Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)
dass ich meinen Lebensstandard unter allen vorhersehbaren Umständen aufrechterhalten kann. Vielleicht habe ich nicht deutlich genug gemacht, dass wir eine sehr gute Ehe geführt haben, nicht trotz, sondern wegen unseres besonderen Abkommens. Keine Heimlichkeiten, keine Lügen, keine Ausflüchte, keine Heucheleien und falschen Sentimentalitäten, sondern eine Übereinkunft zweier erwachsener Menschen. Außerdem sind wir immer ein, sagen wir, sehr nachtaktives Paar geblieben, und ich kenne wahrlich nicht viele, die das nach über zwei Jahrzehnten von sich behaupten können. Ich habe eben immer die nötige Disziplin gehabt, auf meinen Körper zu achten.«
In einer schnellen, entschiedenen Bewegung stand sie auf. »Ich stehe Ihnen natürlich jederzeit zur Verfügung, meine Herren. Aber ich habe jetzt einen Punkt erreicht …«
»Wir gehen davon aus, dass Sie nicht verreisen, ohne uns vorher zu informieren«, sagte Batzko.
»Warum sollte ich München verlassen?«, sagte sie spürbar verärgert. »Ich muss die Beerdigung organisieren, die Kanzlei auflösen und mich mit unzähligen Ämtern herumschlagen. Glauben Sie mir, ich habe in keiner Sekunde ans Wegfahren gedacht. Ich muss nur laufen, zweimal am Tag, oder mein Kopf fliegt auseinander.«
Als Edith Baumann die Tür öffnete, sahen sie, dass es zu regnen begonnen hatte. Ein feiner, aber sehr dichter Schauer. Sie machte zwei Schritte zurück in die Diele und griff nach einer blauen Regenjacke mit reflektierenden Streifen an den Armen.
»Warum hat es mit Ihrem Mann diese Entwicklung genommen?«, fragte Gerald, während er bereits auf der Fußmatte stand. »Es muss doch eine Erklärung dafür geben.«
Edith Baumann ließ die Tür ins Schloss fallen. Sie verharrte einen Moment in dieser Position, mit dem Rücken zu den Kommissaren, bevor sie sich umdrehte und Gerald direkt in die Augen blickte.
»Erklärungen sind doch etwas für Kinder, meinen Sie nicht auch?«
Dann lief sie los und ließ die beiden Kommissare auf ihrem Grundstück einfach stehen.
Am frühen Nachmittag meldete sich Herr Burger telefonisch aus Südfrankreich. Er entschuldigte sich für seinen verspäteten Rückruf damit, dass er auf einem Segeltörn gewesen war. Tatsächlich hatte er sein Leben ganz nach Frankreich verlagert. Die Einnahmen aus drei Mietshäusern in Giesing reichten aus, um dort ein sorgenfreies und angenehmes Leben führen zu können. Die kleinen Unannehmlichkeiten dabei überließ er gerne den anderen, wie zum Beispiel einem befreundeten Maklerehepaar aus München-Solln, das sich um die Häuser kümmerte. Lediglich bei umfassenderen Problemen wie Renovierungen und Umbauten setzte man sich zusammen. Was die betreffende Wohnung in der St.-Martin-Straße anging, wusste er absolut nichts. Das Geld war jedenfalls immer pünktlich auf seinem Konto gelandet, wo es auch hingehöre.
»Dreimal darfst du raten, wie das Maklerehepaar heißt«, sagte Batzko und pfiff durch die Zähne.
»Gerd und Gertie Thaler?«
»Genau.« Batzko suchte kurz nach der Telefonnummer und rief dann bei dem Maklerbüro an. Er erreichte jedoch lediglich den Anrufbeantworter und bat um Rückruf.
»Hatte Mostert nicht versprochen, uns heute anzurufen?« Batzko hatte den Telefonhörer noch in der Hand. »Na, wo ich gerade dabei bin.« Er nahm Mosterts Visitenkarte, wählte die Durchwahl und landete bei einer Sekretärin, die ihm mitteilte, dass sich der Ministerialdirigent in einer wichtigen Besprechung mit dem Staatssekretär befand und sie seinen Namen jedoch gerne auf die Liste mit den Rückrufen setzen könnte.
»Ganz oben, bitte«, brummte Batzko und legte auf.
Als er für einen Moment alleine war, wählte Gerald Annes Handynummer, erreichte jedoch nur ihre Mailbox. Während der Arbeit im Callcenter musste sie ihr Telefon wahrscheinlich ausgeschaltet lassen. Trotzdem war Gerald deprimiert, weil er gerne ihre Stimme gehört hätte. Er hinterließ eine Nachricht, dass er sie an diesem Abend auf ein Glas Wein einladen wollte. Der Tag der Anrufbeantworter, Mailboxen und Vorzimmerdamen, dachte er und hoffte, dass sich kein Termin mehr dazwischenschieben würde.
Was das anging, hatte er Glück. Mostert rief zurück und kündigte seinen Besuch für den kommenden Vormittag an. Kurz darauf meldete sich auch das Ehepaar Thaler mit einem Rückruf. Batzko vereinbarte einen Besuch bei ihnen nach dem Gespräch mit Mostert.
Gerald tippte die Berichte und trank einen Kaffee mit Tanja Hillenbrand. Die Pressesprecherin
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