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Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
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sprach mit ernster Stimme.
    »Ach Dad. Du weißt doch …«
    Wilfried Scharnagl lachte auf. »Vergiss es. Nur eine Routineangelegenheit, die mich betrifft.«
    Der Junge wirkte dennoch, als wäre in diesem Moment eine kleine Last von seinen Schultern gefallen, kam aber nicht näher. »Ist die Mama da?«
    »Arbeitet noch.« Scharnagl runzelte die Stirn, als hätte ihn die Frage geärgert oder irritiert.
    »Oh. Stimmt ja. Hat sie gesagt. Okay, ich geh nach oben, schlafen. Am Abend fahre ich noch mal in die Stadt.« Gemächlich ging er auf die Treppe zu.
    » Dad! «, wiederholte Scharnagl mit übertriebener Betonung, als sein Sohn außer Hörweite war. »Ich hätte niemals gedacht, dass mein Sohn, mein einziges Kind, mich einmal ›Dad‹ nennen würde wie in einer dieser amerikanischen Serien.«
    »Vielleicht kommen wir besser wieder zurück zu Herrn Baumann«, insistierte Batzko. »Wie oft haben Sie sich getroffen?«
    »Gesehen habe ich ihn … warten Sie, dreimal. Die ersten beiden Male in seinem Büro im Lehel, an der Isar. Es war so erbaulich, dass ich gedacht habe, warum suche ich mir nicht anschließend eine schöne hohe Brücke. Da kämpft man Tag und Nacht um eine Geldspritze, lässt sich von seinem Schwiegervater demütigen, bis auch der sich zurückzieht. Drei Wochen habe ich nicht geschlafen, weil ich es nicht begreifen konnte, habe mir wie ein Tier die Nase an meinem Käfig eingeschlagen. Und dann macht einem so ein Insolvenzverwalter kalt lächelnd klar, dass nicht nur alles weg ist, sondern dass ich genau deshalb, weil ich nicht aufgeben wollte, schon mit einem Bein im Knast stehe. Wegen Insolvenzverschleppung.«
    Eine Pause trat ein, in der Scharnagl stumm den Fußboden anstarrte.
    »Herr Baumann hat die Gesetze nicht gemacht«, sagte Gerald schließlich.
    »Mein Bankdirektor auch nicht, der mich Pleite gehen lässt, damit der große Fisch einen kleinen schluckt. Die Hälfte meiner Leute arbeitet schon bei dem, für drei Euro weniger die Stunde. Was sind das für Gesetze, frage ich Sie, die nicht mich schützen, sondern die Banken? Fünfzigtausend ist meine private Bürgschaft bei meiner GmbH. Weg, alles weg. Meine Firma, das Haus. Drei Generationen Scharnagl – weg, aus, vorbei.«
    »Wann haben Sie Herrn Baumann zum letzten Mal gesehen?«, fragte Batzko und schob seinen Oberkörper etwas nach vorne.
    Scharnagl griff zu seinem Glas, hob es an, stellte es dann aber in einer abrupten Bewegung zurück auf den Bierdeckel.
    »Den Baumann … warten Sie. In der letzten Woche, am Montag oder Dienstag, da kam er hierher, weil er noch Unterlagen gebraucht hat.«
    »Die Sekretärin von Herrn Baumann beschrieb Sie als impulsiv und aufbrausend. Sie sollen sich sogar zu persönlichen Drohungen haben hinreißen lassen. Stimmt das?«
    Der Angesprochene stand auf, schaute von einem Kommissar zum anderen und wieder zurück, breitete die Arme aus und schüttelte wieder den Kopf, als könne er die Frage nicht begreifen. »Wollt ihr mich gleich mitnehmen? Da!« Er hob die Arme und überkreuzte die Hände. »Bei euch muss ich wenigstens fürs Essen nichts bezahlen, oder?«
    »Wenn Sie bitte die Frage meines Kollegen beantworten würden«, sagte Gerald ruhig.
    »Schon gut. Staubtrocken war er, der Baumann«, fuhr Scharnagl fort. »Bürokratisch. Pedantisch. Und manchmal wie abwesend, als ginge ihn das alles nichts an. Ja, diese Kombination hat mich rasend gemacht. Mag sein, dass ich kurz mal laut geworden bin. Auf dem Bau muss man das manchmal. Ist so. Und wenn einem selbst der Stuhl unter dem Hintern weggezogen wird, und da sitzt jemand, der nur Paragraphen ausspuckt und einem stocknüchtern klarmacht, dass man sich durch die ganze Strampelei, den Stress, die Schlaflosigkeit und die Rettungsversuche nur noch tiefer reinreitet ins Elend – da bin ich vielleicht mal etwas lauter geworden. Aber ich tue dem Mann doch nichts an. Was halten Sie von mir?«
    »Was haben Sie letzten Sonntagabend gemacht, Herr Scharnagl?«
    »Wieso Sonntag? Ah, ich verstehe: Ob ich ein Alibi habe, wollen Sie wissen.« Er trank einen tiefen Schluck von seinem Bier, setzte ab und führte das Glas erneut an den Mund. Vielleicht wollte er die Kommissare provozieren oder sich eine passende Antwort zurechtlegen. »Also, da bin ich mit dem Motorrad gefahren. Ab dem Nachmittag, es war ja ein schöner Tag. Wenn Sie auf die Alpen zufahren, diese Kulisse vor sich sehen – das setzt die Dinge in ein anderes Licht. Ich brauche das. Sie schauen auf die wuchtige

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