Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)
natürlich … die folgenden Namen sagen mir nichts … aber hier, dieser Dr. Franz-Georg Mostert, das ist ein Bekannter von ihm, aus der Referendarzeit, den er vor einiger Zeit zufällig wiedergetroffen hat. Ich glaube, dass sie sich manchmal auf ein Bier getroffen haben … mit den Namen kann ich wieder nichts anfangen … Walter Frommen ist, glaube ich, ein Kollege … Thaler, Gerd und Gertie, ja, das sind, also, das waren Freunde von Arndt, die er schon lange kannte. Er hat sie als Anwalt beraten, in seiner Anfangszeit, als er sich noch nicht auf Insolvenzen spezialisiert hatte. Sie sind Immobilienmakler, vielleicht haben Sie die Werbung mal irgendwo gelesen: »Ein Thaler für Ihre Wohnung«.
Gerald wurde hellhörig. »Immobilienmakler, sagen Sie. In München tätig? Standen Sie auch in Kontakt mit ihnen?«
»Früher. Wir sind manchmal gemeinsam ins Theater gegangen oder ins Restaurant. Sie haben eine erwachsene Tochter, die nicht mehr bei ihnen wohnt. Arndt hatte mehr mit ihnen zu tun als ich.«
»Warum? Haben Sie sich mit den Thalers nicht verstanden?«, hakte Batzko nach.
Frau Baumann war die Frage sichtlich unangenehm. Sie zögerte mit ihrer Antwort und nahm einen Schluck Wasser, um sich etwas Zeit zu verschaffen. »Ehrlich gesagt habe ich Gertie nicht besonders gemocht. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie für Arndt mehr empfindet als bloße Freundschaft. Ich kann natürlich nicht beweisen, dass es tatsächlich so war, aber als Frau hat man so eine Intuition. Dann hat man keine Lust mehr, sich neben ihr in der Toilette des Theaters die Nase zu pudern – wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Vollkommen. Da ist noch ein Name auf der Liste, Frau Baumann.«
Sie beugte sich erneut nach vorne. »Scharnagl, Wilfried Scharnagl. Ich kenne ihn definitiv nicht, aber irgendetwas war da … ja, jetzt erinnere ich mich. Das ist die Insolvenz, die mein Mann gerade bearbeitet hatte. Ein bitterer Fall, unverschuldet in den Abgrund gerutscht, wie es gerade kleinen Betrieben nicht selten passiert. Aber in dieser Geschichte war noch etwas anderes. Dieser Herr Scharnagl, ein Handwerker aus dem Umland, wenn ich mich richtig erinnere, hat in seiner Panik eine richtige Dummheit begangen, eine klare Gesetzesübertretung, noch dazu dilettantisch ausgeführt. Mein Mann hat das zufällig mitbekommen und konnte das natürlich nicht einfach übergehen. Das ist eben der große Unterschied zwischen einem Anwalt, der im Auftrag eines Mandanten tätig wird, und einem Insolvenzanwalt, der vom Gericht benannt wird. Arndt war bewusst, dass dieser Scharnagl aus purer Hilflosigkeit und Wut keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat, aber meinem Mann waren die Hände gebunden.«
»Und dieser Widerspruch hat ihn belastet?«
Sie nickte lebhaft. »Ganz sicher. Er hat außergewöhnlich viel über diesen Fall mit mir gesprochen. Vielleicht hat er bei mir nach einer Art Bestätigung für seine Haltung gesucht. Wissen Sie, seine Sekretärin ist eine nette Person, eine pummelige Plaudertasche, die die ganze Welt am liebsten wie ein Stoffkissen an sich drücken würde. Sie würde bei diesen Geschichten in Tränen ausbrechen. Mit mir konnte er dagegen offen über solche Dinge sprechen.«
»Wie ist es dann möglich, dass Sie nichts von der Wohnung in Giesing gewusst haben? Was hat er Ihnen gesagt, wenn er Stunden, vermutlich ganze Wochenenden dort verbracht hat?«
Edith Baumann schloss die Augen. Sie war mit einem Mal in sich gekehrt, wirkte müde und resigniert. »Was er gesagt hat?« Ihre Stimme war so leise, als würde sie zu sich selbst sprechen. »Ich gehe das Loch zusaufen. So hat er sich ausgedrückt, wenn er gegangen ist am Freitagnachmittag oder am Samstag. Und irgendwann in der Nacht von Sonntag auf Montag ist er wiedergekommen, hat sich ins Bett geschlichen, ins Gästezimmer im ersten Stock, damit ich seinen Alkoholatem nicht rieche, hat ein paar Stunden geschlafen und ist dann in die Kanzlei gefahren, um seine Arbeit zu machen.«
»Sie haben also doch davon gewusst?«
Sie lachte auf, ein kurzes, bitteres Lachen. »Sie wissen nicht, wie das ist, wenn man seinen Mann verliert, über lange Zeit hinweg, jedes Jahr, jeden Monat, jeden Tag ein winziges Stück mehr.«
»Warum hat er das gemacht? Hat er darüber mit Ihnen gesprochen?«
»Gesprochen haben wir kaum darüber.« Sie rieb sich mit der Hand über die Schläfen, als hätte sie mit einem Mal Kopfschmerzen bekommen. »Aber ich habe natürlich mitbekommen, dass er seinen Beruf, das,
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