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Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
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Arndt Baumann gerade im falschen Moment bei euch aufgetaucht ist.«
    Wendelin nickte mit fest verschlossenen Lippen. »Ich kann es nicht aushalten, ihn so zu sehen. Wie er daran kaputtgeht. Und meine Mutter bald auch, wenn es so weitergeht.« Er hielt die Hand vor das Gesicht, dennoch tropften mehrere Tränen in den Kakao.
    »Es ist verständlich, dass du dich mies fühlst, aber irgendwie hasst du auch diesen Anwalt, oder?«
    Wendelin zögerte mit der Antwort, als hätte er eine Ahnung, welchen Verlauf dieses Gespräch nehmen würde. »Es geht doch gar nicht um mich persönlich in diesem Aufsatz«, sagte er schließlich. Er nahm die Hände vom Gesicht, seine Augen waren nass, aber er war sich offenbar sicher, nicht mehr weinen zu müssen.
    »Du hast natürlich Recht, Wendelin. Aber in einem anderen Text schon.«
    Gerald legte die Kopie des Bekennerschreibens dorthin, wo gerade noch Wendelins Tasse gestanden hatte. Wendelin las den Text nicht einmal, sondern drehte den Kopf in einer schnellen Bewegung zur Wand.
    »Schmeckt der Kakao? Möchten Sie noch etwas bestellen?«
    Gerald hatte die Frau weder gesehen noch gehört. Sie stand plötzlich unmittelbar neben ihm. »Oh. Vielen Dank. Nein, wir haben alles. Der Kakao ist wunderbar.«
    »Und warum trinken Sie ihn dann nicht?«, meinte sie mit leicht pikierter Stimme.
    Gerald sah auf die randvolle Tasse, als hätte er erst in diesem Moment ihre Existenz bemerkt.
    »Verzeihung, aber wir führen gerade ein ernstes Gespräch.«
    »Ja. Väter und Söhne und dieses schwierige Alter. Das kennt man.«
    Gerald atmete hörbar ein, und tatsächlich zog sich die Frau zurück.
    »Du leugnest also nicht, das hier geschrieben und an uns geschickt zu haben?«
    Wendelin zuckte die Achseln. Es schien ihm bewusst, dass ihn seine Geste in gewissem Sinne verraten hatte, aber er wirkte nicht verängstigt oder eingeschüchtert.
    »Muss ich dazu etwas sagen?«
    »Nein. Du kannst natürlich auch schweigen. Die Frage ist nur, ob es klug ist. Bei ausreichendem Verdacht kann es eine Hausdurchsuchung geben. Wir werden deine Eltern befragen, die gerade genug andere Probleme haben, denke ich, aber auch deine Freunde, deine Lehrer …«
    »Selbst wenn ich es gewesen wäre. Das kann man doch nicht wirklich ernst nehmen, oder?« Er biss sich auf die Lippen. Ein unfreiwilliges Geständnis, dachte Gerald und hatte Mühe, ein leichtes Grinsen zu unterdrücken.
    »Wo warst du eigentlich am Sonntagabend vor zwei Wochen?«
    »Vor zwei Wochen? Mein Gott, das war in den Ferien, da ist ja ein Tag wie der andere. Aber Moment, Sie meinen doch nicht den Abend, als dieser …?«
    »Genau diesen Abend meine ich, Wendelin.«
    Der Junge begann plötzlich zu zittern.
    »Hey, beruhige dich, Wendelin. Denk in Ruhe nach.«
    Der Junge legte die Arme vor den Oberkörper, als wäre ihm plötzlich kalt geworden. »Ich bin mir nicht sicher. Doch, warten Sie? Da war ich in der Kultfabrik. Ich bin da einfach aus Langeweile hingefahren.«
    »Hast du dich mit jemandem getroffen? Hat jemand mir dir gesprochen? Dich gesehen?«
    Wendelin biss sich auf die Lippen und errötete wieder. »Ich habe gehofft, ich würde jemanden treffen, den ich kenne. Zu Hause halte ich es im Moment einfach nicht aus, und meine Kumpels sind im Urlaub oder jobben. Ich weiß nicht, ob mich jemand gesehen hat. Ich habe aber auch was gegessen, vielleicht kann die Bedienung sich erinnern.«
    »Und wenn ich nun behaupte, dass Herr Minker – du weißt schon, der freundliche Nachbar, mit dem du und deine Schulkameraden neulich so ein nettes Gespräch hattet –, wenn also Herr Minker, der jeden Abend am Flaucher seine Runde dreht, dich dort gesehen hat, und zwar zur Tatzeit?« Es war ein Schuss ins Blaue, aber mit der Wirkung eines Volltreffers. Augenblicklich wich alle Farbe aus Wendelins Gesicht, seine Unterlippe zitterte.
    »Dieser … Hat der denn nichts anderes zu tun? Ja, ich war dort, nachdem ich in der Kultfabrik niemand getroffen habe. Es ging mir einfach beschissen, Sie wissen ja selbst, warum. Ich habe dann jemand gesehen, in diesen abgerissenen Klamotten. Ich konnte es erst nicht glauben, dass es dieser Baumann war, ich meine, in diesem Aufzug. So etwas Verrücktes kann man sich doch einfach nicht vorstellen. Aber ich schwöre Ihnen, ich habe nicht einmal mit ihm geredet. Ich war so erschrocken, dass ich ihm aus dem Weg gegangen bin. Das müssen Sie mir glauben.«
    Er warf einen Blick auf die Uhr und war im selben Moment schon aufgesprungen. »Ich kann

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