tapas? Oder
muss ich um die Ecke, einen Döner essen gehen?«
    Â»Döner! Desagradable al gusto. Altes Schaf
mit Kraut!«
    Die Tür zum Balkon ist weit geöffnet, aus der Anlage
plärrt Musik von einem Trash-Sender. Vorhin war Jule kurz davor, ihre Eltern zu
besuchen, hat den Gedanken aber wieder verworfen. Wenn es ihre Erzeuger die
ganze Woche über nicht für notwendig gehalten haben, sich um ihre Tochter zu
kümmern, bitteschön. Mal sehen, wer den längeren Atem hat.
    Völxen hat recht, es ist herrlich, endlich eine eigene Wohnung zu
haben, in der man tun und lassen kann, was man will. Zwar hatte sie während des
Studiums auch schon alleine gewohnt, aber nur im Zimmer eines
Studentenwohnheims. Dies hier ist etwas völlig anderes, und wie Monumente
dieser neuen Freiheit stehen die drei leeren Weinflaschen und die benutzten
Gläser vom Vorabend noch da. Nur die angebrochene vierte Flasche nimmt Jule mit
in die Küche.
    Ehe sie den Lindener Laden verlassen hat, hat sie Völxen doch noch
gefragt, warum man Irene Dilling nicht vernimmt.
    Â»Warum? Sie wird uns kaum mehr sagen als das, was wir ohnehin schon
wissen«, hat Völxen geantwortet und erklärt: »Lieber ermitteln wir ein bisschen
länger, als einen falschen Täter zu präsentieren. Beweisen Sie mir, dass Irene
Dilling zur Tatzeit am Tatort war, dann sehen wir weiter.«
    Jule hat eine Idee. Sie setzt sich an den Computer und googelt eine
Weile. Sie findet ein paar Artikel über Pro victim ,
aber kein Foto von Irene Dilling. Nun, dann muss es eben so gehen, sie weiß ja
seit Betrachten des Videobandes, wie die Dilling aussieht.
    Sie ist gerade ins Bad gegangen, als es an der Wohnungstür läutet.
Vielleicht Thomas? Ein kurzer Blick in den Spiegel – katastrophal! Das Haar ist
strähnig, die Wimperntusche zerlaufen. Hastig fährt sie sich mit der Bürste
durch die Frisur und wischt sich die Ränder von den Augen. Es klingelt wieder.
»Ich komm ja schon«, murmelt Jule.
    Vor der Tür steht ein großer, schlanker, grau melierter Herr im
Maßanzug. »Guten Abend, Alexa.«
    Â»Hallo, Papa.«
    Nein! Gleich wird er das Chaos im Wohnzimmer sehen, das wird einen
feinen Eindruck machen. Verdammt, warum ist mir so wichtig, was er für einen
Eindruck

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