Der Tote vom Silbersee (German Edition)
Lena fort. »Ich habe den Gammelfleischskandal ausgelöst, war in dieser Halle drin, und der Besitzer hat mich bedroht. Klingt das interessant für Sie?«
»Hm, ja, sicher: Aber was wollen Sie als Gegenleistung?«
Lena nahm allen Mut zusammen. »Sie sagen mir alles, was Sie über Friedhelm Susers unveröffentlichte Reportage über die Hundekampfmafia wissen.«
Der Bart des Reporters bewegte sich leicht, als dieser auf den Lippen kaute und nachdachte. Dann sah er Lena aufmerksam an.
»Okay, unter der Bedingung, dass Sie mir im Gegenzug alles verraten, was Sie darüber wissen.«
Lena grinste. »Ich denke, wir kommen ins Geschäft.«
Ohne weitere Sperenzchen nahm Hannes Nüsslein einen zusammengehefteten Stapel Seiten aus seiner Schublade und schob ihn Lena zu. »Das habe ich in seinem Computer gefunden. Das war nicht so leicht. Friedhelm hatte zwei üble Angewohnheiten. Die Erste: Er versteckte seine aktuellen Texte unter nichtssagenden Dateien und die Zweite: Alle Namen wurden nur mit dem Anfangsbuchstaben benannt, ehe seine Beweise nicht hieb- und stichfest waren.«
Lena begann zu lesen. Sie musste krampfhaft die Tränen zurückhalten. Suser hatte sich tatsächlich in den Kreis der Hundemafia eingeschleust und beschrieb mit trockenen Worten das Entsetzliche, das er zu Gesicht bekommen hatte. Die vielen Nebenmänner schienen ihn kaum zu interessieren, er wollte den Kopf der Bande entlarven. Lena fuhr es heiß den Rücken hinunter, als sie las, dass es ein gewisser F. sein musste. Ein Mann, der stets im Hintergrund blieb. Nur wenige Eingeweihte kannten ihn. Hatte sie also Andy doch richtig verstanden? F. gleich Faustus. Aus dem Bericht, der abrupt mit der Notiz endete: »Morgen: Besuch bei F.« Es ging nicht hervor, wo dieser ominöse F. wohnte. In Nürnberg oder irgendwo außerhalb.
»Haben Sie diesen Bericht der Polizei übergeben?«, wollte Lena wissen. Der Redakteur schüttelte den Kopf. »Die Polizei hat meine Andeutungen nicht ernst genommen und da dachte ich, dass ich vielleicht einer heißen Sache auf der Spur bin. So eine Enthüllungsgeschichte kann einen Reporter über Nacht berühmt machen.« Er grinste.
»Oder tot«, ergänzte Lena nachdenklich. »Eigentlich ist es ja Susers Geschichte.«
»Ich führe sie nur zu Ende«, verteidigte sich Nüsslein. Dann nickte er ernst. »Ich denke mittlerweile auch, dass die Hundemafia an Susers Tod schuld ist. Doch ich weiß noch nicht, wie ich es beweisen soll.«
Lena kraulte Trixi hinter den Ohren und berichtete Hannes Nüsslein über den Zwischenfall beim Gammelfaustus.
»Es würde sich sicher lohnen, das im Auge zu behalten und vielleicht ein paar Recherchen anzustellen! Ich bin sicher, er ist der Kopf der Hundemafia«, meinte Lena. Dann setzte sie sinnend hinzu. »Obwohl, dieser Biologe hat sich auch verdächtig gemacht.«
Das Gesicht von Nüsslein war ein einziges Fragezeichen. Mit wenigen Worten informierte ihn Lena über den Zwischenfall mit dem kleinen Hund am Dutzendteich.
Dann bat sie: »Könnten Sie nicht auch mal diesen Faustus durchleuchten? Ihnen, als gewandtem Reporter, gelingt es sicher, Ungereimtheiten zu entdecken.«
Der Mann nickte zustimmend. Als kleines Zückerchen berichtete sie vom Fund des Hundefriedhofes. Elektrisiert sprang Hannes auf. »Das ist mir neu. Meine Quelle bei der Polizei erwähnte davon nichts.«
»Tja«, lächelte Lena, »dafür haben Sie ja mich. Ich denke, wir werden gut zusammenarbeiten.«
***
»Das denke ich nicht, Frau Wälchli!«, erklang eine scharfe Stimme vom Eingang her. In der Tür stand Belu Nürnberger und am Ausdruck ihres Gesichtes zu urteilen, war sie kurz vor dem Explodieren. Hinter ihr guckte eine verdatterte Sekretärin hervor.
»Als ich ihr sagte, Frau Wälchli sei in Ihrem Büro, konnte ich die Kommissarin nicht mehr aufhalten«, entschuldigte sie sich.
»Wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden, verhafte ich Sie auf der Stelle wegen Behinderung der Polizeiarbeit«, fauchte die Kommissarin. »Jetzt reicht es mir nämlich endgültig! Ich habe mir sogar schon einen Anschiss meines Chefs gefallen lassen müssen – Ihretwegen, Frau Wälchli! Und Sie, Herr Nüsslein, Ihr Artikel ist unter aller Kanone!«
Lena stellte den Hund auf den Boden, packte ihre Tasche, und ehe sie sich’s versah, rutschten ihr die Worte heraus.
»War’s schön in der trauten Zweisamkeit?«
Sie hätte sich ohrfeigen mögen, doch es war zu spät. Auf einmal war jede Freundlichkeit aus Belus Gesicht gewichen. Lena las
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