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Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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versehen, sowie »Cremefarbene Lampe mit Schirm« oder »Marineblaues Handtuchset X 2 « oder »Drei Auflaufformen – blau«.
    Seine Schritte hallten auf dem glänzenden Holzboden.
    In der Küche hatten die Kriminaltechniker ihre Spuren hinterlassen – die Umrisse der Leiche, mit Kreide markiert, weiße Kreise, kleine Aufkleber. Der Boden war über und über mit Blut befleckt, die Wände voller Spritzer und Kleckse, ebenso ein Tischbein und die Seite eines Stuhls. Doch Serrailler hatte das eigenartige Gefühl von – nichts. Nichts. Kein Kampf, keine Angst, nichts war präsent. Die Wohnung hätte ebenso gut niemals bewohnt gewesen sein können. Sie ließ keinen Schluss zu, lieferte keinerlei Hinweis darauf, wer hier gewesen war und warum.
    Das war die schlimmste Art eines Falls, der Mord ohne offensichtliches Motiv, keine Zeugen, nichts und niemand war aufgefallen. Es sei denn, es gäbe die DNA von einem anderen als dem Opfer und dem Ehemann. Der Fall fühlte sich kalt, versiegelt, sinnlos, leer an.
    Leer.
     
    »Über siebzig Prozent der Morde werden von einem Partner oder nahen Verwandten begangen«, sagte Serrailler zu dem wartenden Polizisten, der nickte und fragte: »Soll ich die Tür schließen, Sir?«
    »Danke, ja.«
    Draußen rief er den neuen Detective Sergeant an. »Graham? Wo ist Craig Drew?«
    »Bei seinen Eltern, Sir. Er hat die Adresse Oak Row 6 , Nether End, Foxbury, angegeben.«
    »Können wir uns dort in einer halben Stunde treffen?«
    »Sir.«
    Graham Whiteside war vor gut sechs Monaten von der Thames Valley Force zu ihnen nach Lafferton gekommen. Simon hatte sich noch keine Meinung über ihn gebildet. Das sollte er aber. Seitdem Nathan Coates fortgegangen war, hatte Serrailler zu keinem anderen Kriminalbeamten eine enge Arbeitsbeziehung aufgebaut, und er spürte, dass es ihm fehlte. Zwar arbeitete er gerne allein, plante und dachte nach, doch draußen im Einsatz brauchte er einen guten Kollegen, der helle war, auf Simons Wellenlänge, loyal und zuverlässig. Nathan, inzwischen Detective Inspector in Yorkshire, war so einer gewesen. Er und seine Frau hatten einen Sohn, Serraillers Patenkind Joe, und erwarteten das zweite Kind. Er musste sie besuchen, doch im Augenblick hätte Yorkshire ebenso gut auf dem Mond liegen können.
     
    Es war zwanzig nach elf. Altweibersommer. Die Blätter waren glanzloser, aber noch dick und kaum verfärbt. Simon fuhr aus Lafferton hinaus aufs Land. Foxbury. Netter Ort, einer der letzten mit zwei bewirtschafteten Höfen, Gemüseanbau, von Neubauten nicht viel zu sehen.
    Oak Row lag ganz am Rand, sechs Landhäuser, früher einmal Unterkunft für Arbeiter auf dem angrenzenden Bauernhof. Ähnlich dem ersten Landhaus in Kent, das den Flammen des Brandstifters zum Opfer gefallen war. Serrailler erinnerte sich an den durchdringenden Geruch des ausgebrannten Gebäudes, den Anblick verdrehter und geschwärzter Balken und Dachsparren. Zwei Menschen waren dort ums Leben gekommen.
    Doch diese Landhäuser hier waren weiß getüncht und schmuck. Nummer sechs bestand eigentlich aus zwei Gebäuden, die zu einem zusammengelegt worden waren. Dahinter lagen frisch gepflügte Felder, die den Blick auf Starly Tor freigaben.
    Der Garten war bunt bewachsen mit Dahlien, Chrysanthemen, einer spät blühenden Rose. Zwei Wagen waren draußen abgestellt. Als Serrailler hinter ihnen parkte, nahm er aus dem Augenwinkel eine kurze Bewegung in einem Fenster im ersten Stock wahr.
    DS Graham Whitesides Wagen bog in die Straße ein.

[home]
    Neun
    D as hintere Zimmer hatte einen altmodischen Wintergarten, der sich bis in den Garten hinein erstreckte. Die Tür stand offen, der kleine Raum unter dem ungeschützten Glasdach war aufgeheizt. Hinter dem langen Rasenstück mit Blumenbeeten zu beiden Seiten befand sich ein Auslauf, in dem sechs Zwerghühner scharrten. Über dem Zaun fiel der Blick auf Felder, Hecken, Bäume und Starly Tor.
    Craig Drew saß auf dem Korbsofa und starrte nach draußen, als betrachtete er den Garten und die Aussicht, doch Simon wusste, dass Craig nichts sah, dass er den Blick nach innen gekehrt hatte, wie in einen dunklen Tunnel. Er hatte dichtes, wirres, lockiges Haar und ein schmales Gesicht. Die Augen waren abgestorben, eingesunken in die Höhlen. Er war unrasiert. Die Hände hingen zwischen den Knien, die Nägel waren abgekaut. Der DCS hatte ihn auf den Hochzeitsfotos gesehen, glücklich, einen Arm um Melanies Taille gelegt, bekleidet mit

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