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Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
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gesichtet haben wollte, und ein Mitbürger, der meinte, ihn vor wenigen Minuten in einer Buchhandlung am Marienplatz getroffen zu haben, ohne den Hauch eines Zweifels.
    Aber es gab niemanden, der zum Tatgeschehen eine Aussage machen konnte, niemanden, der die Person am Tatabend in der Nähe der Isar gesehen hatte.
    »Die Ehefrau hat ihre Adresse und Telefonnummer hinterlassen«, sagte Batzko und legte die Liste auf seine Ablage. »Sie hat aus ihrem Haus in Englschalking angerufen. Die Kollegen von der Streife werden sie zur Identifikation des Toten ins rechtsmedizinische Institut fahren. Dort werden wir sie treffen.«
    Eine halbe Stunde später warteten Batzko und Gerald auf dem Parkplatz im Innenhof des Instituts. Batzko trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, wohl wissend, dass er seinem Kollegen damit auf die Nerven fiel. Gerald räusperte sich ebenso demonstrativ wie erfolglos. Schließlich verließ er den Wagen und betrat das Gebäude, um zu kontrollieren, ob alle Vorkehrungen getroffen worden waren.
    Als er in den Innenhof zurückkehrte, öffnete sich das Eisentor, und ein Streifenwagen fuhr hinein. Er parkte auf einem der reservierten Plätze, ein Polizist öffnete die hintere Tür. Die etwa vierzigjährige Frau, die ausstieg, war ganz in Schwarz gekleidet. Eine hochgewachsene, sportlich-attraktive Erscheinung mit blonden, schulterlangen Haaren. Das taillierte Kleid war knielang. Die durchbrochenen Strümpfe zeigten schlanke, muskulöse Waden. Auf den ersten Blick sah man keine Frau in Trauer, man sah eine elegante Frau im kleinen Schwarzen.
    Als Gerald auf sie zuging, sich selbst und Batzko vorstellte, beschlich ihn das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Er bezweifelte nicht, dass es sich um die Witwe des Ermordeten handelte, er bezweifelte vielmehr, dass diese beiden Menschen ein Paar gewesen waren – so spekulativ dieser Eindruck auch sein mochte angesichts der Tatsache, dass Gerald van Loren lediglich einen Blick auf den Leichnam ihres Ehemanns geworfen hatte.
    »Mein Name ist Edith Baumann.« Die Frau streckte den Kommissaren die Hand entgegen und fuhr gleich mit fester Stimme fort: »Ich würde es gerne so rasch wie möglich hinter mich bringen.« Sie trug eine große, verspiegelte Sonnenbrille, die die vollen, zurückhaltend geschminkten Lippen betonte. Der Hals war sehr schmal, die hervortretenden Sehnen ließen an ungezählte Stunden in Fitnessstudios und einsame, wenn auch erfolgreiche Kämpfe gegen Kalorientabellen denken.
    Zu dritt betraten sie das Gebäude. In einem Seitenflur war der Leichnam aufbewahrt, die Kleidung des Toten lag wie am Vortag auf einem Aluminiumwagen, dessen glatte, spiegelnde Oberfläche einen drastischen Kontrast zu den abgetragenen, schmutzigen Klamotten bildete. Frau Baumann warf zunächst einen Blick darauf, mit angewidertem Gesichtsausdruck, begleitet von mehrmaligem Kopfschütteln. Dann signalisierte sie Batzko, dass sie bereit war für die Identifikation. Der Kommissar schlug das Laken über dem Gesicht des Toten zurück.
    Frau Baumann erstarrte. Einen Augenblick sah es so aus, als würde sie in sich zusammensacken, sodass Gerald, der an ihrer rechten Seite stand, vorsorglich den linken Arm ausstreckte. Aber die Witwe hatte sich sofort wieder unter Kontrolle.
    »Keine Angst. Ich bin nicht so eine«, sagte sie ohne ein Zeichen der Erschütterung in der Stimme. Sie beugte sich etwas nach vorne und legte die rechte Hand über das Gesicht ihres Mannes, als wollte sie es verdecken und vor Blicken schützen. Mehrere Sekunden verharrte sie in dieser Position, bevor sie die Hand zurückzog und sich umdrehte, sodass sie mit dem Rücken zur Bahre stand.
    »Nein«, sagte sie tonlos. »Nein und nochmals nein.«
    »Was soll das heißen?«, gab Batzko erstaunt zurück. »Ist der Tote nicht Arndt Baumann?«
    Sie zeigte auf den Rollwagen mit der Kleidung. »Ich meine das da. Das stinkende Pennerzeug. Das ist nicht mein Mann.«
    Und noch bevor die Kommissare reagieren konnten, nahm Edith Baumann die Sonnenbrille in einer raschen Bewegung ab. Ihre blaugrünen Augen füllten sich mit Tränen. Sie blickte abwechselnd zu Gerald und Batzko. »Wie können Sie es wagen? Was haben Sie sich überhaupt dabei gedacht?« Ihre raue, tiefe Stimme verzerrte sich, überschlug sich beinahe vor Erregung. »Wie konnten Sie mir das nur antun? Wie konnten Sie ihn so bloßstellen?«
    »Vielleicht sollten wir nach draußen gehen«, schlug Gerald vor.
    »Ich gehe nirgendwo hin, bevor ich keine

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