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Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Titel: Der Tote vom Silbersee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schmid , Christine Schneider
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vor?«
    »Lassen Sie sich überraschen, gnädige Frau«, meinte der Galan. Er ergriff Lenas Hand und führte sie zum Mund, um ein kleines Küsschen darauf zu hauchen. »Ich hole Sie um acht Uhr ab.«
    Trixi gebärdete sich wie wild. Umkreiste den Herrn, sodass er sich beinahe in der Leine verfing. Die kleine Rute stand kerzengerade hoch. Herr von Lindenberg ließ sich nicht beirren, er lächelte verständnisvoll. Schnippte weltmännisch mit dem Finger in Richtung Kiosk und ein paar Minuten später hielt ein Taxi. Er ging darauf zu, öffnete die Tür und machte eine galante Handbewegung. Lena blieb gar nichts anderes übrig als einzusteigen.
    »Bis später«, sagte er, und ehe sich’s Lena versah, setzte sich das Taxi in Bewegung.
    »Wohin?«
    »Zum Dutzendteich, Hotel …«
    »Weiß ich«, sagte der Taxler.
    Lena genoss die Fahrt durch Nürnberg. Trixi hatte die Schnauze auf ihr Knie gelegt. Das Schwänzchen schlug unruhig auf und ab.
    »So, da wären wir. Macht 30 Euro.«
    Also ist der ‚Herr von’ doch kein Gentleman, er hätte das Taxi ja auch bezahlen können, dachte Lena, während sie die Geldbörse zückte.
    ***
    Lena konnte wieder mal nicht richtig schlafen. Es lag sicher nicht nur daran, dass sie von Trixi ein paar Mal aufgeweckt wurde. Sie verarbeitete im Traum den Abend mit dem galanten Herrn von Lindenberg. Er hatte sie in ein nettes Lokal zu Füßen der Burg geführt. Lena liebte die fränkische Küche – nur das Schlenkerla Rauchbier ließ sie stehen. Mit Alkohol hatte sie so gar nichts am Hut. Danach machten sie noch einen Spaziergang an der Burgmauer entlang. Wie selbstverständlich nahm Jan von Lindenbergihre Hand. Galant schmachtete er sie an. Lena verspürte ein kleines Kribbeln in der Magengegend. Er verstand es, charmant zu plaudern.
    »Was machen Sie beruflich und woher kennen Sie Kommissarin Nürnberger?«, fragte Lena.
    »Beruflich bedingt habe ich Frau Nürnberger bei Gericht kennengelernt. Ich bin dort Richter. Jetzt sind wir privat, gnädige Frau, und ich würde Ihnen gerne etwas von der Burg erzählen.«
    Als Lena nickte, begann er zu berichten: »Wir Nürnberger sind stolz auf unsere Burg. Von 1050 bis 1571 haben dort alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zeitweise residiert. Sie gehörte zu den bedeutendsten Kaiserpfalzen des Mittelalters. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie beschädigt, doch wir haben sie wieder aufgebaut.«
    »Was für ein tapferes Volk, diese Nürnberger«, feixte Lena und klatschte in die Hände.
    Herr von Lindenberg lachte amüsiert.
    »Sie sehen sehr hübsch aus, wenn Sie sich so freuen, liebe Lena. Wollen wir uns den tiefen Brunnen auf der Burg ansehen?«
    Lena bejahte.
    »Sagt Ihnen der Name Eppelein von Gailingen etwas?«
    Als Lena zögerte, fuhr er fort: »Das war so eine Art Robin Hood. Um seiner Hinrichtung am Galgen zu entgehen, soll er mit seinem Ross einen sagenhaften Sprung in den Burggraben vorgenommen haben. Wir können uns den Hufabdruck anschauen.«
    »Wann war das?«, fragte Lena.
    »Das war, lassen Sie mich in meinem Gedächtnis kramen, so um 1380 herum.«
    »Und so lange soll sich der Hufabdruck gehalten haben?«, sagte Lena zweifelnd.
    Jan von Lindenberg lachte. »Sie haben recht. Im Laufe der Jahrhunderte ist der Abdruck des Hufeisens sicher ein paar Mal erneuert worden. Kommen Sie, wir wollen es uns ansehen.«
    Erst als Lena in ihrem Bett lag, gestand sie sich ein, dass er zwar viel geredet, aber wenig über sich preisgegeben hatte. Wenn sie ehrlich war, hatte er sie sogar geschickt ausgefragt. Sie redete gerne und gab ihm breitwillig Auskunft. Seine hellen Augen, die sie so aufmerksam betrachteten, verzauberten sie.
    Ja, dieser Jan von Lindenberg hatte sie betört. Sie ärgerte sich. Warum hatte sie ihn nicht nach einer Ehefrau gefragt? So ein Mann war sicher verheiratet, so gut wie er aussah. Er trug keinen Ring. Und als Richter verdiente er ja genug Geld, um sich das Leben angenehm auspolstern zu lassen.
    »Ich rufe Sie an, Lena«, hatte er zum Abschied gesagt und ihr dabei kultiviert die Hand geküsst. Alte Schule. Sie würde ihn bei nächster Gelegenheit nach seiner Familie fragen.
    »Du benimmst dich wie ein Teenager, Lena«, rief sie sich zurecht. »Wenn ein so gut aussehender Mann mit einer Frau ausgeht, will er meistens nur ein Abenteuer. Wir werden ja sehen, wie das weitergeht.«

24
    Lena hatte überhaupt kein schlechtes Gewissen. Sie war wild entschlossen, alleine weiterzuforschen. Auch, wenn ihr das einen Haufen Ärger, nicht

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